Dr. Stephan Lindner 1 | 2022 Esslinger Gesundheitsmagazin 29 dieser Zeit trotzdem bei mir. Sollte zum Beispiel ein Flugzeug abstürzen, müssen stets mehrere leitende Notärzte verfügbar sein.“ Im Klinikalltag ist Dr. Lindner als Abteilungsleiter der Notärzte auch verantwortlich für die Qualitätssicherung, organisiert Aus- und Fortbildungen, führt neue Kollegen in Geräte ein und schreibt viele E-Mails. Erfahrung und Expertise zählen Was muss man mitbringen, um so eine verantwortungsvolle Position einzunehmen? „Meine Leidenschaft weckte mein Zivildienst als Rettungssanitäter“, erinnert sich Dr. Lindner. Es folgten das Medizinstudium, die Facharzt-Ausbildung als Anästhesist und Intensivmediziner, die Ausbildung zum Notarzt, viele Einsätze als Notarzt, eine Weiterbildung in spezieller Intensivmedizin und zahlreiche Jahre, in denen er noch mehr Erfahrung und Routine in der Intensivmedizin sammelte. Er sattelte einen Kurs zum leitenden Notarzt auf und eignete sich Wissen und Erfahrung an für die Triage und das Leiten von „Notfällen mit einem Massenanfall von Erkrankten oder Verletzten“. Koordinationsfähigkeit: In der Pandemie besonders gefragt Ein solcher Massenanfall muss übrigens nicht immer ein Unfall sein. Er kann auch in einer Pandemie vorkommen. Zum Beispiel, wenn sehr viele Menschen gleichzeitig schwer an Corona erkranken. In den Hochzeiten der Pandemie waren Dr. Lindner s Koordinationsfähigkeiten stark gefragt: „Als Leitender Notarzt mussten meine Kollegen und ich viel über das Kliniken-Netzwerk organisieren, um freie Betten für Corona-Patienten zu finden.“ Musste Dr. Lindner als Notarzt auch einmal die in den Medien viel diskutierte „har te Triage“ anwenden? Kam er in die Situation, dass im Landkreis so viele Menschen auf einmal schwer an Corona erkrankten, dass im Landkreis Esslingen die Beatmungsplätze nicht ausreichten, um alle zu versorgen? „Wir hatten in Deutschland noch nie eine harte Triage. Auch in Zeiten höchster Inzidenzen haben wir die Coronapatienten deutschlandweit auf Intensivstationen verteilt bekommen, jedoch teilweise mit großen Entfernungen. So mussten wir Patienten aus Esslingen unter anderem bis nach Aalen oder Heidelberg verlegen.“ ast „ Manchmal sind bei Großschadensfällen über 200 Helfer im Einsatz.” Kontakt Klinikum Esslingen Klinik für Anästhesiologie und operative Intensivmedizin Dr. Stephan Lindner, Oberarzt Telefon 0711 3103-3001 s.lindner@klinikum-esslingen.de Notarzt Dr. Lindner wird zu einem Coronapatienten nach Hause gerufen, der schlecht Luft bekommt. Er untersucht ihn vor Ort und entscheidet, dass er in die Klinik muss. Der Patient wird im Rettungswagen unter Isolierungsmaßnahmen ins Klinikum Esslingen transportiert und telefonisch in der Notaufnahme angemeldet. Schon im Rettungswagen erfolgen erste Maßnahmen: Medikamente, Sauerstoff oder im Extremfall die Einleitung einer Beatmungstherapie. In der Notaufnahme untersucht der Notaufnahme-Arzt den Patient. In der ersten halben Stunde entscheidet sich, ob sich sein Zustand unter der normalen Sauerstoffbehandlung verbessert. Wenn nicht, muss er auf die Intensivstation. Dort erfolgt die sogenannte nicht-invasive Beatmung mit einer Gesichtsmaske. Der Patient wird in Bauchlage gebracht, er bekommt Medikamente per Infusion. Im Rahmen der Intensivtherapie, die unter den Isolationsbedingungen sehr personal- und zeitaufwändig ist, werden seine Werte Tag und Nacht kontrolliert. Dr. Stephan Lindner, der neben seiner Notarzttätigkeit auch auf der Corona-Intensivstation am Klinikum Esslingen arbeitet, berichtet: „Wann der Zeitpunkt gekommen ist, den Patienten doch in ein künstliches Koma zu versetzen und ihn zu intubieren, müssen wir individuell für jeden Patienten entscheiden. Sind die Patienten nicht mehr ansprechbar, ist eine Patientenverfügung unerlässlich“, appelliert Dr. Lindner. Nicht jeden Coronapatienten kann das Intensiv-Team retten, aber sie kämpfen um jedes Leben: „Wir sind 24/7 für unsere Patienten da. Wir können alle lebensrettenden Maßnahmen zu jeder Tages- und Nachtzeit durchführen.“ Notfall Corona: 24/7 für die Patienten im Einsatz
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