Ausgabe 2 >2021

2 | 2021 Esslinger Gesundheitsmagazin 43 Kontakt Gemeinschaftspraxis Hoffmann Lopes Hauptstraße 11 73773 Aichwald-Schanbach Telefon 0711 361370 www.praxishoffmannlopes.de Was unterscheidet adipöse Patienten von normalgewichtigen? Bei vielen Adipösen tritt das sogenannte metabolische Syndrom, auch als Wohlstands-Syndrom bezeichnet, auf. In Folge ihres Übergewichts leiden sie an mehreren Krankheiten. Außerdem ist diese Gruppe psychisch anfälliger. Das klingt ernst. Nehmen die Patienten ihr Übergewicht denn als Problem wahr? Da gibt es ein breites Feld. Einige empfinden sich nicht als zu dick oder es macht ihnen nichts aus. Je schwerer die Adipositas, desto höher der Leidensdruck. Dann kommt das Gefühl: Ich bin mir selbst zu viel. Das sind die, die abnehmen wollen, es schon x-Mal versucht haben, aber auf keinen Trigger kommen. Wie helfen Sie da? Wir suchen nach Ursachen. Wenn wir keine organischen Gründe feststellen, versuchen wir herauszuhören, ob eine Ess-Störung vorliegt. Dann sind psychotherapeutische Ansätze sehr gut wirk- sam. Wenn nichts von alldem der Fall ist, das Abnehmen gar nicht klappt und der Patient die nötigen Voraussetzungen erfüllt, empfehlen wir einen bariatrischen Eingriff. Und wie gelingt es, diejenigen zum Abnehmen zu motivieren, die noch kein Problembewusstsein haben? Die versuchen wir, mit einer offenen Gesprächskultur ins Boot zu holen. Wir stecken gemeinsam erreichbare Ziele und zeigen auf, wie man dorthin kommt, etwa durch eine Ernährungsum- stellung oder mehr Bewegung. Was sind die häufigsten Fehler bei der Ernährung? Zu viele Kohlenhydrate, zu viel Obst und die falschen Getränke. Bier, Milch oder Cola sind zum Beispiel wahre Kalorienbomben. Wir bitten unsere Patienten, ein Ernährungstagebuch zu führen. Das ist ein Augenöffner. Und wieviel Sport muss sein? Bei Vielen geht es zuerst darum, sie überhaupt vom Sofa runterzuholen, sie zu Spaziergängen zu motivieren oder aufzu- zeigen, wie man mit kleinen Tricks mehr Bewegung in den Alltag integriert, zum Beispiel immer eine Bushaltestelle früher aus- zusteigen. Schrittzähler-Apps, die den Erfolg messbar machen, motivieren auch. Optimal als Fernziel wäre, jeden Tag eine halbe Stunde Ausdauertraining wie Schwimmen, Walken oder Tram- polinspringen, kombiniert mit zwei bis drei Einheiten Muskel- training pro Woche. Wie schafft man es, beim Abnehmen, dauerhaft am Ball zu bleiben? Das Wichtigste: Verbote sind verboten. Wenn ich die ganze Woche keine Süßigkeiten gegessen habe, darf ich mich am Wochenende mit einem Stück Schokolade belohnen. Es hilft, bewusst einzu- kaufen und auf einen abwechslungsreichen Speiseplan zu achten. Ansonsten gibt es kein Schema F, mit demman alle gleichermaßen am Ball halten kann. Man muss gemeinsam herausfinden, was den Patienten motiviert. Das Gespräch führte Lena Jauernig Arzt-Interview: Adipositas Diagnose: Wohlstands- Syndrom Mehr als die Hälf te der Deutschen ist übergewichtig. Dr. Christiane Lopes und Rabea Schickel von der Hausarztpraxis Hoffmann Lopes in Aichwald bestätigen: „Bei uns ist auch ein großer Anteil der Patienten adipös.“ Im Interview verra- ten die beiden, wie sie zum Abnehmen motivieren.

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