Ausgabe 1 >2025

28 Esslinger Gesundheitsmagazin 1 | 2025 wie Übelkeit und Erbrechen oder auch Kaufsucht registriert Andreas Koch nicht bei sich. Beschwerden nehmen zu Dankbar blickt der Esslinger auf die vergangenen sieben Jahre. „Die Prophezeiung von Professor Reinhard hat sich erfüllt. Sieben Jahre ging es gut.“ Leider wurde aber auch der zweite Teil der Prophezeiung wahr: Jetzt nehmen die Beschwerden bei Andreas Koch zu. Woran liegt das? „Mit der Zeit wirkt das L-Dopa nicht mehr so gut“, erklärt der Neurologe. „Es kommt immer wieder zu Über- oder Unterbeweglichkeit.“ „Am meisten belasten mich die Artikulationsstörungen“, sagt der Theologe, dessen Beruf stets mit Sprache und Reden verbunden war. Um diese Störungen zu mildern, besucht er regelmäßig einen Logopäden. „Das hilft schon“, sagt Andreas Koch. Im direkten Gespräch mit ihm bemerkt man diese Probleme kaum. „Aber das Sprechen strengt mich sehr an“, sagt der Patient. Sein langjähriges ehrenamtliches Amt als Stadtrat in Esslingen hat er deswegen aufgeben müssen. Weitere Auswirkungen seiner Erkrankung seien Bewegungsstörungen. „Ich laufe jetzt ziemlich eckig.“ Auch fürchtet er sich davor, zu stürzen. Trotzdem versuche er, sich so viel wie möglich zu bewegen. „Auch wenn keine großen Wanderungen wie früher mehr drin sind, tägliche Spaziergänge sind mir sehr wichtig.“ Auch die begleitende Physiotherapie hilft Andreas Koch dabei, die Auswirkungen der Muskelsteifigkeit zu lindern. Froh ist er, dass er – anders als viele andere Parkinsonkranke – keinen Tremor hat. Aber er weiß: Die Symptome werden stärker werden. Beruhigt hat ihn die Aussage seines Arztes: „Er hat mir versprochen, dass ich mit Unterstützung weitere sieben Jahre selbstständig leben kann“, sagt der mittlerweile 72-Jährige. Weitere Therapiemöglichkeiten Sollten die Beschwerden sehr stark werden, gibt es für Andreas Koch aber auch noch weitere Therapiemöglichkeiten. An einigen Zentren in Deutschland werden Patientinnen und Patienten Parkinson Hirnschrittmacher implantiert. Durch die Stromstimulation tief im Gehirn werden Areale gehemmt, welche die ParkinsonSymptome verursachen. Eine solche Operation ist aber vor allem bei älteren Menschen nicht ganz risikofrei. Eine weitere mögliche Behandlung wäre auch die Medikamentengabe über eine Pumpe über eine feine Nadel in das Unterhautfett, ähnlich einer Insulinpumpe. Damit kann eine bessere gleichmäßige Wirkung von L-DOPA erzielt werden und Phasen mit Unter- oder Überbeweglichkeit nehmen deutlich ab. „Diese Behandlung ist noch recht neu und hat den Vorteil, dass man sie auch zunächst ausprobieren kann ohne einen größeren Eingriff am Körper“, sagt Professor Reinhard. Hoffnung in die Forschung Er setzt seine Hoffnung in die Forschung. In einigen Jahren könne man vielleicht nicht nur die Symptome behandeln, sondern auch die Ursache für die Krankheit angehen. „Künftige Medikamente zielen zum Beispiel darauf ab, das die Krankheit verursachende verklumpte Eiweiß alpha-Synuclein aus dem Gehirn zu entfernen“. Damit könnte das Absterben der Nervenzellen in der Substantia nigra und anderen Hirnregionen verlangsamt werden. Doch noch ist es nicht soweit, und wichtig wird sein, dass diese Therapien früh im Verlauf eingesetzt werden, wenn noch wenige Nervenzellen untergegangen sind. Daher setzt der Experte auch auf Weiterentwicklungen zur Früherkennung. „Mittels Hirnultraschall und weiteren Untersuchungen wie einem Riechtest, Bluttests oder auch einer Hautbiopsie könnte man künftig die Erkrankung bereits vor ihrem Ausbruch aufspüren und aufhalten.“ Lebensqualität erhalten Doch auch mit den aktuell gängigen Therapien hätten viele Patientinnen und Patienten eine recht gute Lebensqualität, sagt der Neurologe. Allerdings bestehe das Risiko, dass Parkinsonkranke im Laufe der Zeit auch eine Demenz entwickelten. „Dies betrifft etwa 30 bis 40 Prozent der Erkrankten, zum Glück aber meist erst im späten Stadium der Erkrankung“, sagt Reinhard. 280 Patientinnen und Patienten mit Parkinson werden jedes Jahr im Klinikum Esslingen stationär behandelt, aufgrund ihrer ParkinsonSymptome selbst oder begleitender Erkrankungen. Hinzu kommen viele Erkrankte zu ambulanten Untersuchungen. Andreas Koch fühlt sich sehr gut aufgehoben im Klinikum Esslingen und ist voll des Lobs über seinen Arzt. „Professor Reinhard ist nicht nur ein Experte auf seinem Gebiet, sondern auch ein sehr menschlicher Arzt, der mir alles gut erklären kann. Es wäre schön, wenn er mein Gesundmacher sein könnte. Mein Mutmacher ist er auf jeden Fall, und dafür bin ich ihm dankbar.“ gwn >>> Andreas Koch fühlt sich sehr gut aufgehoben im Klinikum Esslingen. Kontakt Klinikum Esslingen Klinik für Neurologie und klinische Neurophysiologie Prof. Dr. Matthias Reinhard Chefarzt Telefon 0711 3103-2551 neurologie@klinikum-esslingen.de

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