Ausgabe 2 >2021
48 Esslinger Gesundheitsmagazin 2 | 2021 Seit kurzem bietet das Klinikum Esslin- gen eine besonders innovative endosko- pische Methode an: Die Cholangioskopie. Bei dieser Untersuchung führt der Arzt ein Endoskop, ein biegsames, schlauch- artiges Untersuchungsgerät mit einer Kamera über Mund und Magen in den Dünndarm vor. Das Gerät ist mit einem Arbeitskanal ausgerüstet, in dem sich ein noch winzigeres Endoskop befindet. Dieses Mini -Endoskop wi rd an der Mündung des Gallengangs ausgefahren und weiter in die extrem engen Bauch- speicheldrüsen- und Gallengänge vor- geschoben. „Die Cholangioskopie hilft, mi t g r oße r S i che r he i t und hohe r Geschwindigkeit zu unterscheiden, ob einem Gallenleiden Steine im Gallengang zugrunde liegen, eine entzündliche oder narbige Verengung oder ein Tumor“, freut sich Professor Henning Wege, Chefarzt der Klinik für Allgemeine Innere Medizin, Onkologie / Hämatologie, Gastroentero- logie und Infektiologie. „Dies ist ein Alleinstellungsmerkmal im Großraum Esslingen.“ Zur Untersuchung der Gallengänge wird bisher üblicherweise die Cholangiografie eingesetzt, bei der man Kontrastmittel gibt und dann erst im Nachhinein auf dem Röntgenbild sieht, ob im Gallengang ein Stein oder eine Verengung vorliegt. „Der entscheidende Vorteil der neuen, sensi tiveren Methode ist, dass ich gleich wäh- rend der Untersuchung auf dem Monitor krankhafte Veränderungen erkennen und direkt behandeln kann“, beschreibt Pro- fessor Wege. „Dies spart wertvolle Zeit. Mithilfe der Cholangioskopie können wir jetzt hier in Esslingen größere Steine, die im Gallengang festsitzen, sofort im Rah- men der diagnostischen Untersuchung unter Sicht zertrümmern. Dabei führen wir über das Mini-Endoskop eine spezielle Sonde ein, setzen sie auf den Stein auf und bringen über einen Elektroimpuls die Flüssigkeit im Gallengang in Schwingung. So gelingt es, den Stein zu zerkleinern. Die Fragmente ziehen wir dann heraus.“ Digitale Einblicke in den Gallengang Neu im Klinikum Esslingen: Die Cholangioskopie erlaubt den direkten Blick in den Gallengang. Mit einem hochspezialisierten Endoskop können Gallensteine, Entzündungen und Tumore schneller erkannt und besser behandelt werden. Fallbeispiel Bei einer 60-Jährigen mit Dick- darmkrebs, muss abgeklärt wer- den, ob sich Metastasen im Gal- lengang gebildet haben und eine erneute Leber-Operation erforder- lich ist. Die Frage ist, ob sich nur Narben oder Tumorzellen entwi- ckelt haben. Die Cholangioskopie gibt schnell und sicher Aufschluss: Es zeigt sich, dass der Tumor gewachsen ist und die Patientin zeitnah operiert werden muss. Auch bei Tumorerkrankungen im Gallen- gang erlaubt das gezieltere Verfahren eine meist sofortige, sichere Diagnose. Um unter Sicht Gewebeproben (Biopsien) zu entnehmen, kann eine winzige Zange eingeführt werden. Dank der hochauf gelösten digitalen Bilder können auch kleinste krankhafte, bislang nicht erkenn- bare Veränderungen gut erkannt werden. Weitere therapeutische Schritte können beschleunigt und die Qualität der Patien- tenversorgung verbessert werden. Die Vorteile der Cholangioskopie für die Patienten liegen auf der Hand: Sie ver- läuft meist ohne Vollnarkose, bietet eine genauere und verbesserte Diagnostik, eine schonendere Entfernung größerer Steine, eine frühere und sicherere Abklärung bei einem Verdacht auf einen Tumor und eine Verringerung von Folgeeingriffen. ast Professor Dr. Henning Wege Kontakt Klinikum Esslingen Klinik für Allgemeine Innere Medizin, Onkologie / Hämatologie, Gastroenterologie und Infektiologie Chefarzt Professor Dr. Henning Wege Telefon 0711 3103-2451 gastro@klinikum-esslingen.de
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