Ausgabe 1 >2021
1 | 2021 Esslinger Gesundheitsmagazin 35 Kontakt „Ich freue mich über die guten Behandlungsergebnisse, die wir seit Einführung des Robotik-OP-Systems haben. Die Aus- weitung in den kinderchirurgischen Bereich ist ein weiterer Meilenstein“, so Professor Dr. Ludger Staib. Der Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie leitet das Projekt „roboterassistierte Chirurgie“ am Klinikum Esslingen. Auch Kinderchirurg Dr. Jürgen Holzer freut sich über die hohe Innovationskraft am Klinikum. Nach intensivem Training beim Roboter-Hersteller TransEnterix in Mailand operierte er am 21. Januar 2021 das erste Kind in Deutschland mit dem neuen System: Bei einer 14-Jährigen verschloss er einen Schenkel- bruch, der zuvor schon einmal konventionell operiert wurde. „Dadurch, dass wir minimalinvasiv und robotergestützt operiert haben, konnten wir den Eingriff durchführen, ohne dabei vernarbtes Gewebe berühren zu müssen“, so Dr. Holzer. Weltweit erste Nierenbeckenplastik mit Senhance-System Während das junge Mädchen tags darauf schon wohlauf war und die Klinik verlassen konnte, nahm Dr. Holzer die weltweit erste Nierenbeckenplastik in der Kinderchirurgie mit Hilfe des neuen Systems vor. Seine eineinhalbjährige Patientin litt unter einer Verengung des Nierenbeckens mit wiederkehrenden Harn- wegsinfektionen und einer Verschlechterung der Nierenfunktion. Bei ihr galt es, die enge Stelle am Nierenbecken freizulegen, das enge Segment zu entfernen und den Harnleiter neu an das Nierenbecken anzuschließen – ein äußerst diffiziles Verfahren. Vor zehn Jahren war dafür eine Operation am offenen Bauch mit einem zehn bis zwölf Zentimeter großen Schnitt üblich. „Uns reichen nun drei kleine Schnitte“, betont Dr. Holzer. Über einen dieser Zugänge wird das laparoskopische Endoskop mit der 4K-Kamera eingeführt. Über weitere 5 mm-Ports werden Miniatur-OP-Werkzeuge eingeführt: Fasszangen, Scheren oder ein Ultraschallmesser. Zusammen mit Oberarzt Dr. Peter Beyer konnte Dr. Holzer mit Hilfe des sehr präzisen Roboter- systems in einer viereinhalbstündigen Operation die feinen Nähte am Nierenbecken äußerst genau platzieren und ein sehr gutes Behandlungsergebnis erzielen. Einsatz des Roboters besonders für filigranes Arbeiten geeignet „Das Hantieren mit dem Roboter unterscheidet sich nicht wesentlich von der konventionellen minimalinvasiven Opera- tion“, verrät Dr. Holzer, der seit mehr als 25 Jahren mit dieser schonenden Technik operiert. Der Vorteil für den Operateur liegt darin, dass er nicht in gebeugter Haltung über dem Patienten steht, sondern an einem Tisch sitzt und die Roboterarme von dort steuert. Das ist vor allem bei längeren OPs entspannter. „Die roboterassistierten Operationen sind technisch aufwän- diger, werden aber sicher eine genauso positive Entwicklung nehmen wie seinerzeit die minimalinvasive Chirurgie“, prog- nostiziert Dr. Holzer. „Der Einsatz des Roboters eignet sich besonders für Operationen an Stellen mit ganz feinen, zarten Strukturen und in beengten Räumen, wie sie typischerweise im Bauch- oder Brustraum von kleinen Kindern vorzufinden sind. Potentielle Einsatzgebiete sieht der erfahrene Kinderchirurg deshalb vor allem für die Korrektur angeborener Fehlbildungen und Verengungen im Magendarmtrakt oder im Brustraum. Eine Einschränkung gibt es allerdings noch: „Der OP-Roboter hat eine Zulassung für Operationen ab dem ersten Lebensjahr und Patienten, die über zehn Kilogramm wiegen“, so Dr. Holzer, der – selbst Vater von vier Kindern – Eltern einfühlsam aufklärt. „Mein letzter Prüfstein in der Beratung ist: Wenn ich eine empfohlene Maßnahme bei meinen Kindern durchführen würde, dann handle ich nach bestem Wissen und Gewissen. Das gilt auch für den Einsatz von Robotern.“ yl Klinikum Esslingen, Klinik für Kinder und Jugendliche Dr. Jürgen Holzer, Leitender Abteilungsarzt Telefon: 0711 3103-3601 j.holzer@klinikum-esslingen.de „ Der Einsatz des Roboters eignet sich besonders für Operationen an Stellen mit ganz feinen, zarten Strukturen und in beengten Räumen.” Klinikum Esslingen, Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie Chefarzt Professor Dr. Ludger Staib Telefon 0711 3103-2601 viszeralchirurgie@klinikum-esslingen.de Professor Dr. Ludger Staib Dr. Jürgen Holzer
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