Ausgabe 2 >2020
8 Esslinger Gesundheitsmagazin 2 | 2020 Wie Sie Ihre Lunge schützen und stärken 1) Nicht rauchen. 2) Ausdauersport trainiert den Atemmuskel. 3) Lungenentzündungen werden häufig durch Pneu- mokokken ausgelöst. Eine Impfung schützt und ist insbesondere für Risikopatienten ratsam. 4) Auf ausreichend frische Luft achten. 5) Tragen Sie bei Tätigkeiten mit hoher Staub- oder Schadstoffbelastung eine Atemmaske. 6) Gesund ernähren, ausreichend trinken. 7) Übergewicht vermeiden: Das Fettgewebe im Brust- und Bauchbereich drückt auf die Atemorgane und verstärkt Luftnot. 8) Atemwegs-Infekte nicht auf die leichte Schulter nehmen. 9) Insbesondere zu Corona-Zeiten die AHA-Regeln einhalten: Abstand, Hygiene, Alltagsmasken. Ein Mittel, das die Krankheit heilt, wurde bisher nicht gefunden. Erleichterung für COPD-Patienten bringen Medikamente, die die Bronchien erweitern und antientzündlich wirken. In den späten Stadien schafft auch die ständige Sauerstoffzufuhr Erleichterung. „Ich empfehle auch Physiotherapie mit spezialisierter Atemtherapie oder auch für den Hausgebrauch das Cornet, ein bogenförmiges Atemtherapie- gerät, das per Vibration Bronchialschleim lösen kann und somit Husten und Aus- wurf reduziert“, so Dr. Hellmich. Eine COPD entwickelt sich schlei- chend über Jahre und schreitet immer weiter fort. Anfangs treten Atembeschwerden nur unter Belas- tung auf, später auch im Ruhezu- stand. Appetitmangel, Müdigkeit und Depressivität mindern zunehmend die Lebensqualität. Im Endstadium schädigt der Sauerstoffmangel das Herz und andere Organe. „Im Verlauf können Schübe auftreten, bei denen sich die Lungenfunktion vorübergehend deutlich verschlechtert. Dann wird ein Krankenhausauf- enthalt, Cortison-Infusionen und mitunter auch eine Masken beatmung notwendig“, so Dr. Faehling. „Jeder Schub zieht eine insgesamte Verschlechterung nach sich. Patienten sollten also spätestens den ersten Krankenhausaufenthalt als Weckruf begreifen“, mahnt der Pneumologe. Denn obwohl COPD nicht heilbar ist, lässt sich ihr Fortschreiten verlangsamen oder aufhalten. Einerseits durch die oben genann- ten Therapien. Andererseits können die Patienten selbst einen Beitrag leisten, erklärt Dr. Faehling: „An erster Stelle steht ein sofortiger Rauchstopp. Regelmäßige Bewegung ist wichtig. Außer- dem gilt es, alles zu vermeiden, was einen Schub auslösen könnte, wie zum Beispiel Infekte.“ Um die Nachwirkungen eines akuten Schubs abzufangen, sollte möglichst früh eine pneumologische Rehabilitation mit Muskelaufbau- und Ausdauertraining erfolgen. „Wir beginnen damit schon während des Krankenhausaufent- halts“, sagt Dr. Faehling. Er betont noch einmal: „Das wirksamste Mittel gegen COPD ist, nicht mit dem Rauchen anzufangen." Am Klinikum Esslingen betreut er daher die Aktion „Ohne Kippe“, eine monatlich statt- findende Präventionsveranstaltung für Schüler und Azubis. Leben mit Asthma bronchiale In Deutschland leben etwa 10 Prozent der Kinder und 5 Prozent der Erwachsenen mit Asthma. Die allermeisten leiden an allergi- schem Asthma. Es tritt oft familiär gehäuft auf und macht sich meist schon im Kindes- oder Jugendalter bemerkbar. Wenn Erwachsene Asthma bekommen, handelt es sich dagegen meist um intrinsisches Asthma, das unter anderem durch Atemwegs infektionen ausgelöst wird. Bei beiden Asthma-Formen kommt es zu einer chronischen Entzündung der Bronchien, ausgelöst durch eine Störung des Immunsystems. Die Entzündung verengt die Atemwege und führt dazu, dass die Bronchien hypersensibel auf Reize wie kalte Luft, Pollen oder Staub reagieren. Asthma typische Beschwerden sind pfeifende Atmung, Kurzatmigkeit, Luftnot oder Husten. Die Symptome treten aber nicht ständig, sondern anfallartig auf: „Bei einem Asthma-Anfall versucht die Lunge sich vor äußeren Reizen zu schützen, indem sich die Bron- chien zusammenziehen. Probleme bereitet das vor allem beim Ausatmen: Mit jedem Atemzug kommt Luft hinein, aber nicht genug hinaus. Die Lunge überbläht sich und es ist nicht mehr genug Platz für frische Luft“, so Dr. Hellmich. Bei einem Asthma anfall ist es wichtig, möglichst langsam und ruhig auszuatmen, damit sich die Lunge wieder entleeren kann. Spezielle Atemtechniken helfen dabei. Asthmatiker sollten außerdem immer ein Notfall-Spray bei sich führen. Innerhalb weniger Minuten ent- spannen diese Sprays die verkrampfte Muskulatur der Bronchien. Bis jetzt gibt es zwar keine Mög lichkeit, Asthma zu heilen. Mit einer individuell abgestimmten Behand- lung gelingt es aber oft, den Patien- ten ein weitestgehend beschwerde- freies Leben zu ermöglichen. Denn anders als bei COPD lassen sich asthma bedingte Veränderungen in der Lunge rückgängig machen: „Eine Cortisontherapie kann bewirken, dass die chronische Entzün- dung der Bronchien abklingt. Ist die Entzündung beseitigt, treten Asthmaanfälle viel seltener auf“, so Dr. Hellmich. Bei allergischem Asthma erreicht man zudem mit der Hyposensibilisierung, einer mehrjährigen Therapie, dass die Lunge weniger empfindlich auf allergieauslösende Stoffe reagiert. Patienten können außerdem durch ihre Lebensweise die Anzahl der Asthmaanfälle reduzieren: „Allergiker sollten alles vermeiden, was eine allergische Reaktion auslöst. Nicht-Allergiker sollten Stress und seelische Belastungen reduzieren. Wichtig für beide Gruppen ist es, nicht zu rauchen, regelmäßig Sport zu treiben und Übergewicht abzubauen. Außerdem empfehle ich den Patienten Meditationstechniken zu erlernen, welche eine bewusste Körper- wahrnehmung und Atmung trainieren“, so Dr. Hellmich. lj >>> 5 Prozent der Erwachsenen in Deutschland leben mit Asthma.
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