Ausgabe 1 >2020
1 | 2020 Esslinger Gesundheitsmagazin 9 Jahrelang dominieren Schmerzen das Leben von Nurka Mihic. Sie leidet an der chronischen Krankheit Endometriose, bei der es zu Wucherungen im Unterleib kommt. Nurka Mihic ist kein Einzelfall: Endometriose ist die zweit- häufigste gutartige gynäkologische Erkrankung. 30.000 diagnostizierte Neuerkrankungen gibt es jedes Jahr in Deutschland, die Dunkelziffer ist aber höher. Bei rund der Hälfte der Frauen, die ungewollt kinderlos bleiben, steckt eine Endometriose dahinter. Bei der chronischen Erkrankung kommt es zu Verwachsungen und Wucherungen von Gebärmutterschleimhaut-ähnlichem Gewebe außerhalb der Gebärmutter. Dies erzeugt bei den Patientinnen unter anderem starke Schmerzen im Unterleib. Schmerzen dominieren den Alltag Die Schleimhautinseln im Unterleib wachsen abhängig vom Zyklus, können aber auch azyklisch Beschwerden durch Ver- wachsungen und Verklebungen hervorrufen. „Sie treten zum Beispiel an Gebärmutter, Eierstöcken und den Eileitern auf. Die Schleimhautherde dringen aber auch in Organe wie Darm und Blase vor“, sagt Dr. Miriam Vollmer, Oberärztin der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe am Klinikum Esslingen. Daher leiden die Frauen nicht nur unter massiven Schmerzen und starken, unregelmäßigen Monatsblutungen, sondern auch Dr. Miriam Vollmer unter Schwindel, Übelkeit, Erbrechen sowie Problemen beim Wasserlassen und Stuhlgang. Die Patientinnen berichten auch von Schmerzen beim Sex. Viele kollabieren regelmäßig im Sitzen – so erging es auch Nurka Mihic. Mit Anfang 20 treten bei ihr alle zwei bis drei Tage intensive Schmerzschübe auf, die auch mit starken Schmerzmitteln nicht verschwinden. Hinzu kommt Übelkeit. „Ich dachte, es handelt sich um normale Periodenbeschwer- den, die ich aushalten muss“, sagt Nurka Mihic heute. Mehrere Male sind die Beschwerden so schlimm, dass sie am Wochenende oder nachts in der Notfallambulanz behandelt werden muss. „An einen normalen Alltag ist da nicht zu den- ken. Das ist sehr schwer zu ertragen“, sagt sie. Bis sie Mitte 20 ist, quält sich Nurka Mihic. Mittlerweile ist sie verheiratet und sie und ihr Mann wünschen sich ein Kind. Jahrelang wird sie nicht schwanger. Erst ein weiterer Besuch in der Notaufnahme führt dazu, dass sie endlich einen Namen für ihre Beschwerden erhält: Endometriose. Eine Krankheit, von der sie bis dahin noch nie etwas gehört hat: „Ich war erleichtert, dass ich eine Diagnose habe und meine Schmer- zen keine normalen Periodenbeschwerden sind“, erinnert sich die heute 38-Jährige. „Ich war erleichtert, dass ich eine Diagnose habe und meine Schmerzen keine normalen Perioden- beschwerden sind.“ Was tun bei Regelschmerzen? › › Ruhe › › Entspannung › › Bewegung: Joggen, Yoga – je nach Gefühl, auf den Körper hören › › Baden › › Krampflösende Tees wie Kamille, Schafgarbe, Melisse trinken › › Wärmflasche › › Körnerkissen › › Schmerzmittel wie Ibuprofen, Paracetamol › › Bei starken Beschwerden sollte der Frauenarzt zu Rate gezogen werden Professor Dr. Thorsten Kühn >>>
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