1 | 2024 Esslinger Gesundheitsmagazin 15 Kontakt Annette Chr. Oppermann Niedergelassene Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Martinstraße 11 73728 Esslingen am Neckar Telefon 0711 355738 Durch Abstriche können frühzeitig Veränderungen am Gebärmutterhals erkannt werden. Frau Oppermann, wie viele Frauen schicken sie nach der Untersuchung zu Dysplasie-Spezialisten? Eine genaue Zahl kann ich Ihnen nicht nennen, aber eine Tendenz. Es sind weniger junge Frauen, sondern vor allem Frauen ab 35 Jahren, die wir zur weiteren Abklärung in die Dysplasiesprechstunde überweisen. Warum die Älteren? Das liegt am abgestuften System der Früherkennung. Frauen zwischen 20 und 30 Jahren haben häufig einen HPV-Virus. Deshalb testen wir sie gar nicht darauf. Nur wenn der Pap-Abstrich, den wir jährlich machen, auffällige Veränderungen zeigt, müssen wir sie nach sechs bis zwölf Monaten ein weiteres Mal testen und dann gegebenenfalls an die Spezialisten weiterleiten. Studien haben jedoch ergeben, dass Frauen über 35 Jahren eher selten am HPV-Virus leiden. Wenn doch, kann das ein Hinweis darauf sein, dass dieses chronisch ist und zu Gewebsveränderungen führen kann. Deshalb machen wir bei Frauen ab Mitte 30 alle drei Jahre zusätzlich zum Pap-Abstrich einen HPV-Test. Je nach Ergebnis – also Virusbefund und/oder Zellveränderungen - laden wir sie nach ein paar Monaten wieder ein. Ist das Ergebnis dasselbe, schicken wir sie zur weiteren Abklärung in die Dysplasie-Sprechstunde. Wenn es weder auffällige Gewebsveränderungen gibt noch einen Virus, ist bei älteren Frauen erst nach drei Jahren wieder eine Abstrichkontrolle vorgesehen. Warum ist die Früherkennung so wichtig? Wir wollen die Zellveränderungen erkennen, solange diese noch klein sind, nicht erst, wenn es schon zu Blutungen oder anderen Beschwerden kommt. Auf diese Weise kann sich erst gar kein Krebs entwickeln. Wie wichtig ist die HPV-Impfung? Sehr wichtig. Wir können gegen die gängigsten HPV-Viren-Typen impfen und so schon im Vorfeld Gewebsveränderungen und Krebs verhindern. Vor allem Frauen 35+ Impfen Sie in Ihrer Praxis? Als vor 15 Jahren die Impfung eingeführt wurde, empfahl man sie jungen Frauen zwischen 12 und 18 Jahren. Damals haben wir häufig geimpft. Mittlerweile wurde das empfohlene Impfalter auf 9 bis 14 Jahren gesenkt – auch weil man in diesem Alter nur zwei statt drei Impfdosen benötigt. Jetzt finden die Impfungen zumeist bei den Kinder- und Jugendärzten statt. Seit 2018 wird sie auch für Jungen empfohlen um den Gemeinschaftsschutz, also die Herdenimmunität, zu erhöhen. Impfen Sie auch erwachsene Frauen? In Ausnahmefällen ja. Zum Beispiel, wenn eine Frau nach einer Infektion mit HPV-Viren bereits eine Operation hinter sich hat und vor einer Neuansteckung geschützt werden soll. Dann zahlen auch manche Krankenkassen diese teure Impfung. Das Gespräch führte Gerlinde Wicke-Naber Annette Oppermann ist Gynäkologin mit eigener Praxis in Esslingen. Sie ist die erste Anlaufstelle im Früherkennungssystem für Gebärmutterhalskrebs und schickt die Patientinnen bei Bedarf in die Dysplasiesprechstunde. Nach welchen Kriterien sie das tut, hat sie uns im Interview erzählt. Facharzt-Interview: Annette Oppermann
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