1 | 2025 Esslinger Gesundheitsmagazin 45 „ Es ist nicht immer leicht, das, was man in der Theorie gelernt hat, in der Praxis anzuwenden. Viel Übung hilft mir, mich weiterzuentwickeln.“ „Als in einem Jahrgang mehrere unserer Auszubildenden im Bereich Pflege das Examen nicht bestanden haben, war uns klar: Wir müssen aktiv werden“, sagt Silvio Schuster, Pflegekoordinator der Pflegeheime Esslingen. Als Ausbildungsanbieter sind die Pflegeheime Esslingen hauptsächlich für den praktischen Teil der Ausbildung zuständig. Die Theorie wird an kooperierenden Pflegeschulen vermittelt. Verzahnung von Theorie und Praxis Die größte Herausforderung im Examen ist für die meisten Schülerinnen und Schüler die theoretische Prüfung „Daher wollen wir das Thema Theorie-Vermittlung während der Ausbildung nicht nur den Schulen überlassen, sondern möchten unsere Auszubildende auch in den Praxisphasen für die Theorie fit machen“, sagt Thilo Naujoks, Geschäftsführer der Pflegeheime Esslingen. Das kommt auch bei den Auszubildenen gut an: „Es ist nicht immer leicht, das, was man in der Theorie gelernt hat, in der Praxis anzuwenden. Viel Übung hilft mir, mich weiterzuentwickeln“, sagt Poorya Etedalinezhad. Er ist für die Ausbildung zum Pflegefachmann im letzten Jahr aus dem Iran nach Deutschland gekommen und aktuell im ersten Ausbildungsjahr. Im Oktober und April starten bei den Städtischen Pflegeheimen Esslingen jeweils zehn Auszubildende ihre Ausbildung zur Pflegefachfrau und Pflegefachmann. Fünf zusätzliche Plätze pro Halbjahr bieten die Pflegeheime Esslingen für die zweijährige Altenpflegehelfer-Ausbildung an. Konzept für Ausbildungs-Update Ein innovatives Konzept, das Sabrina Hofstätter, Ausbildungskoordinatorin der Städtischen Pflegeheime Esslingen, zusammen mit Silvio Schuster und weiteren Kollegen entwickelt hat, trägt maßgeblich zur Attraktivität der Ausbildung und Unterstützung der Auszubildenden bei. „Das Konzept für das AusbildungsUpdate setzt sich aus mehreren Lern- und Austausch-Plattformen zusammen. Wir wollen noch mehr Abwechslung in die Praxismodule bringen, um die Ausbildung über die täglichen Inhalte hinaus attraktiv zu machen“, sagt Sabrina Hofstätter, die selbst eine Ausbildung zur Pflegefachkraft gemacht hat und ein Studium der Angewandten Pflegewissenschaft angeschlossen hat. Lernwerkstätten In den monatlich stattfindenden „Lernwerkstätten“ findet in kleiner Gruppe Wissensvermittlung als Peer-Learning statt. Auszubildende aus einem höheren Ausbildungsjahr vermitteln praxisnah Inhalte an Schülerinnen und Schüler aus einem niedrigeren Jahrgang in der gleichen Einrichtung. „Das fördert den Wissenstransfer, die Kommunikationsfähigkeiten, die Eigenverantwortung und die Teamarbeit“, sagt Sabrina Hofstätter. Organisiert und begleitet wird die Lernwerkstatt jeweils von einer freigestellten Praxisanleiterin, die als Coach agiert. „Mir gefällt die Lernwerkstatt in meinem Pflegeheim, da sie sehr praktisch ist und wir Themen wie Teamarbeit besprechen“, sagt der Auszubildende Poorya Etedalinezhad. Azubi-Workshops Zusätzlich finden regelmäßige Workshops zu einem speziellen Thema aus der Pflege statt. Im letzten Jahr gab es diese Veranstaltung zum Beispiel zum Thema Hitze-Prävention. Die Teilnehmenden erarbeiteten unter Anleitung für verschiedene Bereiche des Pflegeheims (zum Beispiel Pflege, Hauswirtschaft, Zentralküche) Arbeitsabläufe bei Hitzeperioden. Die Leitungen der einzelnen Häuser haben dann mit Hilfe der erarbeiteten Arbeitsabläufe ein Hitzeschutzkonzept entwickelt. Auch größere Workshops für alle Auszubildenden, angelehnt an das OSCE-Model (objective structured clinical examinations), sind Teil des Konzeptes. Die Auszubildenden durchlaufen dabei verschiedene, im Vorfeld erstellte Stationen, die die Realität des Pflegealltags widerspiegeln. „Wir möchten den Auszubildenden mit diesem Format die Möglichkeit geben, ihr Können im geschützten Rahmen unter Beweis zu stellen“, sagt Sabrina Hofstätter. Aktuell ist ein Workshop zum Thema Sturzprophylaxe geplant. Für jede Station gibt es eine Fallsituation und eine genaue Aufgabenstellung, die von den Auszubildenden in bestimmter Zeit oder Reihenfolge bewältigt werden muss. „Wir lernen hier viel in Gruppenarbeiten und an Fallbeispielen, die die Realität simulieren. Besonders gut ist, dass man durch das Diskutieren mit anderen Auszubildenden neue Perspektiven kennenlernt“, erläuert Poorya Etedalinezhad. Thilo Naujoks Sabrina Hofstätter >>> Silvio Schuster Jennifer Werner
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