Ausgabe 2 >2021

34 Esslinger Gesundheitsmagazin 2 | 2021 im Ernstfall? Atemnot, ein stechender Brustschmerz, heftige Schwellungen nach einem Insekten- stich? Viele sind unsicher, ob es noch für den Weg zum Hausarzt reicht, sie sofort den Notarzt rufen oder direkt in die Not- aufnahme gehen sollen. Dr. Stephan Thomas, Leiter der Zentralen Notaufnahme und Dr. Gernot Reim, Leiter der Portalpraxis am Klinikum Esslingen, geben Antworten. Wohin Wann sollten Patienten den Notarzt rufen, wann müssen sie in die Notaufnahme? „Wir sind prinzipiell für jeden ansprechbar, der sich als Notfall- patient fühlt. Das ist uns wichtig“, sagt Dr. Stephan Thomas. „Für Patienten ist es sehr schwierig, dies einzuschätzen. Sehr ernst zu nehmende Alarmsignale sind zum Beispiel stärkste Schmerzen, Brustschmerzen, Sprachstörungen, Lähmungen, das Sehen von Doppelbildern, akute Atemnot oder ein Bewusst- seinsverlust“, erklärt der Leiter der Zentralen Notaufnahme und Aufnahmestation. „Auch bei einer Sepsis, umgangssprachlich Blutvergiftung, die mit einer schnellen Atmung, schnellem Puls, niedrigem Blutdruck, Fieberschüben, Ganzkörperschmerzen und Verwirrtheit einhergeht, ist keine Zeit zu verlieren.“ Betroffene sollten sofort die 112 wählen und den Notarzt rufen, denn diese Anzeichen deuten auf schwerwiegende, akute Erkrankungen hin, die schnellstmöglich intensivmedizinisch behandelt werden müs- sen. Natürlich zählen dazu auch Unfälle wie etwa tiefe Schnitt- wunden, Brüche oder starke Blutungen.“ Die Mitarbeiter der Rettungsleitstelle stellen Betroffenen oder Angehörigen kurze, knappe Fragen, um die Notfallsituation einschätzen zu können. Daraufhin entscheiden sie, welches Transportmittel notwendig ist: ein Krankenwagen, ein Rettungswagen, mit oder ohne Not- arzt, oder ein Hubschrauber. Welche Anzeichen sprechen für ernste Erkrankungen? „Bei starken Brustschmerzen, die in den Arm ausstrahlen, besteht der Verdacht auf einen Herzinfarkt bzw. Myokardinfarkt. Treten Sprachstörungen und Lähmungen am Arm auf, deutet dies auf einen Schlaganfall, in der Fachsprache Apoplex, hin“, erklärt Dr. Gernot Reim, der Leiter der Portalpraxis am Klinikum Esslingen. „Ein Vernichtungsschmerz, also ein sehr starker, als vernichtend empfundener Schmerz, kann viele Ursachen haben. Die Schmerz­ intensität kann dabei zur Erleichterung auf einer Skala, genauer einer numerischen Analogskala, erfasst werden: von Null keine Schmerzen bis zu Zehn, stärkste Schmerzen. Zehn bedeutet: So, wie wenn Ihr Zahnarzt mit dem Bohrer einen Nerv trifft.“ Es gibt leider keinen klaren Grenzwert, ab dem man in die Notauf- nahme fahren oder den Rettungsdienst rufen sollte, da Schmer- zen sehr subjektiv wahrgenommen werden. Der Notfallmediziner kann nur eine Einschätzung geben: „Bis zur Stufe Fünf auf der Skala kann man den Schmerz beim Hausarzt abklären lassen. Im oberen Bereich, etwa zwischen Sieben und Zehn, sollten Betroffene sofort den Rettungsdienst alarmieren. Denn dann kann jede Minute entscheidend sein!“

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