Ausgabe 1 >2025

1 | 2025 Esslinger Gesundheitsmagazin 27 Prof. Dr. Matthias Reinhard oft rascher voran und spricht auf die üblichen Parkinson-Medikamente schlechter an“, so Professor Reinhard. Langsame Bewegungen Unbehandelt zeigen sich im Verlauf bald weitere Symptome. „Ganz typisch für Parkinson ist eine anfangs oft einseitige Bewegungsverlangsamung, beim Gehen wird ein Arm weniger mitgeschwungen“, sagt der Experte. Vor allem Handbewegungen werden schwieriger und die Handschrift wird kleiner. Eine Bewegungsverarmung zeigt sich oft auch in der Mimik, die dann wie eingefroren wirken kann. Lächeln, Stirnrunzeln, Augenzwinkern – all das wird schwieriger und ist nicht mehr so lebhaft wie früher. Das erschwert auch die Kommunikation mit anderen. Bei vielen Patientinnen und Patienten besteht auch ein Zittern, meist der Hände, das typischerweise in Ruhe auftritt. Hinzu kommt eine Erhöhung der Muskelspannung: „Die Muskeln werden steif und es entstehen im Laufe der Zeit auch Schwierigkeiten beim Gehen.“ Das führe häufig zu Stürzen und damit Verletzungen. Diagnosestellung und Verbreitung der Erkrankung Die Diagnose einer Parkinson-Erkrankung wird anhand der typischen Symptome und Einschränkungen gestellt. Unterstützend kommen bildgebende Verfahren hinzu. Schnell durchführbar ist dabei eine Ultraschall-Untersuchung des Gehirns, auch wird in der Regel eine Kernspintomographie des Schädels durchgeführt, vor allem, um andere Ursachen der Beschwerden zu suchen. In unklaren Fällen kann auch eine nuklearmedizinische Untersuchung (SPECT) erfolgen, die eine Reduktion des Dopaminstoffwechsels im Gehirn beweist. Deutschlandweit gibt es laut Professor Reinhard aktuell etwa 400.000 Erkrankte. 0,5 Prozent der Bevölkerung seien davon betroffen oder müssten damit rechnen, irgendwann an Parkinson zu erkranken. Die schlechte Nachricht: Parkinson lässt sich im Moment noch nicht heilen. Die gute Nachricht: Mit einer Behandlung kann man mit Parkinson gut leben. „Mit den entsprechenden Medikamenten verlaufen im Schnitt die ersten sieben Jahre der Erkrankung praktisch symptomfrei“, sagt der Neurologe. Erst danach würden die Einschränkungen zunehmen. Mit Anpassung der Medikamente und Unterstützung könnten die Patientinnen und Patienten aber auch dann noch gut ihren Alltag bewältigen. Ursache für Parkinson Doch was sind die Ursachen für die Erkrankung? Die Veränderung in einer bestimmten Region im Gehirn, der Substantia nigra – also schwarze Substanz, ist verantwortlich für Parkinson. Dort sterben wichtige Nervenzellen ab, weil sich falsches Eiweiß ablagert. Diese Nervenzellen produzieren Dopamin, einen Transmitter, also Botenstoff, der vieles im Körper steuert, unter anderem die Beweglichkeit. Mit zunehmendem Abbau der Zellen gibt es auch weniger Dopamin im Körper und damit nimmt die Beweglichkeit ab, die Muskeln versteifen. Zunächst bemerken die Betroffenen nichts vom Zellenabbau. 400.000 Nervenzellen befinden sich in der schwarzen Substanz. „Erst wenn die Hälfte davon abgebaut ist, machen sich die ersten Symptome von Parkinson bemerkbar“, sagt Professor Reinhard. Es fängt schleichend an Bei Andreas Koch war es vor gut sieben Jahren soweit. Der Esslinger war damals 65 Jahre alt und noch berufstätig. Er arbeitet als Rundfunkpfarrer der evangelischen Kirche Württemberg im evangelischen Medienhaus in Stuttgart. „Wenn ich mittags zum Essen wollte, musste ich eine Linksdrehung zur Treppe machen. Und dabei hatte ich auf einmal Schwierigkeiten“, schildert er seine ersten Symptome. Zunächst habe er das nicht weiter beachtet. Doch als auch noch andere Beschwerden hinzukamen, ging er zu seinem Hausarzt, der ihn zunächst an einen Neurologen verwies. Dieser machte verschiedene Untersuchungen, unter anderem ein MRT des Kopfes. Die Diagnose: „Der Arzt sagte mir, die gute Nachricht sei, dass ich keinen Tumor hätte. Die schlechte, ich sei an Parkinson erkrankt.“ Andreas Koch war zunächst erleichtert. Mit der Diagnose Parkinson konnte er nicht so viel anfangen. Der Radiologe schickte ihn zu Professor Reinhard ans Klinikum Esslingen. Sieben Jahre Honeymoon „Professor Reinhard hat mir alles sehr gut und verständlich erklärt“, berichtet der Esslinger. „Er sagte mir auch, dass ich mit den passenden Medikamenten noch sieben Jahre fast symptomfrei leben kann.“ Der Neurologe spricht von einem „Honeymoon“, sobald die Medikamente wirken. „Die Symptome verschwinden dann zunächst.“ Er verordnete auch Andreas Koch das Medikament L-Dopa. Es ersetzt das fehlende Dopamin und fungiert wie ein Transmitter. Somit bleibt die Beweglichkeit zunächst erhalten. Auch Andreas Koch bemerkte diese Wirkung. „Ich konnte zunächst ganz normal weiterleben.“ Zumindest fast. Denn ganz ohne Nebenwirkungen ist das L-Dopa nicht. „Ich leide unter leichten Halluzinationen“, berichtet Andreas Koch. „Manchmal sehe ich Leute, die neben mir stehen, obwohl die gar nicht da sind.“ Doch es gebe andere Patientinnen und Patienten, bei denen seien diese Halluzinationen weitaus stärker ausgeprägt, weiß er von Professor Reinhard. Auch andere Nebenwirkungen >>> „ Mit den entsprechenden Medikamenten verlaufen im Schnitt die ersten sieben Jahre der Erkrankung praktisch symptomfrei.”

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