Ausgabe 1 >2021

42 Esslinger Gesundheitsmagazin 1 | 2021 >>> Beuge- und Streckbewegungen des Knies. Ihre optimale Span- nung ist wichtig. Wenn der Operateur die Bänder zu stark kürzt, ist später zu viel Spannung darauf. Schneidet er zu wenig ab, fehlt die Spannung und das Gelenk ist wackelig. Die Mes- sung des Computers bietet hier eine enorme Unterstützung. Er berechnet bei der Operation die Spannung der Bänder, damit der volle Bewegungsumfang des Kniegelenks bei gleichwohl stabiler Bandführung erhalten bleibt.“ Wie ein Navi im Auto Der sogenannte Orthopilot®, der in Esslingen beim computer­ navigierten Operieren zum Einsatz kommt, vereint mehrere Operationsinstrumente, die beim Einsatz eines Kniegelenks benötigt werden. Er besteht aus einem Computer mit Bild- schirm, einer Kamera und Infrarotsendern. Zu Beginn der Operation werden am Ober- und Unterschenkelknochen des Patienten die Infrarotsender mit Schrauben befestigt. Sie sen- den Signale an die im Operationssaal stehende Infrarotkamera, die das Geschehen „beobachtet“. Die Kamera leitet die Signale an den Computer weiter. Dort werden sie in ein entsprechendes Programm eingelesen und analysiert. Am Bildschirm zeigt das Programm dem Chirurgen die genaue Position der Sägescha- blonen. Der Operateur führt dann die Sägeschnitte mit großer Präzision durch. „Das System funktioniert wie ein Naviga­ tionsgerät im Straßenverkehr. Die Kamera ist der Satellit, der die genaue Position des Autos (der Gelenkanteile) erfasst und an das Navigationsgerät (den Rechner) schickt. Der Rechner gibt die präzise Route (die Schnittführung) auf dem Bildschirm vor,“ veranschaulicht Professor Degreif das Verfahren. „Mich überzeugt an dieser sogenannten intraoperativen Methode, dass sie die Vorteile von High-Tech und händischem Operieren, also von menschlicher Erfahrung und maschineller Präzision, kombiniert: Falls der erfahrene Operateur mit den Schnitten nicht zufrieden ist, kann er sie sofort korrigieren.“ Konventionell oder Computernavigiert? Nicht alle Knieprothesen können mit der computernavigier- ten Methode eingesetzt werden. Die sogenannte Schlitten- prothese (halbe Prothese) und auch die verkoppelte Prothese, die eingesetzt wird, wenn der Bandapparat des Patienten massiv geschädigt ist, operiert das Team in Esslingen auf konventionelle Art und Weise. „Da bringt der Computer keine Vorteile, weil die verkoppelte Prothese ohnehin die Stabilität des Gelenks gewährleistet“, stellt Professor Degreif klar. „Grundsätzlich können alle Prothesen, die wir computer­ gestützt operieren, auch konventionell, also mit anderen Werkzeugen eingesetzt werden. Die Sägeschnitte kann ich jedoch mit Unterstützung des Computers präziser setzen. Das zeigt meine 20-jährige Erfahrung mit dieser Methode. Auch zahlreiche Studien bestätigen die Vorteile. Daher setzen wir am zertifizierten Endoprothetikzentrum in Esslingen alle primären Standardknieprothesen, also alle totalen Knie­ gelenksprothesen, computernavigier t ein. Ich bin davon absolut überzeugt und mit Herzblut dabei.“ uk Kontakt Klinikum Esslingen, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie Chefarzt Professor Dr. Jürgen Degreif Telefon 0711 3103-2651, -2652 unfallchir@klinikum-esslingen.de OrthoPilot® CT-freies Navigationssystem zur exakten und reproduzierbaren Implantatausrichtung Die Knieprothese übernimmt die Aufgabe des ursprünglichen Gelenks

RkJQdWJsaXNoZXIy NTQxOTA=