Ausgabe 2 >2020

2 | 2020 Esslinger Gesundheitsmagazin 27 Professor Dr. Christian von Schnakenburg „Hatschi! Haaaatschii!! Hui, entschuldigt! Was liegt denn hier in der Luft?“ Erschro- cken schaut der vierjährige Tom auf seine Mama. Was will der komische Mann hier? Wieso kommt der so verstohlen in mein Zimmer, scheinen die weit geöffneten Augen zu fragen. Dann sieht er, dass die Mama grinst und dem Eindringling mit ver- schmitztem Blick zublinzelt. Jetzt setzt der Mann imweißen Kittel eine dicke rote Nase auf. Tom beugt sich neugierig vor, vergisst ganz, dass er ja am Infusionsgerät hängt und der Schlauch nun leicht spannt. Egal! Die Aufmerksamkeit gilt allein dem kurio- sen Besucher, der nun näher an sein Bett tritt und fröhlich verkündet: „Ich bin Dr Quatsch, der Bauchdoktor.“ Schwups hebt Tom sein T-Shirt und zeigt bereitwillig sein Bäuchlein. Dr Quatsch drückt leicht darauf und es quietscht. Spätestens jetzt ist Tom klar: Das hier ist kein Arzt, wie er ihn kennt. Der ist lustig. Von dem sind bestimmt keine Schmerzen zu erwarten. „Bei mir auch“, ruft Luis aus dem Nachbarbett. Wie Tom hängt er an Schläuchen und kann sich nur leicht dre- hen, um einen Blick zu erhaschen auf das was jetzt kommt. Es quietscht nämlich schon wieder. Diesmal, weil Dr Quatsch mit geübten Handgriffen einen langen gelben Luftballonschlauch so verdreht und verzwirbelt, dass im Nullkomma- Nichts ein Hund entsteht, der sogleich auf Toms Bett springt. Alle Schmerzen sind vergessen. Langeweile war vorher! Der zwölfjährige Schüler staunt nicht schlecht, als der ungewöhnliche Arzt einen Satz Spielkarten aus seinem Kittel zaubert, diese auffächert und Luis auffor- dert, eine Karte zu ziehen. „Allerspätes- tens jetzt ist das Eis gebrochen“, verrät Jürgen Metzger, der seit 20 Jahren – immer dienstags im Wechsel mit Kollege Thilo Schoppe, genannt Dr Pumuckl – auf der Kinderstation der Esslinger Klinik kranken Kindern ein Lächeln aufs Gesicht zaubert. Zaubert im wahrsten Sinne des Wortes. Denn Metzger ist zwar gelern- ter Bankkaufmann und studierter Sozial­ pädagoge, tatsächlich aber auch haupt- beruflich Zauberer. Für diesen Job brennt er. Für sein Dasein als Klinik-Clown mindestens genauso. „Das liegt nicht zuletzt daran, dass ich enorm viel zurück- bekomme“, gesteht Metzger und verrät, dass die Dankbarkeit seiner Gegenüber einfach wohltut. Und natürlich das gemeinsame Lachen. Lachen ist gesund. Das ist keine bloße Floskel. Jede Minute schallendes Lachen ersetzt 45 Minuten Entspannungstraining. Fast 300 Muskeln entspannen sich im Körper, wenn die Atemwege beim Lachen mit 400 Stundenkilometern durchpustet wer den . Außer dem nimmt L achen Schmerzen und wirkt wie ein Vitamin. Es ersetzt Stresshormone durch Glücks­ hormone. Auf diese Wirkung setzt auch Professor Dr. Christian von Schnakenburg, der „richtige“ Arzt, nämlich Chefarzt der Klinik für Kinder und Jugendliche am Klinikum Esslingen. Er ist überzeugt von der wertvollen Arbeit der Clown-Doktoren und macht gerne einen Spaß mit, wenn er bei seiner Visite auf den „Kollegen mit der roten Nase“ trifft. „Wir sind froh, dass Jürgen Metzger und Thilo Schoppe uns über so viele Jahre die Stange halten. Sie arbeiten hochprofes- sionell und halten immer schon Hygiene- Standards ein. Einfühlsam und sensibel gehen sie auf die Patienten zu. Lenken diese ab von Schmerzen und Sorgen durch bedrückende Diagnosen. Das Lachen stärkt sogar das Immunsystem“, so der medizinische Fachmann, der sich im glei- chen Atemzug herzlich beim Lions Club Esslingen-Postmichel bedankt. „Durch Spenden, die eins zu eins an die Klinik- Clowns gehen, finanziert der gemeinnüt- zige Verein von Anfang an deren Einsatz.“ „Wir sammeln gerne für die beiden, deren Tun viel mehr wert ist, als wir mit der Auf- wandsentschädigung abdecken können“, versichert Sabine Rädisch vom Lions Club. „Ich werde oft angesprochen von Men- schen, die selbst die positive Wirkung der Arbeit der Klinik-Clowns erlebt haben. Meine Nichte erinnert sich sogar nach 15 Jahren noch lachend daran, dass der lustige Doktor nicht ihr, sondern ihrem Bett das Fieber gemessen hat. Es sieht vielleicht leicht und spaßig aus, wenn Metzger und Schoppe bei den Kindern improvisieren. Die Arbeit ist jedoch emotional fordernd. Oft genug nehmen die beiden Eindrücke mit nach Hause, die sie verarbeiten müssen. Nicht zuletzt, wenn sie auf schwerstkranke, manchmal sogar misshandelte Kinder tref- fen.“ Umso beglückender sind Momente wie bei der siebenjährigen Lena, deren Mut- ter strahlend verkündet, dass ihre Tochter seit Wochen das erste Mal wieder lachen konnte. Oder wie beim elfjährigen Pavel, der Metzger damit verblüffte, dass er sei- nen Hütchen-Trick zwar brav verfolgte, dann aber meinte: „Das kann ich, das machen wir daheim auch.“ „Hatschi!“, lacht Dr Quatsch. „Dann kann ich meine Hütchen ja einpacken“, grinst er und macht sich auf ins nächste Patientenzimmer. Dort sitzt Paul, der eigentlich schon daheim sein könnte, er wollte aber den Clowndoktor unbedingt noch einmal sehen. yl Kontakt Klinikum Esslingen Klinik für Kinder und Jugendliche Chefarzt Professor Dr. Christian von Schnakenburg Telefon 0711 3103-3501 kik.sekretariat@klinikum-esslingen.de Sabine Rädisch, Lions Club Esslingen- Postmichel „Lachen stärkt das Immunsystem.“

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