Ausgabe 2 >2018

lie aufgrund einer Thrombose, diese sogenannte Prävalenz liegt bei Patienten ohne Tumorerkrankung bei einem bis zwei Prozent. Professor Leschke und Dr. Kachler nennen die Lungenembolie das „Chamäleon der Inneren Medizin“. Zu viele verschiedene, häufig unspezifische Symptome weisen auf die stille und gut getarnte Erkrankung hin. Thoraxschmerzen, Luftnot oder Beklemmungsgefühle in der Brust können Symptome sein. Häufig kommen auch ein erhöhter Puls und kalter Schweiß hinzu. Bei Krebspatienten ist der Verlauf einer Lungenembolie deut- lich anders, erklärt Professor Geißler. Häufig entwickeln Krebspatienten keinerlei Symptome, die auf eine Verstopfung der Lungenarterien hindeuten könnten. „Meistens entdecken wir Embolien zufällig bei anderen Untersuchungen.“ Und noch einen wichtigen Punkt ergänzt der Onkologe. „Embolien sind bei Krebspatienten in den seltensten Fällen lebensbedrohlich.“ Frauen als Risikogruppe Auch Frauen sind, ähnlich wie Krebspatienten, eine gesondert zu betrachtende Risikogruppe. „Besonders Schwangere und Wöchnerinnen stehen unter einer erhöhten Thrombosege- fahr“, erklärt Dr. Miriam Vollmer, Oberärztin an der Klinik für Geburtshilfe und Frauenheilkunde am Klinikum Esslingen. Immer wieder kommen Frauen zu ihr, die nach einer Geburt oder während der Schwangerschaft eine Thrombose entwi- ckelt haben. „29 von 10.000 Frauen sind von einer Schwan- gerschaftsthrombose betroffen, das Risiko ist also um knapp das Sechsfache höher als bei nicht-schwangeren Frauen.“ Die Gründe dafür sind vielfältig. „Zum einen ändert sich die Zusammensetzung des Blutes und der Hormonhaushalt und damit die Blutflussgeschwindigkeit während der Schwanger- schaft, zum anderen können durch das Wachstum der Gebär- mutter Arterien und Venen abgedrückt werden, und so der Blutfluss behindert werden“. Bei Wöchnerinnen und insbesondere bei Frauen, die mit Hilfe eines Kaiserschnitts entbunden haben, ist das Risiko für eine Thrombose nochmals deutlich höher. Hauptgrund, erklärt die Oberärztin, ist, dass neben der verän- derten Gerinnungsneigung Gefäßwandschäden durch die Geburt, insbesondere beim Kaiserschnitt, hinzukommen. Die Immobilität nach einem möglichen Kaiserschnitt spielt dem zusätzlich in die Hände. „Schwangere, die den Verdacht haben, ein Thromboserisiko zu haben, sollten daher prüfen lassen, ob sie gefährdet sind. Besonders Frauen, die in ihrer Vorgeschichte eine Thrombose hatten oder unter einer Thrombophilie leiden, sollten intensiver betreut und in Schwangerschaft und Wochenbett behandelt werden“, sagt Dr. Vollmer. Mit Hilfe von Schall ein Gerinnsel entdecken Um Thrombosen und Embolien effektiv vorzubeugen und recht- zeitig einzugreifen, bedient sich Internist Dr. Kachler einer spe- ziellen Ultraschalltechnik, der Duplexsonografie. „Wir beginnen beim Verdacht auf eine Thrombose immer mit einer Ultraschall- untersuchung. Venen sind, im Gegensatz zu Arterien, sehr weich und lassen sich, sofern sich kein Gerinnsel gebildet hat, gut wegdrücken. Bei einer Ultraschalluntersuchung der tiefen Bein- venen mache ich genau das.“ Auf dem Bildschirm sieht der Internist, wo sich die Vene befindet. Hat er einen Verdacht auf ein Gerinnsel, drückt er mit dem Ultraschallkopf auf die betref- fende Stelle. „Lässt sich die Vene wegdrücken, liegt auch keine Thrombose vor“, erklärt der Arzt. Aber er kann sich noch eines weiteren Mechanismus des Ultraschalls bedienen. „Mit Hilfe spezieller Schallwellen, die ich auf die betreffende Vene richte, kann ich erfassen, ob das Blut fließt oder ob sich ein Gerinnsel gebildet hat.“ Fließendes Blut wird dann farbig dargestellt. Ist eine Thrombose diagnostiziert, muss es schnell gehen. „Ein Gerinnsel, das sich in den Venen bildet, ist nichts anderes als „Dreck“, erklärt Dr. Kachler. „Daher müssen wir sofort damit 8 Esslinger Gesundheitsmagazin 2 2018 >>> 95 Prozent der Gerinnsel bilden sich in den tiefen Bein- oder Beckenvenen Schwangere haben ein erhöhtes Thromboserisiko

RkJQdWJsaXNoZXIy MTU2Njg=