Ausgabe 1 >2019
1 2019 Esslinger Gesundheitsmagazin 47 fende pflegerische Kompetenzen zur Pflege von Menschen aller Altersgruppen und in allen Versorgungsbereichen ver- mitteln.“ Weiterer Vorteil: Die neue gene- ralistische Ausbildung erfüllt EU-Vor- gaben, damit wird der in Deutschland gemachte Abschluss zur Pflegefachfrau oder zum Pflegefachmann in allen Staa- ten der Europäischen Union anerkannt. Noch viel Arbeit nötig „Bis die generalistische Pflegeausbildung mit dem ersten Kurs im April 2020 star- tet, ist noch viel Vorbereitung nötig“, sagt Silvio Schuster, Pflegekoordinator in den Städtischen Pflegeheimen Esslingen. Zwar gebe es inzwischen eine bundesweite Prü- fungsordnung, aber noch keine Lehrpläne und Vorgaben etwa für die Gestaltung der Praxisblöcke. „Derzeit führen wir Koope- rationsgespräche für eine Ausbildungsal- lianz mit dem Städtischen Klinikum und mit der Esslinger Sozialstation.“ Denn künftig müssen auch die Auszubildenden der Städtischen Pflegeheime doppelt so viele Stunden bei Praxiseinsätzen im Krankenhaus und einem ambulanten Dienst absolvieren. Bislang waren die Altenpflegeschülerinnen und -schüler während der dreijährigen Ausbildung 500 Stunden im Krankenhaus und in einer gerontopsychiatrischen Einrichtung ein- gesetzt. Mit der neuen generalistischen Ausbildung werden sie unter anderem 800 Stunden im Krankenhaus und in einem ambulanten Dienst Praxiseinsatz leisten. „Flaschenhals werden die Kinderkranken- pflege und die Psychiatrie werden“, fürch- tet Silvio Schuster. Denn auch dort müs- sen künftig alle Pflegeschülerinnen und -schüler eine Zeit lang praktisch ausge- bildet werden. Umgekehrt werden aber auch Schülerinnen und Schüler aus der Pflegeschule des Klinikums und der ambu- lante Dienste mehr in den Städtischen Pflegeheimen eingesetzt. „Wir erhalten derzeit auch aus anderen Altenpflegeeinrichtungen Anfragen nach einer Kooperation“, berichtet Lore Schöl- ler, Leiterin der Schule für Pflegeberufe am Klinikum Esslingen. „Da kommt gerade ein großer Aufbruch in Gang. Durch die Kooperationsgespräche können wir bei- spielsweise auch viel über die Konzepte und Strukturen der anderen Ausbildungs- träger lernen.“ Die generalistische Ausbil- dung hält sie für eine richtige Entwick- lung. Eine Spezialisierung sei nach der dreijährigen Pflegeausbildung ja immer möglich und auch sinnvoll. Das sieht auch Silvio Schuster so. Lange war im Vorfeld diskutiert worden, ob durch die genera- listische Ausbildung die Altenpflege abge- schafft werde. „Das war genauso Unsinn, wie der jetzt gefundene Übergangskom- promiss, der es doch wieder ermöglicht, die Ausbildung im dritten Jahr auf die Altenpflege zu beschränken.“ Tatsächlich haben Auszubildende auch ab 2020 noch die Möglichkeit, sich für einen gesonder- ten Berufsabschluss in der Altenpflege oder der Kinderkrankenpflege zu entschei- den, wenn sie im letzten Jahr, statt die generalistische Ausbildung fortzusetzen, eine entsprechende Spezialisierung wäh- len. Nach sechs Jahren soll überprüft wer- den, ob das Sinn macht oder ob es nur noch die gemeinsame Ausbildung für alle geben soll. Die Pflegeschule des Klinikums Esslingen wird die Möglichkeit einrichten, sich im dritten Jahr für die Kinderkran- kenpflege zu entscheiden, und einen ent- sprechenden Abschluss anbieten. Einheitliches Curriculum Derzeit werden in der Pflegeschule des Klinikums Esslingen 120 Auszubildende als Gesundheits- und Krankenpfleger oder -pflegerin oder als Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger oder -pflegerin ausgebildet. Die Schule für Pflegeberufe am Klinikum in Esslingen bietet bereits ab dem 1. April 2020 einen zusätzlichen Kurs mit 25 Ausbildungsplätzen in der generalistischen Pflegeausbildung an. Der nächste Kurs startet dann zum 1. Oktober 2020. Derzeit wird für die generalistische Ausbil- dung ein bundeseinheitliches Curriculum erarbeitet. Jedes Bundesland muss das dann in Rahmenlehrpläne umsetzen. „Wir bereiten uns derzeit auf die neuen Lehrin- halte vor,“ berichtet Lore Schöller. So sind für das, was die Schülerinnen und Schüler wann können müssen, neue Zielvorgaben und Kompetenzstufen entwickelt worden. Pflegediagnostik und Pflegeanamnese sind wichtige Themen und die Ethikkompetenz nimmt breiteren Raum in der Ausbildung ein. „Neu ist auch, dass wir für den Kran- kenhausbereich ein Praxis-Curriculum entwickeln müssen. In den Altenpflege einrichtungen gab es das schon.“ Die Stätischen Pflegeheime, die insgesamt ständig rund 40 Schülerinnen und Schüler im ersten bis dritten Ausbildungsjahr ausbilden, müssen sich nicht nur um eine Ausbildungsallianz für die praktische Ausbildung kümmern, sondern auch mit Pflegeschulen für die theoretische Ausbil- dung kooperieren. Denn eine eigene Alten- pflegeschule haben die Städtischen Pfle- geheime nicht. „Wir wollen versuchen, die Zahl unserer eigenen Auszubildenden zu halten, was nicht einfacher wird“, so Silvio Schuster. Denn mit der generalistischen Ausbildung ist es zunächst egal, wo ein Bewerber seine praktische Ausbildung beginnt, der Abschluss nach drei Jahren als Pflegefachfrau oder -fachmann ist überall gleich. Werden sich dann mehr Bewerber erstmal für das Krankenhaus als Ausbil- dungsbetrieb entscheiden? Lore Schöller glaubt das nicht. „Oft sind es doch die Älte- ren, die eher auf die Altenpflege zugehen, oder Menschen, denen die Bezugsarbeit mit den alten Menschen wichtig ist.“ Die Pflegeschülerinnen und -schüler im Kran- kenhaus sind dagegen meist jung. Sie wollen etwas erleben und spannende medizinische Bereiche und neue Therapien kennenlernen. Auszubildende werden von examinierten Fachkräften intensiv angeleitet >>>
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy MTU2Njg=