Ausgabe 2 >2021
6 Esslinger Gesundheitsmagazin 2 | 2021 Vernetzt gegen Krebs Statistik als Mutmacher: Vor 1980 starben über zwei Drittel aller Krebspatienten an ihrer Erkrankung. Inzwi- schen kann mehr als die Hälfte mit einer dauerhaften Heilung rechnen, denn im Kampf gegen Krebs treten heute Spezialisten aus verschiedenen Disziplinen zusam- men an. So auch am Cancer Center Esslingen – CCE. Mehr und mehr Menschen in Deutschland leben mit einer Krebs- diagnose. Momentan etwa 4,65 Millionen. Tendenz steigend, denn unsere Gesellschaft wird immer älter. Gleichzeitig standen die Chancen für Krebspatienten noch nie so gut. „Auch heute ist nicht jede Tumorerkrankung heilbar, aber ‚nicht heilbar’ bedeutet noch kein Todesurteil“, sagt PD Dr. Swen Weßendorf, Koordinator des Cancer Center Esslingen – CCE. „Wir können heute vielen Patienten eine Therapie anbieten, die das Tumor- wachstum unter Kontrolle hält und das Leben deutlich verlän- gert. Und das bei hoher Lebensqualität.“ Moderne Netzwerkmedizin als Erfolgsfaktor Worauf der Erfolg moderner Tumortherapien fußt? Die Möglich- keiten der Früherkennung und Diagnostik haben sich rasant verbessert. Zudem weiß man heute nicht nur, dass Brust-, Prostata- oder Lungenkrebs verschiedene Behandlungskonzepte erfordern, sondern auch, dass jeder Tumor so einzigartig ist wie ein Fingerabdruck. „Die Behandlungsstrategien werden immer individueller auf den Patienten zugeschnitten und die Therapien sind multimodular aufgebaut. Operation, Bestrahlung, Immun- oder Chemotherapie werden für jeden Patienten optimal kom- biniert“, erklärt Dr. Weßendorf: „Onkologische Therapien sind erfolgreicher, aber auch komplexer geworden. Sie erfordern eine enge Zusammenarbeit von Spezialisten verschiedener Fachrich- tungen.“ „Gute Krebsmedizin ist Netzwerkmedizin“, bestätigt Professor Dr. Henning Wege, Leiter des Cancer Center Esslingen. „Für diese Netzwerkmedizin haben wir am Klinikum Esslingen mit dem CCE optimale Strukturen geschaffen.“ Das CCE wurde 2019 als Dachorganisation gegründet. Es vereint die zuvor schon langjährig bestehenden Zentren für Brust- und Genitaltumoren, Darm-, Pankreas- und Lungentumoren, das Leber- zentrum sowie das 2019 gegründete hämatoonkologische Zent- rum. Zusätzlich gehören zum Netzwerk rund 40 externe Partner. „Wir bündeln Wissen, personelle Kapazitäten und technische Aus- stattung, so dass Patienten Fachärzte nicht einzeln aufsuchen müssen, sondern am CCE von einem interdisziplinären Experten- team gemeinsam betreut werden, von der Diagnostik über die Therapie bis zur Nachsorge“, so Professor Wege. „Die Patienten können sich auf höchste Qualität verlassen – das belegen unsere Zertifizierungen durch die Deutsche Krebsgesellschaft, eine Art TÜV-Siegel der Medizin.“ Dem genetischen Code auf der Spur In interdisziplinären Tumorkonferenzen stellen Onkologen, Chirurgen, Radiologen und Pathologen für jeden Patienten das ideale Therapiekonzept auf. Je nachdem, welches Organ betrof- fen ist, sind zudem Innere Medizin, Gynäkologie, Pneumologie oder andere Bereiche vertreten. Pro Jahr werden auf diesem Wege über 2.500 individuelle Tumorkonferenzempfehlungen in den Expertengremien des CCE ausgesprochen. „Eine Besonderheit ist, dass wir auch eine molekulare Tumor- konferenz etabliert haben“, so Professor Wege. „In diesem hoch- spezialisierten Bereich arbeiten wir eng mit Partnerlaboren zusammen. Zu den Tumorkonferenzen schalten wir Molekular- genetiker, IT-Experten, Humanbiologen und andere Fachleute per Video zu.“ Grundlage für die Therapieempfehlung des mole- Krebs Schwerpunktthema – Seite 6 bis 11
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