Ausgabe 1 >2021

1 | 2021 Esslinger Gesundheitsmagazin 41 anteil (Tibiakomponente) mit Kunststoffauflage zusammen. Während der Operation trägt der Chirurg die geschädigten Gelenkanteile mithilfe von Schnittschablonen ab und ersetzt sie durch die Prothesenelemente. Hierbei muss er exakte Winkelverhältnisse einhalten und die Beinachse berücksich- tigen. „Der Computer unterstützt den Operateur maßgeblich bei der Präzisionsarbeit. Von ihr hängt schließlich die Halt- barkeit und die Lebensdauer des künstlichen Gelenks ab“, erklärt Professor Degreif. Auf die Schnitte und die Spannung kommt es an Während der Operation legt der Operateur am Oberschenkel- knochen fünf Schnitte und am Schienbein einen Schnitt an, um die Gelenkflächen abzutragen. Bei der Planung der Schnitte berechnet der Computer die exakte Platzierung. Abweichungen der Beinachsen, wie bei O- oder X-Beinen, können durch die Operation gleich mit korrigiert werden. Der Bandapparat des Kniegelenks sorgt für die nötige Stabilität. „Neben der korrek- ten Beinachse ist daher vor allem eine gute Bandspannung wichtig“, betont Professor Degreif. „Das hintere Kreuzband und die Seitenbänder übernehmen die Koordination der Der Einsatz eines künstlichen Kniegelenks gehört zu einem der häufigsten Eingriffe in der Orthopädie. Allein in Deutschland werden jährlich rund 165.000 künstliche Kniegelenke implan- tiert, die meisten davon bei Patienten, die an Kniegelenks- Arthrose leiden. Bei der degenerativen Gelenkserkrankung kommt es zu einem übermäßigen Abrieb des Gelenkknorpels. Der zunehmende Verlust der Knorpelgleitschicht führt dazu, dass im Gelenk Knochen auf Knochen reibt. Dies löst bei den Betroffenen Entzündungen und starke Schmerzen aus. Wie genau Arthrose entsteht ist unklar. Eine Therapie zum Wiederaufbau des Knorpels gibt es bisher nicht. Krankengym- nastik, physikalische Therapie und Gelenkinjektionen mit ent- zündungshemmenden Medikamenten können die Symptome oft lindern. Doch wenn der Knorpelschaden zu weit fortge- schritten ist und diese sogenannten konservativen Therapien nicht mehr greifen, ist die Lebensqualität der Betroffenen massiv eingeschränkt. Schmerzen dominieren den Alltag, jeder Schritt ist eine Qual – der Einsatz eines künstlichen Gelenks bleibt dann der einzige Ausweg. „So war es auch bei der Patien­ tin, die ich vor 20 Jahren das erste Mal mit einem computer­ navigierten Verfahren operiert habe. Sie ist inzwischen 92 Jahre alt und immer noch mit dem damals eingesetzten Knie- gelenk auf den Beinen“, freut sich Professor Dr. Jürgen Degreif, Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am Klinikum Esslingen. Seit dieser Operation ist er vom computer­ navigierten Implantieren der Knieprothesen fest überzeugt. Computergestützte Präzision „Die computergestützte Operationsmethode mit dem soge- nannten Orthopilot® war damals, im Jahr 2001, noch relativ neu. Inzwischen habe ich ungefähr 2.000 Knieprothesen mit diesem Verfahren eingesetzt und sehr gute Resultate erzielt. Komplikationen sind selten, die Infektionsrate liegt unter einem Prozent“, erläutert der Chefarzt die Vorteile. Eine Knieprothese übernimmt die Aufgabe des ursprünglichen Gelenks. Damit sie möglichst passgenau sitzt und reibungs- los funktioniert, muss der Chirurg beim Einsatz einer totalen Knieendoprothese (TEP) alle von der Arthrose betroffenen Gelenkanteile bearbeiten. Das Kniegelenk besteht aus drei Knochen: Oberschenkelknochen, Schienbein und Kniescheibe. Entsprechend setzt sich die TEP-Prothese aus einem Ober- schenkelanteil (Femurkomponente) und einem Schienbein- „  Mich überzeugt an dieser sogenannten intraoperativen Methode, dass sie die Vorteile von High-Tech und händischem Operieren, also von menschlicher Erfahrung und maschineller Präzision, kombiniert.“ >>> Professor Dr. Jürgen Degreif Knie nach der Operation mit Prothese

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