Ausgabe 1 >2024

1 | 2024 Esslinger Gesundheitsmagazin 25 Professor Dr. Ludger Staib schen Blase und Prostata. Da es dort eng ist, muss man vorsichtig präparieren, um keine empfindlichen Strukturen in der Umgebung zu verletzen“, sagt Professor Staib. Als besonders anspruchsvoll erwies sich auch der Sitz des Tumors nahe am Schließmuskel. Dies birgt immer die Gefahr, dass der Muskel aufgrund einer Tumorinfiltration mitentfernt werden muss und die Patientin oder der Patient anschließend Probleme hat, den Stuhlgang zu halten. Operiert wurde mit minimalinvasiver Technik durch fünf kleine Zugänge im Bauch sowie einen sogenannten Bergeschnitt, durch den der tumortragende Darmanteil aus dem Bauchraum entfernt wurde. Zum Einsatz kam beim Eingriff auch der vor vier Jahren eingeführte OP-Roboter, mit dem besonders präzise gearbeitet werden kann. Die OP verlief erfolgreich. Das bösartige Gewebe konnte komplett entfernt werden. Eine weitere Therapie mit Bestrahlung und / oder Chemotherapie war nicht erforderlich. Allerdings musste Stephen Bryant für einige Monate mit einem Stoma, einem künstlichen Darmausgang, leben. „Das ist notwendig, damit die neue Nahtverbindung am Darm gut verheilen kann“, sagt der Esslinger. An seinem Bauch wurde ihm eine Darmöffnung, ein sogenanntes Schutz-Ileostoma, angelegt. Der austretende Stuhl wurde mit Beuteln aufgefangen. Noch im Krankenhaus lernte der Patient, wie er die Beutel leeren und wechseln kann. Geschulte Stoma-Therapeuten unterstützten Stephen Bryant dabei. „Das Leben mit einem künstlichen Darmausgang ist natürlich gewöhnungsbedürftig“, sagt Bryant. „Aber ich wusste ja, dass es nur vorübergehend ist.“ Der Brite erholte sich nach dem Eingriff schnell und konnte nach wenigen Wochen auch wieder arbeiten. Wird der Schließmuskel bei der OP entfernt – das kann erforderlich sein, wenn der Tumor sehr weit unten sitzt, muss der Patient für immer mit einem Stoma leben. und der Stuhldrang wird – ähnlich wie bei Durchfall – stärker.“ Trotz des Fehlens dieses wichtigen Stückes des Darmes kann Stephen Bryant heute – drei Jahre nach der OP – wieder ein fast normales Leben führen. Die einzige Einschränkung: „Wenn ich eine Reise oder auch etwas anderes Wichtiges vorhabe, musss ich Medikamente einnehmen, die meinen Darm ruhigstellen.“ Dafür verwendet er ein gängiges Mittel gegen Durchfall. Dies ermöglicht ihm auch größere Unternehmungen. „Ich muss das nur vorher gut planen.“ Behandlungsziele erreicht Auch Professor Staib ist mit der Behandlung des Briten sehr zufrieden. „Wir haben alle wichtigen Ziele der Behandlung erreicht, die für den Patienten und für uns behandelnde Chirurgen wichtig sind: Der Krebs ist nicht zurückgekehrt und die Lebensqualität des Patienten ist fast so gut wie vor der Krebserkrankung.“ Doch Stephen Bryant hatte Glück: Sein Tumor konnte entfernt werden, ohne dass eine Mitentfernung des Schließmuskels notwendig war. Im Sommer, vier Monate nach der großen OP, war die Nahtverbindung gut verheilt und der Darm sollte seine Arbeit wieder aufnehmen. Damit stand ein weiterer Eingriff an: Der künstliche Darmausgang wurde wieder zurückverlegt und somit verschlossen. Danach begannen die eigentlichen Herausforderungen für den Patienten. „Es dauerte mehrere Monate, bis sich alles wieder eingespielt hatte“, berichtet Bryant. Sein größtes Problem: „Bei der OP mussten die Ärzte den „Warteraum“ (das Reservoir) des Darmes entfernen. Das bedeutet, dass ich jetzt bei Stuhldrang sofort auf die Toilette muss und den Stuhl nicht lange halten kann.“ Professor Staib erklärt die Probleme nach der OP so: „Im letzten Abschnitt des Darmes wird der Stuhl eingedickt und ihm Flüssigkeit entzogen. Diesen Teil haben wir bei der OP entfernt. Deshalb ist der Stuhl nun dünnflüssiger >>> „ Der Enddarm ist mitunter nicht leicht zu operieren. Er liegt im kleinen Becken zwischen Blase und Prostata.” Dr. Marc Alexander Meinikheim Nach der OP schützt oft ein Stoma, ein künstlicher Darmausgang, vorübergehend die Nahtstelle.

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