Ausgabe 1 >2023

Beate Haensel, Sie arbeiten seit 40 Jahren am Klinikum Esslingen, drei Jahrzehnte davon in der Pflege, seit zehn Jahren leiten Sie die Koordinierungsstelle am Cancer Center Esslingen – CCE. Was hat Sie hier gehalten? Was macht Sie glücklich? … ganz einfach der Umgang mit Menschen, mit Patientinnen und Patienten, Kolleginnen und Kollegen. Für mich ist es ein Privileg, nah am Patienten sein zu dürfen – in schönen Situationen, aber auch in schweren Zeiten. Mein Motor ist es, neue Projekte mit Pioniergeist umzusetzen. Im Klinikum Esslingen hatte ich mehr als einmal die Chance dazu. Vor 20 Jahren, um ein Beispiel zu nennen, entschloss die Klinikleitung, sich stärker auf die Versorgung von Krebspatienten zu spezialisieren. Ich war damals verantwortliche Abteilungsleitung und mit die erste Pflegefachkraft der Fachweiterbildung Onkologie. So habe ich damals – immer in einem engagierten Team – maßgeblich den Aufbau der Palliativstation, der onkologischen Tagesklinik sowie der onkologischen Station mitgestalten dürfen. Heute ist das CCE eines der wenigen zertifizierten onkologischen Zentren bundesweit und garantiert höchste Versorgungsqualität. Das erfüllt mich mit Stolz. Sie sind ein gutes Beispiel dafür, dass der Pflegeberuf tolle Entwicklungsmöglichkeiten bietet. Was waren Ihre wichtigsten Karriereschritte? Nach dem Abitur startete ich mit einem Freiwilligen Sozialen Jahr im Klinikum Esslingen. 1982 habe ich direkt im Anschluss meine Ausbildung hier gemacht und nach dem Examen auf einer gastroenterologischen Station begonnen. Dann habe ich mich zur Stationsleitung weitergebildet und auch gerne Verantwortung für immer größer werdende Bereiche und Teams übernommen. 2004 folgte die zweijährige Fachweiterbildung Onkologie. Nach vielen Jahren als Stations- und später Abteilungsleitung entschied ich mich, berufsbegleitend Pflegemanagement zu studieren. Mein praktisches Wissen konnte ich so ideal mit theoretischem Know-Kow untermauern. Vor etwa zehn Jahren schenkte mir Professor Geißler das Vertrauen, die Koordinierungsstelle am CCE aufzubauen. Heute ist diese nicht mehr wegzudenken. Neben der Koordination der Zertifizierungen der Krebszentren gehört die Organisation der landkreisübergreifenden Brückenpflege STELLA Care dazu, die ich initiiert habe, und das neueste Projekt: das Patienteninformationszentrum, kurz PIZ. Verraten Sie uns etwas mehr über das PIZ? Im PIZ stehen die Bedürfnisse und Zwischentöne unserer Krebspatienten im Fokus. Einmal pro Woche bieten wir eine Telefonsprechstunde mit dem Titel „KE nimmt sich Zeit!“ an. Wir sind für die Anliegen der Anrufer da und suchen gemeinsam Lösungen. Im „Letzte-Hilfe-Kurs“ bereiten wir vor auf Themen wie Sterben und Tod, Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht – mit Zeit und Raum für Fragen. Wir arbeiten eng mit Selbsthilfegruppen zusammen, die über das PIZ auch Sprechstunden anbieten können. Am 17. Juni findet der vierte „Esslinger Tag gegen Krebs“ statt: Interessierte können das PIZ und die Selbsthilfegruppen kennenlernen, unsere Experten halten Vorträge und beantworten Fragen. Die Angebote des PIZ werden nach und nach erweitert. Was macht Pflege für Sie aus? Ich habe immer sehr gerne als Pflegefachkraft gearbeitet und konnte mir meine positive Haltung bis heute bewahren. Jeden Morgen bin ich gespannt, was mich erwartet. Und wenn die Haltung im Team stimmt, kann man zusammen auch härtere Zeiten gut überstehen. Pflege ist für mich ein erfüllender Beruf. Ich bin 60 Jahre alt und freue mich noch auf die weiteren Jahre. Nach 40 Jahren also immer noch energiegeladen! Was gibt Ihnen Kraft? Vor allem der Austausch mit Kolleginnen und Kollegen, Vertrauen, das mir entgegengebracht wurde und mein Selbstverständnis: Ich bin stolz, Pflegefachkraft zu sein. Denn Pflege ist eine tragende Säule unserer Gesellschaft, unseres Gesundheitssystems. Die Gespräche führte Annette Steigert 1 | 2023 Esslinger Gesundheitsmagazin 41 Bei einer Feier Ende 2022 ehrte Geschäftsführer Matthias Ziegler (erster von rechts) langjährige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Klinikum Esslingen. Darunter auch Beate Haensel (erste von links) und Heidi Herd (vierte von links).

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