Ausgabe 1 >2021

24 Esslinger Gesundheitsmagazin 1 | 2021 >>> Nach Tierbissen immer zum Arzt Eine unterschätzte Gefahr bilden Tierbisse. Katzen, Mäuse, Hamster oder Meerschweinchen haben sehr spitze Zähne, die tief in die Haut eindringen. Hunde mit ihrer immensen Kraft im Gebiss quetschen das Gewebe, so dass auch hier gefähr- liche Keime aus dem Speichel in die Tiefe gelangen. „Oft scheint die Entzündung im ersten Moment nicht schlimm. Doch dann explodiert sie förmlich und verursacht massive Schmerzen“, weiß Dr. Berner aus Erfahrung. Wird eine harm- los scheinende Wunde rot und dick, ist dies bereits ein Alarm- zeichen und die ärztliche Versorgung unumgänglich. Bei Verätzungen oder Verbrennungen schnell reagieren „Sehr gefährlich sind scharfe Reinigungsmittel“, warnt Dr. Berner eindringlich. Sie enthalten starke Säuren oder Lau- gen, die sich langsam in die Haut fressen und in die Tiefe sinken. Grundsätzlich sollten bei Verwendung solcher Pro- dukte Handschuhe getragen werden. Kommt trotzdem etwas an die Haut, muss die betroffene Stelle sofort kräftig abge- waschen und anschließend beobachtet werden. Reagiert die Haut? Dann sofort zum Arzt! Schnelles Handeln ist auch bei Brandwunden angesagt. Hier geht es um Sekunden. „Sofort unter eiskaltes Wasser halten und möglichst lange dort verharren“, empfiehlt Dr. Berner. Anschließend mindestens zehn Minuten weiter kühlen mit Kühlpads oder Eiswürfeln in einem sauberen Tuch. Es gilt den gefährlichen „Nachbrand“ zu verringern, der das Gewebe weiter verletzt. Außerdem wird der Schmerz gelindert. Brand- salben sind laut der Fachärztin für den Hausgebrauch nur bei leichten Verbrennungen mit Rötung der Haut zu empfehlen. Besser ist es, die Stelle mit einem Gelpflaster, das nicht festklebt, abzudecken. Bei größeren Verbrennungen zuerst kühlen, dann schnellstens zum Arzt! Alarmzeichen „Roter Strich“ Ein absolutes Alarmzeichen ist ein „Roter Strich“. „Er zeigt an, dass Abfallmaterial von entzündeten Lymphgefäßen abtrans- portiert wird“, erklärt Dr. Berner. Kommt es zusätzlich zu Fieber, Kreislaufschwäche und Gliederschmerzen, deutet dies auf eine Sepsis, eine Blutvergiftung hin. Eine Sepsis kann ver- schiedenste Auslöser haben, oft reichen kleine Verletzungen oder ein entzündeter Mückenstich. Durch die Streuung der Krankheitskeime im Blutkreislauf infizieren sich mehrere Organe des Körpers. Weil die Symptome zunächst an einen grippalen Infekt erinnern, nehmen viele Menschen die Blut- vergiftung erst spät ernst. Dabei kann eine Sepsis tödlich enden. Je früher mit einer gezielten Antibiotikatherapie begonnen wird, desto höher sind die Überlebenschancen. Tetanus droht bei kleinsten Verletzungen Auch Tetanus, zu deutsch Wundstarrkrampf, wird von Bak­ terien ausgelöst, die nahezu überall vorkommen und über kleinste Schrammen in den Körper gelangen. Während eine Blutvergiftung durch verschiedene Bakterien ausgelöst wer- den kann, wird Tetanus nur durch das Bakterium Clostridium tetani ausgelöst. Es produziert Giftstoffe, die insbesondere die Nerven schädigen, die zu den Muskeln laufen. Verspannungen, Krämpfe und Schluckstörungen sind die Folgen. Typisch im fortgeschrittenen Stadium ist eine Art Grinsen durch Ver- krampfung der Gesichtsmuskeln und eine krampfhafte Tetanus Impfung › Grundimmunisierung im Säuglings­ alter: drei Impfstoffdosen im Alter von zwei, vier und elf Monaten. › Auffrisch-Impfung: Im sechsten sowie zwischen dem zehnten und 17. Lebensjahr. Weitere Auffrisch- Impfungen alle zehn Jahre. Überstreckung des Rückens. „Gegen Tetanus gibt es keine Medikamente. Wenn die Krankheit ausbricht, können nur die Symptome behandelt werden. Selbst bei intensivmedizinischer Behandlung sterben zehn bis 20 Prozent der Erkrankten“, warnt Berner und empfiehlt dringend die einzig mögliche Maßnahme, sich absolut sicher zu schützen: Die Tetanus- Impfung. „Falls die Grundimmunisierung nicht vorliegt, nimmt der Arzt immer eine Akut-Impfung vor, um einen sofortigen Schutz zu gewährleisten. Eine zusätzliche aktive Impfung sorgt für den langfristigen Schutz“, berichtet Dr. Berner. Lieber einmal mehr zum Arzt – auch wenn es nicht wehtut! Um kleinere Verletzungen richtig versorgen zu können, empfiehlt die Fachärztin, den Apothekerschrank regelmäßig zu überprüfen. Ist der Inhalt vollständig und noch haltbar? Lieber kleinere Einheiten kaufen und diese öfter erneuern. Sind jodfreie Desinfektionsmittel und steril verpackte Ein- malpflaster, am besten Blasenpflaster, schnell greifbar? Dann ist die Erstversorgung gesichert. Darüber hinaus gilt: Der prüfende Blick eines Arztes schadet nicht – bewahrt aber vor bleibenden Schädigungen. yl Kontakt Praxis Berner‘s Braun Schneider Gesundheitszentrum Lammgarten Dr. Cornelia Berner Plochinger Str. 115, 73730 Esslingen Telefon 0711 313732

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