1 | 2025 Esslinger Gesundheitsmagazin 31 auf Stuhl- und Laboruntersuchungen, Ultraschall, MRT oder CT sowie eine Darmspiegelung. Besonders wichtig ist die Sonografie, denn hier können wir Engstellen erkennen und beurteilen, ob sie narbig oder entzündet sind.“ Medikamente gegen CED „Wir operieren grundsätzlich erst, wenn alle anderen Behandlungsmöglichkeiten ausgeschöpft sind. Meist reicht eine medikamentöse Therapie aus“, betont Professor Ludger Staib. „Bei der medikamentösen Therapie von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen hat sich in den letzten Jahren viel getan“, erklärt Dr. Wolfgang Vogt, leitender Arzt des Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) Gastroenterologie, das eng an das Klinikum Esslingen angebunden ist. Die medikamentöse Therapie verfolgt bei beiden Erkrankungen das Ziel, die Entzündung zu kontrollieren, Beschwerden zu lindern und Schübe zu verhindern. Allerdings unterscheidet sich die Behandlung von Colitis ulcerosa und Morbus Crohn, je nachdem, wie häufig und ausgeprägt die Symptome sind. „Meist behandeln wir mit einem Stufenschema, das wir individuell an die Situation der Betroffenen anpassen“, sagt Dr. Wolfgang Vogt. „Dabei sind manche Medikamente mehr bei Colitis ulcerosa relevant, andere mehr bei Morbus Crohn.“ Die Entzündung hemmen „Zunächst verabreichen wir Entzündungshemmer wie Kortikosteroide. Auf Prednisolon sprechen zum Beispiel viele bei akuten Schüben an. Bei Colitis ulcerosa können zudem sogenannte 5-ASA-Präparate eingesetzt werden“, erklärt Dr. Wolfgang Vogt. So soll verhindert werden, dass sich eine Entzündung bildet. Manche Patientinnen oder Patienten haben jedoch nach Absetzen der Medikamente einen Rückfall. In diesen Fällen oder wenn die Darmschleimhäute trotz der Medikamente weiterhin entzündet sind und die Beschwerden stark sind, gehen die Gastroenterologen im zweiten Schritt auf eine Immuntherapie über. Die sogenannten Immunsuppressiva setzen die Immunantwort langfristig herab und dämmen so die Entzündungen ein. Als immunsuppressive Therapien werden Azathioprin und seltener Methotrexat eingesetzt, häufiger geht man mittlerweile jedoch direkt auf den Einsatz sogenannter Biologika über. Diese blockieren gezielt entzündungsfördernde Stoffe, die bei Betroffenen vermehrt vorkommen. Sie werden sowohl bei Morbus Crohn als auch Colitis ulcerosa eingesetzt. Biologika werden längerfristig eingesetzt mit dem Ziel, Patientinnen und Patienten in einer entzündungsfreien Krankheitsphase (Remission) zu halten. Als weitere neue Medikamente hinzugekommen sind sogenannte JAK-Inhibitoren und SP 1-Modulatoren, die vor allem bei der Colitis ulcerosa zum Einsatz kommen. Neue Therapieansätze „Ein weiterer vielversprechender Ansatz ist die sogenannte Stuhltransplantation“, sagt Dr. Vogt, „CED-Patientinnen und -patienten haben ein eingeschränktes Spektrum an Darmbakterien. Diese Besonderheit scheint ein Grund für die Erkrankung zu sein. Bei einer Stuhltransplantation werden gesunde Darmbakterien eines Spenders in den Darm eines Patienten übertragen, meist per Koloskopie (Darmspiegelung), Kapseln oder Einlauf. Ziel ist es, das gestörte Mikrobiom der Patientinnen und Patienten zu regenerieren und Entzündungsprozesse positiv zu beeinflussen. Die langfristige Wirksamkeit muss aber in weiteren Studien zunächst noch nachgewiesen werden.“ Die Stuhltransplantation ist daher aktuell noch keine Therapieoption. MVZ Gastroenterologie Das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) Gastroentrerologie am Klinikum Esslingen ist für Patientinnen und Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen erste Anlaufstelle – eine ambulante spezialisierte Versorgung aus einer Hand. Dr. Vogt erklärt: „Patienten können zu uns kommen wie zu einem niedergelassenen Arzt. Wir behandeln ambulant, aber in der Klinik. Man braucht keine Überweisung. Der große Vorteil: Wir bündeln hier die Fachkompetenz von Ärzten verschiedener Fachdisziplinen, ob Innere Medizin, Chirurgie oder Radiologie und unsere Wege sind kurz.“ Das MVZ hat schnellen Zugriff auf moderne Technik und falls medizinisch notwendig, können Patientinnen und Patienten ohne Umwege und ohne lästige Wartezeiten stationär und operativ im Klinikum Esslingen versorgt werden. Dr. Wolfgang Vogt Prof. Dr. Ludger Staib Circa 250.000 Menschen sind in Deutschland von Morbus Crohn betroffen. >>>
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