Ausgabe 1 >2020
>>> 46 Esslinger Gesundheitsmagazin 1 | 2020 Die EUBREAST-Gruppe trifft sich im Mai am Klinikum Esslingen für einen internationalen Workshop. An den Angeboten Yoga und Nordic-Walking kann jeder ab Dia- gnosestellung teilnehmen – Voraussetzungen gibt es keine, nur Freude am Mitmachen wünschen sich die Kursleiterinnen. Um walken zu können, sollten die Betroffenen in der Lage sein, spa- zieren zu gehen. Man kann mit oder ohne Stöcke walken. „Es gibt das Vorurteil, dass man für Yoga sehr beweglich sein muss. Das stimmt aber nicht“, sagt Yogalehrerin Groninger. Sie passt die Übungen an die Teilnehmer an und vieles kann im Sitzen oder Liegen gemacht werden. Medizinisch spricht in der Regel nichts gegen die Teilnahme an den Kursen. „Mein Rat ist, auf den Körper zu hören. Er gibt Rückmeldung, wenn etwas nicht guttut“, sagt der Mediziner Kühn. Seiner Erfahrung nach, ist es viel gefährlicher sich durch die Erkran- kung herunterziehen zu lassen, statt aktiv zu sein. „Mein Ansatz bei der Therapie der Krebserkrankung ist es, die Frauen effektiv zu behandeln und sie darin zu unterstützen, die Krankheit positiv durchzustehen. Die Frauen sollen im Leben gehalten werden.“ Richtig ernähren Ein weiterer wichtiger Baustein in der Unterstützung der Patien- ten ist die Ernährungsberatung. „Es herrscht viel Verunsicherung, weil man in Zeitschriften und im Internet viel zum Thema Ernäh- rung bei Krebs liest“, sagt Dr. Bettina Braun, Oberärztin in der onkologischen Tagesklinik am Klinikum Esslingen. Da heißt es unter anderem, dass man die Krebszellen aushungern kann oder eine kohlenhydratarme Diät die Heilung beschleunigt: „Dafür gibt es keine wissenschaftlichen Daten. Das sage ich auch immer wieder den Patienten und Angehörigen.“ Gefährlich an den pro- pagierten Diäten ist für die Krebspatienten, dass sie zu Mangel ernährung und einer starken Gewichtsabnahme führen können. „Der schon durch Chemotherapie und OP geschwächte Körper wird durch die Diäten weiter geschwächt und anfälliger für Infek- tionen“, sagt Dr. Braun. Sie empfiehlt eine gesunde Ernährung, die sich an der mediterranen Kost orientiert: gute pflanzliche Fette, viel Protein, wenig Fleisch und fünfmal am Tag Obst und Gemüse. Und dann sind auch ein Stück Kuchen und Schokolade erlaubt. „Die Lebensqualität darf nicht leiden, nur weil man glaubt, sich nur noch gesund ernähren zu müssen“, betont sie. Vor allem bei Patienten, die stark abgenommen haben, ist es wichtig Kalo- rien zuzuführen – und sei es über die Schokotorte. Gegen Übelkeit durch die Chemotherapie kann Ingwer helfen; bei starken Beschwerden verschreibt Dr. Braun Medikamente. Um den Appetit anzuregen, kann es helfen, das Essen schön anzurichten und sich bekochen zu lassen. „Vielen Patienten wird schon durch die Kochgerüche schlecht und dann verschwindet der Appetit ganz schnell.“ Ziel ist es, den Patienten auch Tipps für die Ernährung nach der Therapie an die Hand zu geben. Stu- dien haben gezeigt, dass die Rückfallquote bei Brustkrebs durch eine gesunde Ernährung und Gewichtsreduktion reduziert wer- den kann. In Zukunft sollen die Patienten in Vorträgen und Kochkursen noch ausführlicher über die richtige Ernährung informiert werden. „Alle unsere Angebote sind eine Hilfestel- lung, kein Zwang“, betont Dr. Braun ausdrücklich. Patientinnen sensibilisieren für das Angebot Aufmerksam auf das Angebot „Bewegt Gesund“ macht Profes- sor Kühn meist im Aufklärungsgespräch über die Therapie schritte, welche zuvor in der interdisziplinären Tumorkonferenz besprochen wurden. Die Rückmeldung auf das Angebot ist durchweg positiv. Die Bausteine Bewegung und Ernährung sollen in Zukunft noch durch Angebote wie Tanzen und Malen ergänzt werden. Bereits jetzt können die Patientinnen eine spezielle Eiskappe gegen Haarausfall durch Chemotherapie sowie die Eishandschuhe gegen die Gefühlsstörungen in den Händen nutzen. Zudem soll das Angebot in Zukunft auch für alle anderen Krebspatienten, die im Cancer Center Esslingen (CCE) am Klinikum Esslingen behandelt werden, angeboten werden. Positives Feedback der Teilnehmerinnen Die Gruppe „LAUF DICH FREI! – (Nordic-) Walking“ trifft sich ein- mal die Woche. Die 90-minütige Einheit beginnt mit Einstim- mungs- und Aufwärmübungen. Danach startet die Laufphase, in der technische Elemente vertieft und die Kondition verbessert werden. Claudia Benditt packt Kräftigungsübungen mit Bällen und Therabändern und Dehnübungen in die letzte Phase jeder Einheit. „In der Anfängergruppe haben die Frauen zunächst die Walking- und dann die Nordic-Walking-Technik erlernt und so schrittweise ihre Kondition verbessert. In der Weiterlaufgruppe sind wir 50 Minuten bei zügigem Tempo unterwegs“, sagt sie. Das Tempo passt sie aber immer den Frauen und deren Stimmung an. Kursleiterinnen Claudia Benditt und Claudia Groninger (v. l.) „Sport hilft den Patientinnen besser durch die Erkrankung zu kommen und weiterhin im Leben zu bleiben.“
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