Ausgabe 1 >2019
Die Operationsverfahren bei Brustkrebs sind in den letzten Jahren immer schonender geworden – 80 Prozent der Patientinnen wer- den brusterhaltend operiert. Die Studien der letzten 30 Jahre haben bewiesen, dass eine Kombination aus einer schonenden Operation mit anschließender Bestrahlung eine gleich hohe Überlebensrate vorweist, wie die Brustamputation. Doch durch die Lage, Größe und Verbreitung des Tumors kann es vorkommen, dass größere Teile der Brust entfernt werden müssen. Dank spezialisierter Tech- niken ist es Professor Kühn und seinem Team aber möglich, die Brust so zu verkleinern und in ihrer Form zu verändern, dass eine ästhetisch schöne Brustfom verbleibt. Für diese speziellen Tech- niken der „onkoplastischen Chirurgie“ verfügt Professor Kühn über eine Spezialausbildung in der wiederherstellenden Chirurgie der Brust. Diese Spezialausbildung ermöglicht es ihm und seinem Team, den Patientinnen eine vollumfängliche Behandlung aus einer Hand zu bieten. Für besondere wiederherstellende Operationen der gesamten Brust arbeitet Professor Kühn mit seinem Kollegen Pro- fessor Thomas Schoeller zusammen. Der Ärztliche Direktor des Zentrums für ästhetische Chirurgie am Marienhospital verfügt über große Erfahrung bei den sogenannten freien Lappenplasti- ken. „Professor Schoeller und sein Team kommen zu uns nach Ess- lingen und wir operieren gemeinsam“, sagt Professor Kühn. Dank der Kooperation kann im Brustzentrum die einzige noch fehlende Technik der Brustrekonstruktion anbieten und damit jeder einzel- nen Frau die beste Behandlung ermöglichen. Keine radikale Lymphknotenentfernung Zum Konzept der schonenden und effektiven Eingriffe gehört auch, dass die Lymphknoten nicht mehr radikal entfernt werden. „Vor 20 Jahren war es Standard, dass Brustkrebspatientinnen die Lymph- knoten in den Achselhöhlen komplett entfernt wurden. So sollte verhindert werden, dass Tumorzellen über das lympathische Sys- tem im Körper verteilt werden und sich Metastasen bilden“, sagt Professor Kühn. Die Folge der radikalen Entfernung ist ein Lymphödem, also eine Flüssigkeitsansammlung zwischen den Zellen. Dies kann zu einer massiven Armschwellung führen, die erhebliche Beschwerden mit sich bringt. Zudem haben Studien, an denen Professor Kühn maßgeblich beteiligt war, ergeben, dass eine komplette Entfernung der Lymphknoten keinen Vorteil für einen positiven Heilungsverlauf bietet. Durch die Untersuchung des soge- nannten Wächterlymphknotens, also des Lymphknotens der der Brust am nächsten steht, lässt sich durch den Pathologen fest- stellen, ob dieser Lymphknoten von Tumorzellen befallen ist. „Wenn der Wächterlymphknoten nicht befallen ist, dann sind auch die anderen Lymphknoten tumorfrei und müssen nicht entfernt wer- den“, erklärt er. Professor Kühn hat die erste Studie dazu bereits 1997 veröffentlicht und in zahlreichen Folgestudien die Sicherheit des Konzeptes bestätigt. In den Leitlinien zur Behandlung von Brustkrebs ist festgelegt, dass die radikale Entfernung von axilli- ären Lymphknoten nur noch dann vorgenommen werden soll, wenn die gewebliche Feinuntersuchung auf Tumorzellen am Wächter- lymphknoten positiv war. „Selbst bei einem geringen Befall der Lymphknoten ist keine radikale Operation erforderlich. Denn durch die anschließende Bestrahlung können die verbliebenden Tumor- zellen zerstört werden“, sagt Professor Kühn. Schonend und effektiv – mit diesen zwei Schlagwörtern lässt sich die Behandlung von Brustkrebs am Klinikum Esslingen zusammen- fassen. Leiter des Interdisziplinären Brustzentrums und Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe ist Professor Dr. Thorsten Kühn. „Im Fokus der Behandlung steht das Wohl und die Lebensqualität der Patientin“, sagt er. Und dazu zählt nicht nur die erfolgreiche Therapie des Tumors, sondern auch ein ansprechendes ästhetisches Ergebnis nach der Operation. Die Heilungsrate bei Brustkrebs beträgt heute über 80 Prozent. Brustkrebs schonend behandeln 14 Esslinger Gesundheitsmagazin 1 2019
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