Ausgabe 1 >2020

sind die Tumorkonferenzen. Dieses wichtige Instrument wurde nun auch am St. Paul´s Milllennium Hospital in der Hauptstadt Addis Abeba etabliert – ein Meilenstein, wie Professor Kühn betont: „Konferenzen und Fallbesprechungen dieser Art verbes- sern die Therapie-Entscheidungen erheblich und bringen somit bei geringem Aufwand einen großen Nutzen. Denn Onkologie bedeutet weit mehr als gut zu operieren. Onkologie ist auch eine Frage des richtigen Schlussfolgerns und Kombinierens.“ Unterstützung auch von Deutschland aus Um die Ärzte auch von Deutschland aus zu unterstützen, finden einmal im Monat Video-Konferenzen statt, bei denen die Esslinger Experten gemeinsam mit ihren Kollegen die Fälle sowie die optimale Behandlung der Krebspatientinnen bespre- chen. Mittlerweile ist die Expertise der afrikanischen Ärzte soweit gewachsen, dass sie ihre Kollegen vor Ort in der Behand- lung von Krebspatientinnen weiterbilden. Während pathologische Untersuchungen des Tumorgewebes und Bestrahlungen in Deutschland Standard sind, verhindert unzureichende technische Ausstattung in Äthiopien dieses Vor- gehen. Ziel der Esslinger Ärzte ist es daher, nachhaltige Lösun- gen zu finden, die von den Ärzten in Äthiopien umgesetzt wer- den können. Auf Grund der eingeschränkteren Möglichkeiten, begleitend durch Strahlen- und Chemotherapie zu behandeln, muss ausgedehnter operiert werden, was eine sehr hohe Exper- tise in der Tumorchirurgie erfordert. Die operative Schulung erfolgt in regelmäßigen Workshops vor Ort und wird bei einem Besuch am Klinikum Esslingen von vier äthiopischen Ärzten im Frühjahr und Sommer weiter intensiviert. aw 1 | 2020 Esslinger Gesundheitsmagazin 41 Professor Dr. Thorsten Kühn Gemeinsame OP-Vorbereitung Wie kommen Esslinger Ärzte nach Äthiopien? 2014 hospitierte ein Arzt aus dem ostafrikanischen Land in der Klinik von Professor Kühn und berichtete von der schlechten und unzureichenden Versorgung von Krebspatientinnen in seinem Heimatland. „Es war ein Ansporn für mich, mein Wissen und Know-how an die Kollegen weiterzugeben und den betroffenen Frauen zu helfen“, sagt Professor Kühn. Aus der engen Zusammenarbeit sind inzwischen Freundschaften ent- standen. Unter dem Dach der Arbeitsgemeinschaft Gynäkolo- gische Onkologie (AGO) hat der Chefarzt mit weiteren deutschen Medizinern ein zweijähriges Fortbildungs- programm ins Leben gerufen. Sechs äthiopische Ärzte konnten bereits nach den Richtlinien der AGO als gynäkologische Onkologen zertifiziert werden. Beson- ders erfreut ist Professor Kühn darüber, dass das Projekt durch regelmäßige Spenden finanziert werden kann, die größtenteils von zufriedenen Patientinnen geleistet werden, die in Deutschland eine optimale Behandlung erhalten konnten. Darüber hinaus freut er sich über eine große Unterstützung von Seiten der Verwaltung des Klinikum Esslingen. Das Äthiopienprojekt kann durch Spenden unterstützt werden: Spendenkonto: Äthiopienprojekt der Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie (AGO) e.V. Stadtsparkasse München IBAN DE56701500000012257051 Stichwort „Projekt Äthiopien“ Für Spendenbescheinigungen bitte vollständige Adresse vermerken. „Ziel unserer Reisen ist es, die örtlichen Kollegen in den geeigneten Operations- techniken zu schulen und ein Verständnis für die onkologischen Zusammenhänge zu erzeugen.”

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