Ausgabe 2 >2018
2 2018 Esslinger Gesundheitsmagazin 45 >>> Obertor und im Pflegeheim Hohenkreuz sowie ohne Anbindung an ein Pflegeheim in der Tagespflege am Zollernplatz. „In den vergangenen Jahren ist die Nachfrage nach Tagespflegeplätzen kontinuierlich gestiegen, aber im Moment deckt das Angebot den Bedarf im Stadtgebiet Ess- lingen gut ab“, sagt Stefanie Scheurich, Tagespflegekoordinatorin bei den Städti- schen Pflegeheimen, die außerdem die Einrichtung am Zollernplatz leitet. Da nicht alle Gäste die ganze Woche über kommen, werden in den vier Tagespflege- einrichtungen mit ihren 54 Plätzen zwi- schen 120 und 150 Gäste betreut. In Oberesslingen hat Lendita Istogu inzwischen mit der morgendlichen Zei- tungslektüre begonnen. Sie liest einzelne Beiträge aus der Esslinger Zeitung vor, die mal mehr mal weniger lebhaft von einzel- nen Gästen kommentiert werden. „Die Gruppenzusammensetzung ist jeden Tag etwas anders“, berichtet Manuela Stürz, die die Tagespflege Oberesslingen leitet. „Entsprechend müssen wir uns auf die Fähigkeiten und Bedürfnisse der Gäste einstellen.“ Denn manche sind auch in hohem Alter noch recht fit, andere leiden unter einer Demenz und die gilt es ebenso, in die Gruppe mit einzubeziehen. „Senio- ren, die aufgrund ihrer Erkrankung schwere Verhaltensauffälligkeiten haben und bei denen die Gefahr der Selbst- oder Fremdgefährdung besteht, können wir in der Tagespflege allerdings nicht betreuen“, schränkt Stefanie Scheurich ein. „Wir müssen mit unseren Mitteln, mit Sprache und Ablenkung, in der Lage sein, mit den Gästen umzugehen.“ Ausbildung und Erfahrung der Pflegekräfte helfen, dass das in der Regel gut funktioniert. Zudem sollten die Gäste einigermaßen mobil sein und möglichst nicht ständig auf einen Rollstuhl angewiesen sein. Nach dem Morgen-Tee oder -Kaffee steht in der Tagespflege Oberesslingen Bewegung auf dem Programm. Im Sitzen werden bunte Tücher geschwenkt, hoch- geworfen und wieder aufgefangen. „Jetzt nur mit der linken Hand werfen und wieder auffangen“, kommandiert Lendita Istogu. Anschließend werden die Tücher unter dem angehobenen Bein von einer Hand in die andere durchgereicht. Einige der Gäste machen kräftig mit, andere tun sich mit manchen Bewegun- gen schwer und geben früher auf. „Bei den Aktivierungen machen nicht alle Gäste gleich mit“, sagt Manuela Stürz. „Das muss aber auch nicht sein. Wir ver- suchen den Tag immer so zu gestalten, dass er den Gästen Spaß macht. Und wenn jemand mal gar nicht mitmachen mag und sich einfach aufs Sofa setzt und einschläft, ist das auch in Ordnung.“ Und auch heute meint schließlich einer der Männer mit einem Seufzer: „Jetzt ist aber mal gut mit Gymnastik.“ Regelmäßig trinken Weiter geht es mit einer Trinkrunde. Regelmäßig animieren die beiden Pflege- kräfte die Gäste zu trinken und kontrol- lieren dabei auch die Trinkmengen über den Tag. „Vor allem an den heißen Tagen dieses Sommers war das ausreichende Trinken natürlich besonders wichtig.“ Die neun Gäste an diesem Dienstag kommen überwiegend aus Oberesslingen, einer aber auch aus Deizisau, einer aus Zell und einer aus Sirnau. Ein gebürtiger Bayer, Herr Pauker, ist darunter und Frau Herr- berg, die in Halle an der Saale geboren ist, wie sie berichtet. 96 ist sie inzwischen und noch sehr rüstig. Wie fit sie auch geistig noch ist, zeigt sich beim anschlie- ßenden Tagesthema, das sich heute um Obst dreht. Auch exotische Früchte, wie Feigen oder Passionsfrucht, erkennt sie im Obstkorb, der in der Mitte steht. Aber was sind das bloß für kleine weiße Würfel? Auf „Würfelzucker“ tippt einer. Dann aber gibt Lendita Istogu allen einen der weißen Würfel zum Probieren: „Ah, Kokosnuss“, schmecken einige sofort. „Dann habe ich ja doch noch ganz guten Geschmack“, freut sich Herr Pauker. Weiter geht es mit einem kleinen Quiz und Geschichten rund ums Obst. Zum Nachmittagskaffee wer- den alle das Thema Obst auch noch sehr ausführlich genießen können. Denn Ange- hörige haben Zwetschgen- und Apfelku- chen vorbeigebracht und auch Manuela Stürz hat gebacken und ein großes Blech mit Kuchen mitgebracht. „Bei den Aktivierungen zum Beispiel zu unserem Tagesthema kommt es immer darauf an, die Balance zu finden und die Gäste nicht zu überfordern, aber sie auch nicht zu unterfordern“, sagt die Leiterin der Tagespflege. „Wir versuchen immer, möglichst alle mit ins Boot zu holen.“ Im Pflegeheim Oberesslingen steht der Tagespflege für die Aktivitäten neben dem Aufenthaltsraum auch eine schöne Terrasse zur Verfügung, auf der sich heute alle zumMittagessen versammeln. Oft sitzen mache aber zwischendurch auch einfach hier und schauen dem Trei- ben auf der Straße vor dem Haus zu. Frau Herrberg kümmert sich derweil gern um das Unkraut, das zwischen den Pflanzen im schönen Beet am Rand der Terrasse wuchert. Jetzt muss aber erst einmal der Tisch abgewischt und eingedeckt werden. Einige der Gäste übernehmen das gern. Während die andern sich schon mal set- zen. Herr Leins hat sein Fußballmagazin hervorgeholt und studiert die Ergebnisse vom letzten Wochenende. Etwas ent- täuscht ist er vom Ergebnis „sei- Immer in Bewegung bleiben
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