Ausgabe 1 >2019
44 Esslinger Gesundheitsmagazin 1 2019 >>> Vieles ist möglich – auch mit Schrittmacher Alle Patienten mit einem Herzschrittmacher erhalten einen Schrittmacherausweis. Dort sind die Programmierung und die Grunddaten des elektrischen Systems hinterlegt. Diesen müssen die Patienten zum Beispiel am Flughafen vorzeigen, da sie nicht durch die Metalldetektoren gehen sollen. Die Schrittmacher beste- hen aus einer Titan-Mangan-Legierung, worauf die Detektoren sofort reagieren. Weiterhin sollten Patienten mit einem Herz- schrittmacher nicht unter zehn Meter tauchen, keine Achterbahn fahren und keine Schlagbohrmaschinen oder Schweißgeräte benutzen. Das System des Herzschrittmachers ist dem natürlichen Taktgeber des menschlichen Herzens, dem Sinusknoten, nachempfunden. Mit Hilfe von elektrischen Impulsen bringt der Schrittmacher den Herzmuskel zur Kontraktion und unterstützt so die eigene Herz- funktion. Denn aufgrund einer Herzrhythmusstörung schlägt das Herz nicht mehr in ausreichender Frequenz, und es kommt zu einer eingeschränkten Versorgung des Körpers mit Blut und Sau- erstoff. „Die Ursachen für eine Herzrhythmusstörung können eine Herzmuskelentzündung oder ein Infarkt sein“, sagt Profes- sor Leschke. Zudem sind Blockierungen und Ausfälle der elekt- rischen Pulstätigkeit oft Folge einer degenerativen Abnutzung des Erregungsleitungssystems des Herzens. „Ähnlich wie die elektrischen Leitungen in einem Haus, das 70 Jahre alt ist, nut- zen sich auch die Leitungen im Herzen mit dem Alter ab und können die Impulse nur unzureichend oder gar nicht mehr wei- tergeben.“ Symptome der Rhythmusstörungen Folgen sind Müdigkeit, Schwindel und eine schlechte Durchblu- tung der Organe. Dadurch kann es bis zu neurologischen Ausfäl- len kommen, mit kurzer oder auch längerer Bewusstlosigkeit. Bei unklaren plötzlich auftretenden Ohnmachtsanfällen hat das Team um Professor Leschke und Dr. Wöhrle die Möglichkeit, einen Event-Recorder zu implantieren. Dieses Gerät zeichnet Herzrhyth- musstörungen auf und ermöglicht es den Ärzten, rückblickend herauszufinden, warum der Patient ohnmächtig geworden ist. In Zukunft soll es sondenlose Schrittmacher geben, die direkt in die Herzkammer eingeharkt werden. „Diese Systeme sind schon auf dem Markt, aber es wird noch einige Jahre dauern, bis wir diese Systeme den Patienten standardmäßig einsetzen“, sagt Dr. Wöhrle. Bis dahin geht die Erfolgsgeschichte der aktuellen Herz- schrittmachertherapie weiter, auch wenn seine Pioniere damals nicht daran geglaubt haben. aw Klinikum Esslingen Klinik für Kardiologie, Angiologie und Pneumologie Chefarzt Prof. Dr. Matthias Leschke Telefon 0711 3103-2401 m.leschke@klinikum-esslingen.de Kontakt „Die Ursachen für eine Herzrhythmusstörung können eine Herzmus- kelentzündung oder ein Infarkt sein.“ Herzschrittmacher haben einen Durchmesser von drei bis fünf Zentimetern. Es gibt sie von verschiedenen Herstellern
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