Ausgabe 1 >2019
18 Esslinger Gesundheitsmagazin 1 2019 Leukämie, kurz AML, lautete die exakte Diagnose, und die ist unbehandelt innerhalb weniger Wochen lebensbedrohlich. Sechs Monate Chemotherapie „Herr Genc war mit 52 Jahren bei der Erst- diagnose relativ jung und in einer guten Risiko-Klasse eingestuft. Dennoch ist die AML in jedem Fall eine höchst gefährliche Erkrankung und die Behandlung sehr anstrengend“, sagt Privatdozent Dr. Swen Weßendorf, leitender Oberarzt der Klinik für Allgemeine Innere Medizin, Onkologie / Hämatologie, Gastroenterologie und Infek- tiologie im Klinikum Esslingen, der Murat Genc von Anfang an behandelt und mit dem Team der Station M10G begleitet hat. „Wir haben ihn gleich in eine unserer Therapie- studien der Deutschen Leukämiestudien- gruppe mit aufgenommen.“ In den folgen- den sechs Monaten ist Murat Genc für die Chemotherapie immer wieder für mindes- tens drei Wochen stationär in der Esslinger Klinik. Insgesamt fünf Chemotherapie-Blö- cke muss er über sich ergehen lassen. „Die erste Chemo war die schlimmste“, erinnert er sich. Er habe mit Halluzinationen zu kämpfen, seine Nerven nicht im Griff „Ich lebe gesund, mache viel Sport, was soll mir passieren!“ Arztbesuche waren für Murat Genc kein Thema, warum auch, es ging ihm gut. Der Sohn türkischer Eltern war erfolgreich im Beruf als Programmierer und engagierte sich seit seiner Jugend im örtlichen Fußballverein, dem VfB Reichen- bach. Laufen, Radfahren und vor allem Fuß- ball, das waren seine Hobbies, die er mit Leidenschaft betrieb. Anfang 2012 jedoch hatte er beim Zähneputzen immer wieder starkes Zahnfleischbluten. Beim Laufen fehlte ihm die Kraft. Die Lymphknoten waren oft geschwollen, dazu hatte er Fie- ber. Schließlich ging er doch zu seiner Haus- ärztin. Die erkannte schnell die dramatische Situation und schickte Murat Genc in die Notaufnahme des Klinikums Esslingen. Dort erfuhr er die niederschmetternde Diagnose: Leukämie. „Der Oberarzt, der gleich dazu geholt worden war, sagte, das sei ein schwieriger Weg, aber behandelbar.“ Wie dramatisch die Situation war, erfuhr er spä- ter auf der hämato-onkologischen Spezial- station des Klinikums Esslingen: Er sei noch gerade rechtzeitig gekommen, hätte er eine Woche oder zehn Tage länger gewartet, wäre es zu spät gewesen. Akute myeloische Nach vorne schauen, nie zurück Aus heiterem Himmel trifft Murat Genc im Frühjahr 2012 die Diagnose akute myeloische Leukämie. Für ihn und seine Familie war das „wie gegen eine Wand gefahren“. Aber er kämpft, trotz vieler Rückschläge, und sagt heute nach unzähligen Chemo- therapien und einer Knochenmarkspende: „Mir wurde ein neues Leben geschenkt.“ gehabt. Die anderen Chemotherapien habe er dann besser verkraftet. Aber ohne Kom- plikationen ging es dennoch nicht. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen breitet sich in seiner Lunge ein Pilz aus. Sein durch die Therapie stark geschwächtes Immunsystem kann dem zu wenig entgegensetzen. Aber die Behandlung der Lunge verläuft glatt und so haben die Ärzte die Pilzerkrankung schnell im Griff. Auf der Station machen ihm Ärzte und Pflegepersonal immer wieder Mut: „Sie schaffen das“, hört er immer wieder. Auch die Begleitung durch die Psychologin der Klinik hilft ihm. „Ich wollte nie über den Tod nachdenken. Die Psychologin hat mir immer wieder Stift und Papier gegeben und mich malen lassen.“ Danach haben sie geredet, viele Stunden lang, auch über den Tod. „Am Anfang hat mein Mann nur schwarze Löcher gemalt“, erinnert sich Angelika Murat. „Im Laufe der Zeit aber sind seine Bilder immer bunter geworden.“ Dann ist es endlich geschafft. Im Herbst geht es zur Reha nach Aulendorf. Dort bekommt er Fieber und wird zur Abklärung
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