Ausgabe 1 >2019

1 2019 Esslinger Gesundheitsmagazin 23 „Nachdem der erste Schock über- wunden ist, geht es darum, den Neustart zu planen.“ und meine Kinder haben mir geholfen und mich unterstützt, die schwierige Zeit durch- zustehen, aber medizinisch können sie ja nicht viel tun. Das belastet die Familie natürlich stark“, sagt Dr. Grimmer, der auch gleich beginnt, finanzielle und formale Dinge zu regeln, von der Patientenverfü- gung, über die Vorsorgevollmacht bis zum Testament. „Zusammen mit meiner Frau habe ich alle Verträge durchgeschaut und bei der Bank alle nötigen finanziellen Voll- machten geregelt.“ Nachdem all das abge- schlossen war, sei das eine große Beruhi- gung und Erleichterung gewesen. Vertrauen ins Behand- lungsteam Auf der onkologischen Station im Klinikum Esslingen fühlt sich Dr. Grimmer „sehr pro- fessionell betreut“. Die Kompetenz der Ärzte, die interdisziplinäre Diskussion auch seines Falls im Tumorboard und die Koope- ration mit den Medizinern an den Uniklini- ken in Ulm und Tübingen vermitteln ihm das Vertrauen und die Sicherheit, dass er in den richtigen Händen ist. „Mit einer Krebserkrankung werden sie von ihrer Umgebung mit guten Ratschlägen und Tipps zur besten Klinik und zur besten The- rapie überhäuft.“ Wichtig sei aber vor allem das Vertrauen zu den behandelnden Ärzten. Auch die Pflegekräfte in der Onkologie hat er kompetent, sehr freundlich und zuge- wandt erlebt. „Da wird auch öfter mal herz- lich gelacht.“ Zudem sei das umfassende Hilfsangebot der Klinik für Krebspatienten sehr gut, von den Psychoonkologen, über die Brücken- pflege, deren Mitarbeiterinnen und Mitar- beiter sich regelmäßig bei ihm zuhause melden, bis zum Ernährungsdienst. „Den Eindruck, man werde mit seiner Krebser- krankung allein gelassen, kann ich nicht nachvollziehen. Das Angebot ist da, man muss es nur aktiv nutzen.“ Bis in den Herbst 2018 fährt Dr. Grimmer regelmäßig aus dem Esslinger Ortsteil Rüdern in die Klinik zur ambulanten Thera- pie. Da er zunächst weiterhin nicht schlu- cken kann, wird er künstlich ernährt. „Das Ernährungsteam der Klinik hat uns sehr gut beraten und meine Frau in der Handhabung der künstlichen Ernährung geschult, so dass wir das auch zu Hause leisten konnten“, berichtet Dr. Grimmer. Aber schon nach sechs Wochen hatte die Therapie den Tumor soweit reduziert, dass er langsam wieder normal essen konnte. Dennoch nimmt ihn die Chemotherapie ganz schön mit. Immer wieder leidet er unter grippeähnlichen Sym- ptomen, hat Herzprobleme und bekommt eine Lungenentzündung. „Da war es gut, dass die Klinik schnell und, wenn es sein musste, auch mitten in der Nacht für uns auf kurzem Weg erreichbar war.“ Nach der großen Chemotherapie bekommt Dr. Grimmer inzwischen eine mildere Erhal- tungstherapie im Abstand von etwa 14 Tagen. Die erste Woche danach ist für ihn aber immer noch anstrengend. Er ist stän- dig müde, leidet unter der typischen so- genannten Fatigue. Auch die Grippesymp- tome sind immer noch da, und das Essen schmeckt ihm nicht so richtig. Erst in der zweiten Woche fühlt er sich wieder ganz wohl und unternimmt ausgedehnte Spa- ziergänge in der Umgebung. Bis es mit der nächsten Chemotherapie weitergeht. Alle drei Monate wird in der Klinik ein Sta- ging durchgeführt, also der Erfolg der The- rapie kontrolliert. Inzwischen ist der Tumor fast vollständig verschwunden. „Wenn wir nicht wüssten, dass da ein Tumor war, würde man das nicht erkennen“, urteilen die Ärzte nach einer erneuten Magenspiegelung. „Ich habe wirklich Glück gehabt“, sagt Dr. Grim- mer. „Ich gehöre zu der relativ kleinen Gruppe, bei denen die Immuntherapie opti- mal wirkt, weil die genetischen Vorausset- zungen des Tumors zur Therapie passen.“ Ist eine OP möglich? Überwunden ist die Krebserkrankung damit allerdings noch nicht. Denn der Krebs hat mit Metastasen im Bauchfell ja schon erheblich gestreut. Hoffnung setzt Dr. Grimmer nun auf eine eventuell mögliche Operation in der Uniklinik Tübingen, mit der das Klinikum Esslingen kooperiert. Der Chefarzt der dortigen Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Professor Dr. Alfred Königsrainer, ist unter anderem Spezialist für die Operation von Perito- nealmetastasen. Wenn sich in den nächs- ten Wochen herausstellt, dass durch die Immuntherapie auch die Metastasen redu- ziert wurden und eine Operation möglich und sinnvoll ist, dann könnte die Erkrankung vielleicht sogar noch geheilt werden. „Das wäre allerdings ein ziemliches Wunder“, bleibt Dr. Grimmer Realist. Wenn eine Ope- ration dagegen nicht möglich ist, wird die palliative Chemotherapie fortgesetzt, mit dem Ziel und der Chance, weitere Jahre mit vernünftiger Lebensqualität zu erreichen. so

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