Ausgabe 1 >2022

32 Esslinger Gesundheitsmagazin 1 | 2022 Wochen- und Schwangerenstation sind rund um die Uhr mit zwei bis drei Hebammen besetzt. „Es sind rund um die Uhr zwei Assistenzärzte im Kreißsaal und auf der Geburtsstation im Einsatz und ein Oberarzt“, ergänzt Dr. Bihler, die im August letzten Jahres die oberärztliche Leitung für den Kreißsaal und die Geburtshilfe übernommen hat. Neues Studium der Hebammenkunde Seit Oktober 2021 sind außerdem zwei bis drei Hebammenstudierende im Kreißsaal tätig: „Das ist eine neue Situation für das Hebammenteam, dass Hebammenstudierende ihre Praxiseinsätze bei uns im Haus durchführen“, berichtet HaarerChaafi. Seit dem Hebammenreformgesetz 2020 ist der Beruf der Hebamme kein Ausbildungsberuf mehr. Stattdessen absolvieren angehende Hebammen ein duales Bachelor-Studium über sieben Semester, das Theorie und Praxis beinhaltet. Neben Vorlesungen an der Universität Tübingen haben die Studierenden Praxiseinsätze, bei denen sie einen Einblick in alle für sie relevanten Stationen und Arbeitsbereiche der Klinik erhalten. „Die Anzahl der praktischen Stunden wurde im Vergleich zur Ausbildung zwar gekürzt, dafür ist nun aber vorgeschrieben, dass 25 Prozent der Stunden in Einzelanleitung durch eine Hebamme stattfinden sollen“, erklärt Haarer-Chaafi, die als Zentrale Praxisanleitung die Hebammenstudierenden am Klinikum Esslingen betreut. Außer Haarer-Chaafi haben noch vier weitere Hebammen eine dafür nötige einjährige Weiterbildung absolviert. Für die Eins-zu-Eins-Betreuung der Studierenden müssen die praxisanleitenden Hebammen freigestellt werden. Zwar können derzeit aus per sonellen Gründen nicht alle fünf Praxisanleiterinnen des MKZ freigestellt werden, nichtsdestotrotz: „Die Studierenden haben bei ihren Kreißsaaleinsätzen sehr kompetente Kolleginnen mit vielen Jahren Kreißsaal-Er fahrung an der Seite und können von dieser Vielfalt profitieren“, betont Haarer-Chaafi. Großer Erfahrungsschatz im Team Das bestätigt auch Lea Kaminski, eine der Studierenden, die Haarer-Chaafi im MKZ betreut: „Ich profitiere ungemein von dem Team an der Esslinger Klinik, gerade weil dort sowohl junge Hebammen arbeiten als auch Hebammen, die schon viel Erfahrung haben und teilweise schon im Ausland gearbeitet haben.“ Gerade der Hebammenberuf habe viel mit Erfahrung zu tun, gleichzeitig gebe es immer wieder etwas dazuzulernen. „Ich finde es wichtig, dass man sich in unserem Beruf ständig weiterbildet im Sinne von lebenslangem Lernen“, betont Haarer-Chaafi. „Dazu gehört auch, dass man sich und seine Arbeit ständig reflektiert.“ Während der drei Semester, die Kaminski bereits hinter sich hat, hat die angehende Hebamme nicht nur Fachliches gelernt. „An der Universität Tübingen habe ich Theorieabschnitte und dann gibt es eben die Praxisphasen an der Universitäts-Frauenklinik Tübingen und hier in Esslingen – mit jeweils neuen Kolleginnen, neuen Räumlichkeiten, neuen Abläufen auf den Stationen“, erklärt sie. „So muss ich mich immer wieder schnell auf die jeweilige Situation einstellen, dadurch bin ich viel flexibler und anpassungsfähiger geworden.“ Das sei wichtig für den Berufsalltag als Hebamme, so Haarer-Chaafi: „Unser Beruf beinhaltet, dass wir nie vorher wissen, was an dem Tag alles passiert, wenn wir zum Dienst kommen. Jeder Dienst ist anders.“ Ruhe in Stress-Situationen Am wohlsten fühle sie sich im Kreißsaal, so Kaminski: „Die Gebärenden setzen so viel Vertrauen in uns – eine Geburt ist schließlich sehr intim – und es ist ein tolles Gefühl, dass ich als Studierende da unterstützen kann“, sagt sie. „Eine Familie von Anfang an bis zur Geburt zu betreuen ist ein besonderes Privileg und ein Neugeborenes auf dem Arm zu halten, das ist natürlich das schönste Gefühl.“ An der Universität üben die Studierenden in sogenannten „Skills und Transferseminaren“ an Puppen und Modellen, bevor sie zum >>> Mit Übungspuppen bereiten die Hebammen-Studierenden sich auf praktische Aufgaben vor. Linkes Bild: Praxisanleitung Tanja Haarer-Chaafi (links) mit Lea Kaminski.

RkJQdWJsaXNoZXIy NTQxOTA=