Ausgabe 1 >2025

16 Esslinger Gesundheitsmagazin 1 | 2025 >>> Viel wichtiger ist, ob wir den Frauen helfen können und die Schmerzen behoben oder gelindert werden“, sagt Professor Hein. Medikamentöse Therapie „Mittel der ersten Wahl für die Therapie von Endometriose ist eine Hormon-Therapie“, erklärt Dr. Matias y Papenberg. Die Gabe von Gestagenen zielt auf Endometriose-Herde ab, die hormonell gesteuert im monatlichen Zyklus die Schleimhaut aufbauen, ebenso wie in der Gebärmutter. Die Hormone sollen den Aufbau der Schleimhaut und ihre Abblutung am Zyklusende verhindern, damit wird die Aktivität der Endometriose-Herde eingestellt. „Tatsächlich bemerke ich bei vielen Frauen, dass sie einer HormonTherapie gegenüber sehr skeptisch eingestellt sind“, erläutert die Gynäkologin. Ähnliches beobachtet auch Dr. Karin Pethke am EndometrioseZentrum der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe. „Nach ausführlicher Anamnese und umfassender Sonographie (Ultraschall) besprechen wir mit den Patientinnen gemeinsam die Diagnose“, erklärt die Oberärztin die Abläufe. Auch in der Klinik setzt man auf die Hormon-Therapie, oft begleitet von Schmerzmedikamenten. „Wir erklären den Patientinnen die Vorteile einer hormonellen Therapie und versuchen, die Bedenken zu nehmen.“ „Gerade durch die enge Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Frauenärztinnen und Frauenärzten verläuft die gemeinsame Behandlung dieser Patientinnen an einem EndometrioseZentrum besonders erfolgreich“, sagt Dr. Pethke. Durch diese koordinierte Betreuung können wir vielen Patientinnen helfen und ihre starken Schmerzen besser unter Kontrolle bringen“, ergänzt Professor Hein. Operative Therapie „Wenn eine hormonelle Therapie nicht anschlägt, oder wir bei der Ultraschall-Untersuchung große Endometriose-Herde entdecken, auf die bestimmte Schmerzen, zum Beispiel beim Wasserlassen, zurückzuführen sind, dann kommt eine Operation als Therapieoption ins Spiel“, sagt Dr. Karin Pethke. Bei einer Bauchspiegelung (Laparoskopie) unter Vollnarkose werden die Endometriose-Herde entfernt. „Eine solche Behandlung sollte man gut abwägen und unbedingt in einem zertifizierten Zentrum durchführen lassen“, empfiehlt Ivonne van der Lee. „Dort sind die Ärztinnen und Ärzte erfahren, da sich dort jährlich viele Endometriose-Patientinnen vorstellen.“ Bei den meisten Frauen nehmen die Beschwerden durch eine Operation ab. „Damit ist die Therapie aber nicht beendet und die Endometriose noch nicht geheilt“, erklärt Dr. Karin Pethke. „Endometriose ist eine chronische Erkrankung und bedarf deshalb oftmals einer fortlaufenden Behandlung. Nach der Operation folgt in der Regel eine hormonelle Therapie, um ein Wiederauftreten der Erkrankung und der Beschwerden zu verhindern.“ Komplementäre Ansätze Neben der medizinischen Behandlung spielt der psychologische Aspekt bei Endometriose eine große Rolle. Ansätze, die die Lebensweise in den Blick nehmen, wie Ernährungsumstellung, Stressreduktion oder Bewegung, können helfen, das generelle Wohlbefinden zu verbessern, Symptome zu reduzieren und die Schmerzen zu verringern. Unerfüllter Kinderwunsch Häufig führt Endometriose zu unerfülltem Kinderwunsch. Bei 40 bis 50 Prozent der Frauen, die ungewollt kinderlos bleiben, liegt eine Endometriose vor. „Für diese Frauen gibt es aber eine gute Prognose: Die meisten von ihnen können nach einer hormonellen oder operativen Therapie schwanger werden“, sagt Dr. Karin Pethke. „Wichtig ist, dass die Patientinnen erst ganz kurz vor dem Zeitpunkt, zu dem sie schwanger werden möchten, die Hormone absetzen und nicht schon Monate vorher“, so Pethke. „Sonst haben die Endometriose-Herde zu viel Zeit, sich wieder aufzubauen und das ist oft konträr zum Schwanger werden.“ Auch die operative Entfernung des Endometriose-Gewebes hat oft positiven Einfluss auf die Fruchtbarkeit. Um den Kinderwunsch zu erfüllen, arbeitet das EndometrioseZentrum am Klinikum Esslingen deshalb frühzeitig mit Kinderwunsch-Zentren zusammen. Endometriose-Zentrum Esslingen Für die Zertifizierung als EndometrioseZentrum sind vor allem eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit, die Behandlungsqualität, sowie eine hohe Anzahl an behandelten Patientinnen von Bedeutung. Im Januar 2025 wurde die Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe erneut erfolgreich durch die Europäische Endometriose-Liga und die Stiftung EndometrioseForschung rezertifiziert. Ein entscheidendes Kriterium dabei ist die interdisziplinäre Vernetzung verschiedener Fachrichtungen, um eine bestmögliche Versorgung der Patientinnen zu gewährleisten. Auch die Fallzahlen unterstreichen die Expertise des Klinikums Esslingen: Jährlich werden hier rund 400 Patientinnen mit Endometriose behandelt und etwa 150 operative Eingriffe im Zusammenhang mit der Erkrankung durchgeführt. Professor Dr. Alexander Hein Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Dr. Karin Pethke Leiterin des Endometriose-Zentrums Endometriose-Sprechstunde Dienstags 8.00 Uhr – 16.00 Uhr Anmeldung Telefon 0711 3103-3056 frauenklinik@klinikum-esslingen.de

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