Ausgabe 1 >2020

48 Esslinger Gesundheitsmagazin 1 | 2020 Das „Kreuz mit dem Kreuz“ hat uns die Evolution eingebrockt. Als die Menschheit begann, sich auf zwei Beinen fortzube- wegen, brachte das jede Menge Vorteile mit sich. Doch der aufrechte Gang hat auch einen unschönen Nebeneffekt: „Die unterste Bandscheibe der Wirbelsäule trägt 50 Prozent unseres gesamten Kör- pergewichts. Eine enorme Belastung. Kein Wunder, dass die Lendenwirbelsäule besonders anfällig für Verletzungen und degenerative Erkrankungen ist“, erklärt Dr. Arndt Pussert, Leitender Arzt der Wir- belsäulenchirurgie am Klinikum Esslingen. Die Lendenwirbelsäule ist leicht gekrümmt und besteht aus fünf sogenannten Lum- balwirbeln, die kräftiger und größer sind als alle anderen Wirbel. Zwischen den Wirbeln sitzen elastische Bandscheiben, sie dienen als Stoßdämpfer und sorgen für eine gleichmäßige Druckverteilung. Eigentlich ist die Lendenwirbelsäule also optimal auf Belastung ausgelegt. Degenerative Erkrankungen der Wirbelsäule Das Problem: Mit steigendem Alter büßen die Bandscheiben an Elastizität ein und schrumpfen. Der Verschleiß kann dazu führen, dass die Wirbelsäule insta- bil wird, dabei steigt der Belastungsdruck auf einzelne Wirbel, Bandscheiben, Bän- der oder Sehnen. Es kommt zu sogenann- ten „degenerativen Erkrankungen“ der Wirbelsäule – Erkrankungen, die durch Abnutzung entstehen. Diese können verschieden ausfallen: Im Lendenwirbelsäulenbereich sind Band- scheibendegenerationen und Bandschei- benvorfälle, bei denen aus einer spröde gewordenen Bandscheibe Gewebe austritt, am häufigsten. Bei der Spondylolisthesis geraten einzelne Wirbelkörper ins Gleiten. Von degenerativer Skoliose spricht man, wenn sich das Rückgrat seitlich krümmt. Bei einer Spinalkanalstenose ist der Kanal Schmerz, lass nach! Verschleißerscheinungen in der Lendenwirbelsäule können chronische Schmerzen in Rücken und Beinen auslösen. Im fortgeschrittenen Stadium bringt eine Versteifungsoperation Linderung. Das Team der Wirbelsäulenchirurgie am Klinikum Esslingen setzt jetzt auf ein schonendes OP-Verfahren mit neuer Technik und neuen Implantaten. Die in den USA bereits gut erprobte minimalinvasive Methode senkt das Komplikations- risiko und wirkt sich positiv auf den Heilungsprozess aus. Das beeinflusst auch die Zufriedenheitsrate der Patienten. in der Wirbelsäule, durch den das Rückenmark verläuft, verengt. All diese Veränderungen können starke und chro- nische oder anhaltende Schmerzen in Rücken und Beinen oder sogar Lähmun- gen auslösen. Oft schaffen konservative Therapien wie zum Beispiel Physiothera- pie Linderung. Bei schweren degenera- tiven Veränderungen mit einem starken Höhenverlust der Bandscheibe sowie einer daraus resultierenden Spondylolis- thesis oder Spinalkanalstenose raten Mediziner jedoch zu einer operativen Stabilisierung der Wirbelsäule. Schmerzreduzierung durch Versteifungs-OP Bei der sogenannten Spondylodese, einer Versteifung der Wirbelsäule, werden benachbarte Wirbelkörper fest mitein- ander verbunden, um den schmerzhaf- ten Abschnitt ruhig zu stellen. In die Wirbelkörper werden dabei Schrauben Eingebrachtes Schraubenstabsystem und Platzhalter für die unteren Bandscheiben

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