Ausgabe 1 >2019

„Insgesamt wird die Qualität der Pflegeausbildung steigen.“ 48 Esslinger Gesundheitsmagazin 1 2019 >>> „Man muss die Pflegeausbildung auf lange Sicht sehen“, sagt die Schulleiterin. „Mit der Zeit und den Berufsjahren ver- ändern sich die Lebensumstände. War heute noch die Arbeit im Krankenhaus und das abwechslungsreiche medizinische Umfeld wichtig, ist es in späteren Jahren vielleicht eher die engere Beziehung zu den Menschen, die im ambulanten Dienst oder in einem Altenpflegeheim gepflegt wer- den.“ Insofern sei die neue generalistische Ausbildung eine wichtige Investition in die Zukunft. Positiv sehen Lore Schöller und Silvio Schuster auch die vom Gesetzgeber vor- gesehene verbesserte Praxisanleitung für die Pflegeschülerinnen und -schüler. So ist mit der neuen gemeinsamen Ausbil- dung nun festgeschrieben, dass zehn Pro- zent der Praxiseinsätze als Anleitezeit reserviert sind. Bei einem Praxisblock von 400 Stunden müssen die Auszubildenden künftig also 40 Stunden lang von einem geschulten Anleiter oder einer Anleiterin begleitet werden. „Damit steigen natür- lich auch die Anforderungen an unsere Praxisanleiterinnen und -anleiter, die sich weiter qualifizieren müssen.“ Insgesamt werde die Pflegeausbildung auf ein neues Niveau gehoben. Die Ausbildungsqualität werde steigen. Verbessert hat sich in den Altenpflege- heimen auch der Personalschlüssel, der das Verhältnis von Vollkräften zu Auszu- bildenden regelt. Bislang ersetzten hier fünf Schülerinnen und Schüler eine Voll- kraft. Künftig beträgt das Verhältnis 9,5 Auszubildende zu einer Vollkraft. „Der Personalschlüssel wurde damit den Ver- hältnissen im Krankenhaus angeglichen, wo das Verhältnis 9,5 zu 1 schon länger gilt“, berichtet Lore Schöller. Und auch der Aufwand, der für die Praxisanleitung aufgebracht werden muss, wird künftig bei der Finanzierung der Einrichtungen berücksichtigt. Änderungen bei der Finanzierung Kompliziert wird es dagegen bei der Finanzierung der Pflegeausbildung, die das Pflegeberufegesetz ebenfalls neu regelt. Durch ein Umlageverfahren sollen Einrichtungen, die ausbilden und solche, die das nicht tun, gleichermaßen zur Finanzierung herangezogen werden. Dazu müssen die Einrichtungen in regelmäßi- gen Abständen die Zahl der Fachkräfte und die der Schülerinnen und Schüler im Praxiseinsatz melden und dann werden Vergütungen zwischen den einzelnen Aus- bildungsstellen verschoben. Abgewickelt wird das finanzielle Hin und Her durch den Ausbildungsfonds Baden-Württemberg (AFBW), den die Baden-Württembergi- sche Krankenhausgesellschaft (BWKG) gerade aufbaut. „Insgesamt ist die Aus- bildungsfinanzierung damit besser gewor- den. Die Abwicklung aber ist ein bürokra- tisches Monster“, kritisiert Silvio Schuster. Und noch eine Sorge treibt den Pflegeko- ordinator um: Was wird aus den Pflege- helferinnen und -helfern mit einjähriger Ausbildung, die derzeit auch mit Haupt- schulabschluss in den Beruf einsteigen konnten? Wer die Pflegehelferausbildung mit guten Noten abschloss, konnte über- dies in die dreijährige Pflegeausbildung einsteigen, wobei ihm das erste Jahr ange- rechnet wurde. Bislang kamen etwa die Hälfte der Altenpflegeschülerinnen und -schülern über diesen Weg in den Beruf. Auch die Schule für Pflegeberufe des Klinikums Esslingen bietet die einjährige Pflegeausbildung seit zwei Jahren an. „In der Klinik werden Pflegehelferinnen und -helfer allerdings immer weniger benö- tigt“, sagt Schulleiterin Schöller. Das gelte umso mehr, wenn künftig in den Kliniken Untergrenzen für die Zahl der Fachpfle- gekräfte vorgeschrieben sind. Ob es die Pflegehelferausbildung künftig noch geben wird und welche Voraussetzungen die Bewerber erfüllen müssen, muss das Land Baden-Württemberg entscheiden. Das neue Pflegeberufegesetz gibt dazu schon einen Hinweis. So sieht die gene- ralistische Ausbildung nach zwei Jahren eine Zwischenprüfung „zur Ermittlung des Ausbildungsstandes“ vor. Klarer ist dagegen die Aussage zur mög- lichen Höherqualifizierung der Pflege- kräfte: „Ergänzend zur beruflichen Pfle- geausbildung wird ein Pflegestudium eingeführt.“ Die Hochschule Esslingen und die Universität Tübingen arbeiten dazu bereits zusammen und haben einen Stu- diengang „Bachelor of Nurse“ gegründet. Kliniken können den Studierenden Prak- tikumsplätze anbieten. Damit geht es auch mit der von vielen geforderten Akademi- sierung in der Pflege weiter. Insgesamt aber, da sind sich Lore Schöller und Silvio Schuster einig, wird die neue Ausbildung die Attraktivität des Pflege- berufes weiter erhöhen. Und sowohl im Klinikum Esslingen als auch in den Städti- schen Pflegeheimen haben die neuen Pfle- gefachfrauen und -männer ausgezeichnete Perspektiven für eine spannende Karriere in der Pflege. so Quelle der allgemeinen Zitate: www.bundesgesundheitsministerium.de Praktische Anleitung durch erfahrene Ausbilder

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