Ausgabe 2 >2018

2 2018 Esslinger Gesundheitsmagazin 27 Die Politik nimmt die Pflege in den Blick Dass in deutschen Krankenhäusern und Pflege­ heimen Tausende Pflegekräfte fehlen, die dort arbeitenden oft überlastet sind und an ihre Grenzen stoßen, wird zunehmend auch in der Öffentlichkeit als Problem erkannt. So hat es sich Gesundheits­ minister Jens Spahn zur Aufgabe gemacht, gegen den drohenden Pflegenotstand vorzugehen – das ist gut so. Nach einigen eher halbherzigen Versuchen in den vergangenen Jahren hat die Bundesregierung nun mit dem Pflegepersonal-Stärkungsgesetz einen neuen, umfassenderen Beitrag auf den Weg gebracht, das Problem zu lösen. Im ersten Schritt sollen die Krankenkassen jede Pflegekraft, die ab 2019 im Krankenhaus zusätzlich eingestellt wird oder die von einer Teilzeittätigkeit aufstockt, voll finanzieren. Damit, so die Theorie, können die Kliniken so viel Pflegekräfte einstellen, wie sie benötigen. Klingt gut, ist aber in der Praxis zumindest kurzfristig schwierig. Denn es gibt derzeit schlicht zu wenige qualifizierte Bewerberinnen und Bewerber. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) hat errechnet, dass es im Schnitt 194 Tage braucht, bis eine Stelle in der Fachkrankenpflege wiederbesetzt ist. Laut der Gewerkschaft ver.di fehlen aktuell rund 80.000 Pflegekräfte in den Krankenhäusern. Bernd Sieber, Geschäftsführer des Klinikums Esslingen Ab 2020 wird es mit dem Pflegepersonal-Stärkungs- gesetz weitere grundsätzliche Veränderungen geben. Die Pflegekosten, die bislang in die DRG- Fallpauschalen eingerechnet sind, sollen über ein eigenes Pflegebudget für jedes Krankenhaus finan- ziert werden, das die tatsächlichen Kosten deckt. Zudem soll es künftig Untergrenzen für die Per­ sonalausstattung im Pflegedienst geben, die die Kliniken erfüllen müssen. Dazu soll für jede Klinik der tatsächliche Pflegeaufwand ermittelt und mit der Zahl der Pflegekräfte ins Verhältnis gesetzt werden. Auch hier gilt: Die an sich positiven neuen Regelungen sind in der Praxis problematisch. Denn – siehe oben – wo sollen die Fachkräfte her- kommen, um die neuen Untergrenzen zu erfüllen? Bleibt zu verfolgen, ob eine weitere Initiative der Bundesregierung Erfolg zeigt: Die „konzertierte Aktion Pflege“, die Gesundheitsminister Spahn mit Familienministerin Franziska Giffey und Arbeitsminister Hubertus Heil auf den Weg gebracht haben. Ziel ist es hier, die Attraktivität des Pflegeberufes zu erhöhen, durch Anhebung der Löhne, einen Flächentarifvertrag für die Pflege, durch Gesundheitsförderung für Pflegekräfte und Maßnahmen, Beruf und Familie zu vereinbaren. Dennoch müssen die Kliniken weiter auch selbst dazu beitragen, als Arbeitgeber für Pflegekräfte attraktiv zu bleiben. Denn der Wettbewerb um die besten Kräfte wird sich durch die Anreize, ab 2019 zusätzlich Pflegekräfte einstellen zu können, weiter verschärfen. Im Klinikum Esslingen sind wir in dieser Hinsicht gut aufgestellt. Als starker kommunaler Arbeitgeber bieten wir unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen sicheren Arbeitsplatz mit guten Rahmenbedingungen in einer attraktiven Stadt. Das schlägt sich nicht zuletzt in der hohen pflegerischen und medizinischen Qualität in unserem Haus nieder. Machen Sie sich doch davon selbst ein Bild, am Tag der Offenen Tür im Klinikum Esslingen am 10. November 2018 von 11.00 bis 17.00 Uhr. Mit dem ab 1. Januar 2019 geltenden Pflegepersonal-Stärkungsgesetz will die Bundes­ regierung dem sich abzeichnenden Pflegenotstand in Krankenhäusern und Pflege­ heimen begegnen. Es tut sich also (endlich) etwas. Ob die gut gemeinten Ziele in der Praxis auch funktionieren, ist jedoch noch nicht ausgemacht. Bernd Sieber

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