Ausgabe 2 >2020

2 | 2020 Esslinger Gesundheitsmagazin 15 › Wann ist eine Beatmung erforderlich? Wenn die natürliche Spontanatmung eines Patienten nicht ausreicht, um genügend Sauerstoff ein- und Kohlenstoff- dioxid auszuatmen. Ursachen können ein schwerer Verlauf einer Covid-19-Erkrankung, eine bakterielle Lungenentzün- dung, die Lungenkrankheit COPD oder neuromuskuläre Erkrankungen sein – um nur einige Beispiele zu nennen. Je nach zugrundeliegender Erkrankung ist eine Kurzzeit- oder Langzeitbeatmung notwendig. › Beatmungsstufen Bei der kontrollierten Beatmung übernimmt eine Maschine die vollständige Atemarbeit. Assistierte Beatmung bedeutet, dass die Atmung nur unterstützt wird. „Wann immer möglich setzen wir die assistierte Beatmung ein, damit die Lunge das eigenständige Atmen nicht verlernt“, so Intensivmediziner Dr. Koch. › Wie gelangt Sauerstoff in die Lunge und CO 2 wieder hinaus? Bei der nicht-invasiven Beatmung wird über eine Maske beatmet. Diese Methode ist schonend, reicht aber nicht immer. Für eine invasive Beatmung wird der Patient kurzfristig in ein künstliches Koma versetzt. Dann führt der Arzt über den Mund einen Schlauch (Tubus) in die Luftröhre ein. Bei einer längerfristigen Beatmung wird der Tubus oft über einen Schnitt am Hals (Tracheotomie) direkt in die Luftröhre gelegt. › Das Beatmungsgerät (Respirator) Das Beatmungsgerät pumpt unter Druck sauerstoffhaltige Luft in die Lungen. Der Druckunterschied zwischen Ein- und Ausatmung sorgt auch dafür, dass Kohlenstoffdioxid aus der Lunge entweicht. Sauerstoffkonzentration, Atem- geschwindigkeit, Atemvolumen und vieles mehr kann entsprechend den Bedürfnissen des Patienten reguliert werden. Ein Blutgasanalysegerät , eine Art Minilabor, analysiert dazu die entsprechenden Blutwerte. Dreifach abgesichert: Im Falle eines Stromausfalls springt die Notstromversorgung des Krankenhauses an. Zusätzlich ist der Respirator mit Akkus ausgerüstet. Sollten diese versagen, liegt an jedem Beatmungsplatz ein Beatmungs- beutel zur manuellen Beatmung bereit. › Monitoring Beatmungspatienten müssen rund um die Uhr überwacht werden. Vitalfunktionen und Blutgaswerte werden laufend an einen Monitor in der Überwachungszentrale der Intensivstation übertragen. Dort arbeiten speziell geschulte Pflegekräfte und Ärzte, die, wenn kurzfristig niemand am Patientenbett ist, im Notfall sofort geeignete Maßnahmen einleiten. › Patientendokumentationssystem „Bei Intensivpatienten kommt es weniger auf Momentauf- nahmen als auf Trendbeoachtung an: Wie haben sich die Werte in den letzten Stunden oder Tagen verändert?“, so Dr. Koch. Bei der Visite ruft er am PC den zeitlichen Verlauf aller relevanten Werte auf und leitet eine Therapie ab. › Medikamente und Nahrung Wer invasiv beatmet wird, kann weder sprechen noch schlucken oder Schleim abhusten. Ein Absaugsystem verhindert, dass sich Sekrete in der Lunge ablagern. Nahrung, Flüssigkeit sowie Medikamente werden per Infusion verabreicht. Spritzenpumpen regeln die Dosierung, so dass die Wirkstoffkonzentration der Medikamente konstant bleibt. › Spezial-Bett Um zu vermeiden, dass sich Komapatienten wund liegen, kann das Bett in verschiedene Richtungen gekippt werden. Auch für den Erhalt der Lungenstabilität des Patienten ist der Stellungswechsel wichtig. › Infektionsschutz Besteht Verdacht auf eine ansteckende Krankheit wie z. B. Covid-19, trägt das Personal Schutzkleidung und -masken.

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