Ausgabe 1 >2021
1 | 2021 Esslinger Gesundheitsmagazin 13 Was ist FSME? FSME ist die Abkürzung für Frühsommer-Meningoenzephalitis und wird durch das FSME-Virus ausgelöst. Das Virus kann die Hirnhaut und das zentrale Nervensystem des Menschen angrei- fen. Übertragen wird das Virus durch Zecken. Bei einem Stich der Zecke gelangt Speichel in die Wunde und mit ihm das Virus. Je länger die Zecke saugt, umso höher ist das Risiko, dass wei- tere Erreger in den Körper gelangen. Übrigens: Zecken beißen nicht, sie stechen! Wie kann man sich schützen? „Einen wirksamen Schutz vor FSME bietet eine Impfung“, sagt Dr. Rainer Graneis, hausärztlich tätiger Allgemeinmediziner aus Ost- fildern. Empfohlen wird eine Impfung für Menschen, die in der Land- und Forstwirtschaft arbeiten, aber auch für alle Personen, die in einem Risikogebiet leben oder Urlaub machen. Kinder soll- ten auch geimpft werden, da sie sich viel im Freien aufhalten. Wo sind FSME-Risikogebiete? Baden-Württemberg und Bayern werden von der Ständigen Impfkommission des Robert-Koch-Instituts als Risikogebiete eingestuft. Grundlage für die Bewertung ist die Häufigkeit an Krankheitsfällen. Auch Landkreise in Rheinland-Pfalz, Hessen, Thüringen, dem Saarland, Sachsen und Niedersachen werden als Risikogebiete genannt. Warum ist FSME so gefährlich? Die Viren können eine Entzündung im Gehirn und im zentralen Nervensystem verursachen. „Behandeln können wir bei einer Infektion mit FSME nur die Symptome, die Ursache aber nicht“, sagt Dr. Graneis. „Der Patient wird mit fiebersenkenden und schmerzstillenden Medikamenten behandelt. Mit der Krankheit fertig werden muss das Immunsystem aber alleine.“ Folgen können bleibende neurologische Schäden sein. Welche Symptome weisen auf eine Infektion hin? Typischerweise verläuft die Erkrankung in zwei Stadien. „Im ersten Stadium, das ein bis zwei Wochen dauert, ähneln die Symptome Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen einer Erkältung oder Grippe“, sagt Dr. Graneis. Daher wird eine FSME-Infektion häufig spät bemerkt. Zudem kann die Inkubationszeit, also die Zeit zwischen der Ansteckung und dem Ausbrechen der Krank- heit, mehrere Wochen betragen und die Betroffenen bringen die Symptome nicht mit dem Zeckenstich in Verbindung. Im zweiten Stadium befällt der Virus das zentrale Nervensystem. Die mildeste Form ist die Hirnhautentzündung, auch Menin- gitis genannt. Die Patienten haben hohes Fieber, starke Kopf- schmerzen und einen steifen Nacken. In besonders schweren Fällen entzünden sich Gehirn und Rückenmark. Es kann zu Bewusstseins-, Sprach- und Schluckstörungen, psychischen Veränderungen und Lähmungen bis hin zum Tod in seltenen Fällen kommen. Wie läuft die Impfung ab? Drei Impfungen sind notwendig, um den vollen Impfschutz zu erreichen. Nach der ersten Impfung erfolgt ein bis drei Monate später die zweite. Die dritte Impfung wird dann fünf bis zwölf bzw. neun bis zwölf Monate später gespritzt – je nach Impf- stoff. Der Impfschutz hält mindestens drei Jahre. Danach muss er aufgefrischt werden. Welche Nebenwirkungen gibt es? In den ersten Tagen nach der Impfung können Temperatur erhöhung, Kopfschmerzen, Unwohlsein, Mattigkeit oder Magen- Darm-Beschwerden auftreten. „Einige Patienten klagen zudem über Schmerzen und Rötungen an der Einstichstelle. Die Beschwerden klingen aber nach ein bis zwei Tagen ab“, sagt Dr. Graneis. Bei Kindern unter drei Jahren ist das Risiko einer Fieber- reaktion etwas größer. „Eltern sollten mit dem Kinderarzt über die möglichen Nebenwirkungen sprechen, um sie einordnen und entsprechend reagieren zu können“, rät Dr. Graneis. Werden die Kosten für die Impfung von den Krankenkassen übernommen? In den Risikogebieten wird die Impfung für Erwachsene und Kinder von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt. Wie kann ich meine Familie und mich vor Zecken schützen? Lange, helle Kleidung bietet einen guten Schutz. „Auf der hellen Kleidung kann man die dunklen Zecken besser sehen und sie entfernen“, sagt Dr. Graneis. Nach einem Ausflug in die Natur oder einem Tag im Garten sollte man sich und seine Kinder nach Zecken absuchen. „Zecken stechen gerne an folgenden Stellen: Kopf, Hals, unter den Armen, zwischen den Beinen und in den Kniekehlen. Wenn man eine Zecke entdeckt, sollte man sie zügig entfernen. Dafür das Tier mit einer Pinzette oder Zeckenzange greifen und langsam herausziehen. Auf keinen Fall sollte man Öl oder andere Salben auftragen, das kann zum Ausschwemmen der Viren führen. Bei Unsicherheiten oder einer geröteten Ein- stichstelle sollte der Hausarzt aufgesucht werden“, empfiehlt Dr. Graneis. Dr. Rainer Graneis Hausärztliche Gemeinschaftspraxis Nellingen Dr. Rainer Graneis Hindenburgstr. 55 73760 Ostfildern-Nellingen Telefon 0711 3411-478 Kontakt
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