Ausgabe 2 >2021

24 Esslinger Gesundheitsmagazin 2 | 2021 Antibiotika an sich sind wichtig und lebens­ rettend. Sie müssen nur zielgenau eingesetzt werden, damit sie weiterhin wirksam bleiben und keine Resistenzen entstehen. Mit dem „Antibiotic-Stewardship-Programme“, kurz ABS, setzt sich das Klinikum Esslingen für einen kritischen Einsatz von Antibiotika ein. „Stoppt Antibiotika-Resistenzen! “ Der weltweite Appell wird immer drängender. „Antibiotika sind die Achillesferse unse- rer globalen Gesundheitsversorgung und eine Bedrohung der globalen Sicherheit“, schätzt ein Experte der Weltgesundheits- organisation (WHO) die Lage ein. Pro Jahr sterben weltweit etwa 700.000 Menschen an Infektionen durch antibiotikaresistente Keime. „Wir müssen Antibiotika kontrol- lierter anwenden. Sonst wirken sie bei Menschen mit lebensbedrohlichen Erkran- kungen wie zum Beispiel einer bakteriellen Entzündung der Herzinnenhaut nicht mehr“, erklär t Professor Dr. Henning Wege, Chefarzt der Klinik für Allgemeine Innere Medizin, Onkologie/Hämatologie, Gastroenterologie und Infektiologie am Klinikum Esslingen. „Antibiotika werden oft zu früh, zu lange und nicht zielge- richtet auf das Keimspektrum einge- setzt.“ Dies begünstigt die Entstehung resistenter Bakterien, die so überleben und sich weitervermehren. Besonders kritisch ist es, wenn solche Bakterien nicht nur gegen ein, sondern gegen meh- rere Antibiotika unempfindlich werden. Dann spricht man von einer sogenannten Multiresistenz. Immer mehr Krankheiten wie Atemwegs-, Harnwegsinfektionen und sexuell übertragbare Erkrankungen werden bei Multiresistenz schwerer zu behandeln. In Deutschland erleiden jähr- lich etwa 54.500 Menschen Infektionen durch antibiotikaresistente Erreger und etwa 2.400 Menschen sterben daran. ABS – zum Schutz der Patienten Erschwerend kommt hinzu, dass die Neu- entwicklung von Antibiotika nur sehr schleppend voranschreitet, was die Thera­ pieoptionen beeinträchtigt. „Unser Ziel ist es, mit dem Antibiotic-Stewardship- Programm die Antibiotikaverordnungen im gesamten Krankenhaus fortlaufend zu prüfen, zu verbessern und auf das not- wendige Minimum zu senken. So errei- chen wir beste klinische Behandlungs­ ergebnisse und belasten die Patienten so wenig wie möglich“, erklärt Dr. Armin Wöhrle, Leitender Arzt der Intensivstation am Klinikum Esslingen und einer der Vor- kämpfer des ABS-Programms. „Dies hat zum Beispiel direkten Einfluss auf den Verlauf des Krankenhausaufenthaltes, so dass Patienten auch früher wieder ent- lassen werden können.“ Das ABS-Programm ist nicht gesetzlich vorgeschrieben, jedoch vom Rober t- Koch-Institut empfohlen. „Das Klinikum Esslingen hat sich als Qualitätskranken- Antibiotika – Achillesferse unserer Gesundheitsversorgung

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