Ausgabe 2 >2018
2 2018 Esslinger Gesundheitsmagazin 13 Dr. Jürgen Zieger (re.), Oberbürgermeister der Stadt Esslingen a. N., im Gespräch mit Bernd Sieber, Geschäftsführer des Klinikums Esslingen den die in der Klinik nach der Geburt erfassten Daten auch gleich im Standes- amt zur Verfügung stehen und könnten dort direkt für die Geburtsurkunde und den Kindergeldantrag verwendet werden. Das verhindert Übertragungsfehler und verringert den Aufwand sowohl für die Eltern als auch für die Verwaltung. Innerhalb des Klinikums Esslingen haben wir uns im Bereich der Digitalisierung u.a. im Bereich der elektronischen Patienten- akte für die nächsten Jahre viel vorge- nommen. Auch heute ist das Klinikum bereits von vielen digital abgebildeten Prozessen durchzogen. So begleiten die bei der Patientenaufnahme einmal erfass- ten Daten den Patienten durch seinen gesamten Aufenthalt und werden auch für die Abrechnung gegenüber seiner Krankenkasse verwendet. Untersu- chungsergebnisse aus dem Labor oder die Bilder aus der Radiologie, die mit Rönt- gengeräten, Computertomografen oder Magnetresonanztomografen erstellt wer- den, stehen unseren Ärzten digital überall im Haus zur Verfügung. Manches jedoch wird auch bei uns noch analog geführt, wie zum Beispiel die Pflegedokumenta- tion am Krankenbett. Allerdings bedeutet Digitalisierung der Prozesse nicht einfach eine „Elektrifizierung“ der bestehenden Prozesse. Vielmehr werden wir viele Pro- zesse im Rahmen der Digitalisierung überdenken und auch neu gestalten. Herr Dr. Zieger, welche Vorteile erge ben sich aus der Digitalisierung und mit der Smart City Esslingen für die Bürgerinnen und Bürger? Dr. Zieger: Vor allem wollen wir admi- nistrative Abläufe vereinfachen. So wie Sie heute beispielsweise ganz selbstver- ständlich Sonntagsabend online ein Buch oder die schicken Schuhe bestellen kön- nen, so werden Sie künftig auch Ihren neuen Personalausweis oder Reisepass jederzeit online beantragen können. Dafür ist ein Bürgerkonto geplant, das auf einer vom Land zur Verfügung gestellten Online-Plattform geführt werden soll. Hier sind Ihre persönlichen Daten und auch Ihre Unterschrift gespeichert. Dabei entscheiden Sie selbst, welche Daten auf dem Bürgerkonto wem zur Verfügung gestellt werden dürfen. Viele Dinge, für die Sie derzeit noch persönlich im Rat- haus erscheinen müssen, können damit online im virtuellen Rathaus erledigt wer- den. Das spart Wege undWartezeiten und bringt auch für die Verwaltung einen Effi- zienzgewinn. Als eines der ersten Digita- lisierungsprojekte werden wir voraus- sichtlich noch 2019 die Kita-Anmeldung realisieren. Schritt für Schritt sollen dann weitere Bereiche und Serviceangebote für die Bürgerinnen und Bürger Esslingens digitalisiert werden. Über welchen Zeithorizont sprechen wir bei der Umsetzung? Dr. Zieger: Bis wir unsere geplante ganz- heitliche digitale Strategie umgesetzt haben, werden sicher drei bis fünf Jahre vergehen. Denn wir wollen ja nicht nur die Verwaltung digitalisieren, mit elektroni- schen Akten und dem virtuellen Rathaus. Die vernetzte Stadt ist eine weitere Säule der Strategie, mit öffentlichem WLAN in der ganzen Stadt, mit einer Esslingen-App für unsere Bürger und den Themen Gesundheit und Tourismus. Unter der drit- ten Säule Wirtschaft und Bildung holen wir Handel und Gewerbe, aber auch unsere Schulen mit ins Boot. Und schließ- lich soll auch als vierte Säule das Thema Umwelt einbezogen werden, mit dynami- schen Mobilitätskonzepten, intelligenten Parkleitsystemen, Konzepten für Klima- schutz und Energieeffizienz. Selbstver- ständlich muss das alles auch generatio- nengerecht bleiben. Das heißt, wir werden noch eine ganz Zeit lang alle Verwal- tungsdienstleistungen parallel weiterhin analog anbieten. Und im Klinikum Esslingen, wie sieht da die digitale Zukunft aus? Bernd Sieber: Die digitale Patienten- akte und die weitere Vernetzung von Daten sind sicher die zentralen Themen, die uns beschäftigen. Wenn alle Daten, Untersuchungsergebnisse und Thera- pien digital sinnvoll und übersichtlich dokumentiert sind, stehen sie Ärzten und Pflegekräften jederzeit und überall zur Verfügung. Das verbessert gleichzei- tig die Patientensicherheit, weil das Sys- tem beispielsweise Alarm schlagen kann, wenn ein Medikament verordnet wird, für das bei dem Patienten eine All- ergie bekannt ist. Dabei müssen wir den besonderen Belangen des Datenschut- zes Rechnung tragen. Denn schließlich handelt es sich bei jedweden Daten von Patienten um hochsensible Daten, die zu schützen sind. Das Gespräch führte Michael Sommer
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