Ausgabe 2 >2020

2 | 2020 Esslinger Gesundheitsmagazin 41 Kontakt Osteuropa, Frankreich, Wien. Hans-Werner Schott (72) hat viel gesehen von der Welt. Als Informatiker arbeitete er über 30 Jahre im Ausland. Auf das erlebnisreiche Berufsleben folgte eine tiefe Zäsur: Kurz nachdem er in den Ruhestand ging, wurde er pflegebedürftig. Seit eineinhalb Jahren lebt er im Pflegeheim am Obertor. Wie er dort Anschluss und neue Aufgaben fand macht Mut. Wie haben Sie die erste Zeit im Pflegeheim erlebt? Es ging mir in dieser Zeit gesundheitlich gar nicht gut: Ich wurde aus dem aktiven Leben herausgerissen und saß von einem Tag auf den anderen im Rollstuhl. Das war nicht ganz einfach. Als ich hier angekommen bin, war mit mir erst mal nicht viel los. Heute versuche ich, aktiv zu sein und mich zu beschäftigen. Wie haben Sie im Pflegheim Anschluss gefunden? Zum Beispiel bei den Morgenrunden auf meinem Wohnbereich: Dort trifft man sich täglich, trinkt gemeinsam Kaffee, die All- tagsbetreuer lesen aus der Zeitung vor oder wir spielen Spiele. Jeden Dienstag ist Kuchenbacktag. Auch bei den vielen Freizeit- angeboten kann man Bekanntschaften machen – auch wenn im Moment wegen Corona vieles nur in kleinem Kreis stattfindet. Ich gehe zum Beispiel gerne zur „Motomed“-Gymnastik, zu den Kaffeerunden und zum „Schlemmermahl“. Daneben gibt es Konzerte, Volksliedersingen, Feste. Da ich gerne fotografiere, nehme ich zu vielen Veranstaltungen die Kamera mit. Die Bilder gebe ich der Heimleitung zur Verwendung. Städtische Pflegeheime Esslingen Hindenburgstraße 8–10 73728 Esslingen Telefon 0711 35172-0 www.pflegeheime-esslingen.de Wie bringen Sie sich neben dem Fotografieren außerdem noch in das Heimleben ein? Ich bin Vorsitzender des Heimbeirats, der Interessensvertretung der Bewohner. Wir treffen uns regelmäßig, besprechen unter­ einander, was man verbessern könnte und tragen unsere Ideen an die Heimleitung heran. Oft sind das Vorschläge rund ums Essen oder den Heimalltag. Um ein Beispiel zu nennen: Wir haben angeregt, dass alle Mitarbeiter ein Namensschild tragen. Und welche Kontakte pflegen Sie außerhalb des Heims? Meine Familie wohnt in Frankreich, wir bleiben über das Internet in Verbindung und unterhalten uns regelmäßig über Skype. Video- telefonie nutze ich übrigens nicht erst seit Corona. Hier in Ess- lingen gebe ich Deutschunterricht: Eine Zeit lang habe ich mich ein bis zwei Mal die Woche mit einem jungen Türken getroffen, jetzt mit einer Französin. Der Kontakt kam über den Sozialdienst des Pflegeheims zustande. Das Gespräch führte Lena Jauernig Bewohner-Interview: Hans-Werner Schott „Ich versuche, aktiv zu sein“

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