Ausgabe 1 >2022

10 Esslinger Gesundheitsmagazin 1 | 2022 „Ich staune immer noch, dass ich mit einem blauen Auge davongekommen bin“, sagt Cornelia Weißhaar. Vor zwei Jahren wurde bei ihr Lungenkrebs diagnostiziert. Heute führt die 57-jährige Erzieherin ein beschwerdefreies Leben. Sie fühlt sich fit, übt ihren Beruf aus. „Mich plagten damals Schwindel und Kopfschmerzen. Deswegen ging ich zu meinem Hausarzt.“ Der bemerkt auf dem Röntgenbild eine Auffälligkeit an der Lunge und überweist sie für weitere Untersuchungen an das TESS. Das TESS, das zertifizierte Lungenkrebszentrum des Thoraxzentrums Esslingen Stuttgart, ist ein Zusammenschluss der auf Lungenkrebs spezialisierten Abteilungen des Klinikum Esslingen und des Krankenhauses vom Roten Kreuz Bad Cannstatt. Lungenkrebs: Frühe Diagnose als Chance Die TESS-Experten am Klinikum Esslingen entdecken ein primäres Lungenkarzinom, einen Tumor, der seinen Ursprung direkt in der Lunge hat. Cornelia Weißhaar hat Glück im Unglück: Das Krebsgeschwür ist erst drei Zentimeter groß und hat noch nicht gestreut. „Je früher ein solches Karzinom entdeckt wird, desto günstiger die Prognose“, so Dr. Rainer Sätzler, Chefarzt der Thoraxchirurgie am Klinikum Esslingen. Rund 100 bis 120 Lungentumore operiert sein Team jedes Jahr. „Nachgewiesenermaßen die besten Chancen auf Heilung bringt eine sogenannte R0-Resektion, ein Eingriff, bei dem wir den von Krebs befallenen Lungenlappen anatomisch und onkologisch samt Lymphknoten komplett rückstandslos entfernen. Unser Anspruch dabei ist es, so viel funktionell gesundes Lungengewebe wie möglich zu erhalten.“ Lungenkrebs ist hierzulande bei Männern die zweithäufigste, bei Frauen die dritthäufigste Krebserkrankung. Das Erkrankungsrisiko steigt mit dem Alter, Raucher sind besonders gefährdet. „Ich war geschockt, dass es mich traf: Ich rauche nicht, habe keine Vorerkrankungen, führe ein relativ gesundes Leben“, sagt Cornelia Weißhaar. Dass ein Lungentumor so früh entdeckt wird wie bei ihr, ist eine Ausnahme. Symptome treten häufig erst im fortgeschrittenen Stadium auf. Oft reicht eine Operation als alleinige Therapie dann nicht mehr aus. Je größer ein Tumor ist und je näher er am Herzen und an der Luftröhre wächst, desto schwieriger ist es, ihn primär chirurgisch zu entfernen, ohne lebenswichtige Organfunktionen zu beeinträchtigen. „In diesen Fällen werden die Tumore entweder durch eine Chemotherapie oder Strahlentherapie vor der Operation anbehandelt. Unter Leitung von Pneumologe PD. Dr. Martin Faehling werden am Klinikum Esslingen moderne Immun- Chemotherapien im Rahmen von internationalen Studien mit beachtlichen Effekten durchgeführt. In den meisten Fällen können nach Abschluss dieser Therapie die deutlich verkleinerten Tumore sekundär chirurgisch entfernt werden“, so Dr. Sätzler. „Wenn ein Lungentumor in andere Organe gestreut hat, profitiert der Patient in der Regel nicht mehr von einer Operation. In diesen Fällen kommen Systemtherapien – Chemotherapie oder Immun-Chemotherapie – und die Strahlentherapie zum Einsatz.“ Individuelle Weichenstellung Welche Therapie für welchen Patienten die meisten Vorteile bringt, hängt außer vom Krankheitsstadium noch von weiteren individuellen Tumoreigenschaften sowie dem Gesundheitszustand des Patienten ab. Am Klinikum Esslingen erfolgt deswegen nach der Diagnose ein gründlicher Check-Up. Anhand der Lungenschonend – Thoraxchirurgie ohne Vollnarkose

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