Ausgabe 1 >2020
1 | 2020 Esslinger Gesundheitsmagazin 47 Kontakt Durch die Krebstherapie wird der Körper unbeweglicher, kraft- loser und die Koordinationsfähigkeit lässt nach. Auch im kog- nitiven Bereich hinterlässt die Therapie Spuren: Vergesslichkeit und eingeschränkte Konzentrationsfähigkeit sind ein täglicher Begleiter. „Das Tolle am Nordic-Walking ist, dass wir mit ver- schiedenen Übungen sowohl unsere Koordinationsfähigkeit als auch unser Hirn trainieren und so den Therapiefolgen entge- genwirken können. Und es ist einfach schön zu beobachten, wie schnell die Frauen Fortschritte machen“, sagt Claudia Benditt. Die Teilnehmerinnen nutzen das Walken auch, um sich auszu- tauschen und von ihren Erfahrungen zu erzählen. „Und am Ende sind alle Frauen ganz zufrieden mit sich selbst, dass sie so flei- ßig gelaufen sind“, kann Claudia Benditt bestätigen. „Zu spüren, dass man sich die körperliche Leistungsfähigkeit zurückerobern kann, ist einfach ein Plus an Lebensqualität. Nicht der Krankheit oder Therapie ausgeliefert sein, sondern das Ruder selbst in die Hand nehmen und loslaufen." Jede Nordic-Walking-Einheit endet mit einer Endentspannung, die vom Yoga inspiriert ist. Körpergefühl wieder verbessern Mit Entspannung und Meditation endet auch die Yogastunde von Claudia Groninger. Einmal die Woche führt sie ihre aktuell sieben Teilnehmerinnen durch Atem- und Körperübungen und ein zweiter Kurs mittwochs steht bereits in den Startlöchern. „Es wird empfohlen, onkologisches Yoga in kleinen Gruppen mit höchstens sechs bis sieben Teilnehmern zu unterrichten“, sagt sie, „sonst ist es nicht mehr möglich, individuell auf die Bedürf- nisse und den Therapiestatus von Teilnehmern einzugehen.“ Sie kombiniert Atemübungen mit verschiedenen Bewegungsabfol- gen. Der Körper soll gelockert und gedehnt werden. „Die Teil- nehmerinnen sollen ihren Körper spüren und ein liebevolles Ver- hältnis zu ihm aufbauen“. Denn oft ist das eigene Körpergefühl durch die Erkrankung und Therapie gestört. Für den Laien mag das etwas esoterisch klingen, das weiß auch die Yogalehrerin. „Durch die Übungen und anschließendes Nachspüren lernt man, auch geistig zur Ruhe zu kommen. So kann man den Teufelskreis aus Angst und Stress durchbrechen.“ Das Programm der beiden Frauen kommt an. Die Teilnehmerinnen berichten, dass sie neue Kraft schöpfen und lernen, sich und ihrem Körper wieder etwas zuzutrauen. Sie sind stolz, wie viele Kilometer sie jede Woche walken und dass sie es schaffen, Abstand von der Erkrankung zu finden. „Die Verspannungen der Seele lösen sich. Für viele ist Yoga wie eine Pausentaste vom Stress und der Anspannung durch den Krebs“, sagt Yogalehrerin Groninger. Das positive Feedback bestärkt beide Frauen, ihr Angebot weiter auszubauen. Der Impuls, ihre eigenen positiven Erfahrungen mit anderen zu teilen, hat sich als der richtige Weg herausgestellt. aw Klinikum Esslingen Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Chefarzt Prof. Dr. Thorsten Kühn Dr. Bettina Braun Telefon 0711 3103-3051 Das Programm wird auch durch Spenden finanziert
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