Ausgabe 2 >2018

2 2018 Esslinger Gesundheitsmagazin 11 Mit schonenden Operationsmethoden behandeln die Kinderchirurgen der Klinik für Kinder und Jugendliche am Klinikum Esslingen Fehlbildungen an Niere und Blase bei Säuglingen und Kindern. Drei kleine Schnitte am Bauch muss Dr. Jürgen Holzer set- zen, um die medizinischen Geräte für die minimal-invasive Korrektur von Nierenfehlbildungen bei Kindern einführen zu können. „Seit zwei Jahren führen wir diese Eingriffe routi- nemäßig minimal-invasiv durch. Für die Kinder hat das viele Vorteile“, sagt der Leitende Abteilungsarzt im Bereich Kin- derchirurgie. Die Hautschnitte sind nur fünf bis zehn Milli- meter klein und verursachen nur sehr kleine Narben. Die Kinder haben weniger Schmerzen, müssen dadurch weniger Medikamente nehmen und können nach fünf bis sechs Tagen aus dem Krankenhaus entlassen werden. „Die Kinder sind dann wieder mobil. Sie können spielen und in die Kita oder Schule gehen. Auch bei der Ernährung und Aufnahme von Flüssigkeiten muss nichts zusätzlich beachtet werden“, sagt er. Am Ende der Operation wird eine sogenannte Harnleiter- schiene eingesetzt. Diese dünnen Katheter stellen den Urin- transport über den Harnleiter sicher. Zusätzlich wird dadurch auch der operierte Harnleiter geschient und so stabilisiert. „Diesen Katheter entfernen wird nach vier bis sechs Wochen während einer ambulanten Blasenspiegelung“, sagt Dr. Hol- zer. Das geschieht unter Narkose. Nierenfehlbildungen sind angeboren und werden häufig schon während der Schwangerschaft bei einer Ultraschall- untersuchung festgestellt. „Nicht jede Fehlbildung muss ope- riert werden. Oft verwachsen sie sich“, erklärt Dr. Holzer. Alles aus einer Hand Neugeborene Kinder mit einer Fehlbildung werden am Klini- kum Esslingen von Anfang an eng überwacht. Zwei bis drei Tage nach der Geburt und nochmal vier bis sechs Wochen später werden die Nieren im Ultraschall untersucht. Die Nie- ren von neugeborenen Kindern benötigen vier bis sechs Wochen bis sie in ihrer Funktion voll ausgereift sind, daher können die Kinderärzte auch dann erst eine verlässliche Aus- sage zur Fehlbildungen treffen. Dabei arbeiten Dr. Holzer und der Chefarzt der Klinik für Kinder und Jugendliche, Professor Dr. Christian von Schnakenburg, eng zusammen. Professor von Schnakenburg ist ausgewiesener Experte für Kinder­ nephrologie. Gemeinsam betreuen sie auch die Kinder in der Nachsorge. Unterstützt werden sie von Dr. Andreas Longin. Der Kinderradiologe übernimmt die Sonographien und die weiteren radiologischen Untersuchungen. Einmal im Jahr werden die Nieren der betroffenen Kinder im Ultraschall kontrolliert. „Wir schauen nach, ob die Narben mitwachsen und ob es durch das Wachstum zu erneuten Engstellen oder Veränderungen gekommen ist“, sagt Dr. Klinikum Esslingen Klinik für Kinder und Jugendliche Bereich Kinderchirurgie Leitender Abteilungsarzt Dr. Jürgen Holzer Telefon 0711 3103-3601 j.holzer@klinikum-esslingen.de Holzer. In seltenen Fällen müssen die Kinder ein weiteres Mal operiert werden. Die regelmäßigen Kontrollen sind sehr wichtig. Werden Auffälligkeiten an Niere und Blase zu spät festgestellt und behandelt, kann das Nierengewebe irrepara- bel geschädigt werden. Parallel zur Ultraschalluntersuchung werden Blut- und Urinuntersuchungen vorgenommen – alles aus einer Hand und in einem Haus. Ein großer Vorteil für die Kinder und ihre Eltern. Neben der Ureterabgangstenose, einer Enge des Harnleiters am Übergang zum Nierenbecken, wird auch der sogenannte Vesico-ureterale Reflux minimal-invasiv operiert. Hierbei han- delt es sich um das Zurückfließen des Urins aus der Blase in die Niere, was die Entstehung von Nierenbeckenentzündungen begünstigt. Im Rahmen einer Blasenspiegelung kann der Ventilmechanismus durch Einspritzen von einer Mischung aus langkettigen Zuckermolekülen und Hyaluronsäure wieder hergestellt werden. Im Jahr behandeln die Kinderchirurgen etwa 50 Kinder mit Fehlbildungen der Nieren und ableitenden Harnwegen. Rund die Hälfte dieser Kinder muss operiert werden – in vielen Fäl- len minimal-invasiv. Und dadurch deutlich schonender für Kind und Eltern. aw Dr. Jürgen Holzer Schonend erweitert

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