Ausgabe 2 >2023

2 | 2023 Esslinger Gesundheitsmagazin 31 Professor Dr. Ludger Staib nehmen daran teil: aus der Gastroenterologie, der Chirurgie, der Radiologie, der Strahlentherapie, zudem Expertinnen und Experten für die Chemotherapie, aber auch Pathologinnen und Pathologen sowie Mitarbeitende der Abteilung für die psychologische Betreuung von Krebskranken. „In der Tumorkonferenz besprechen wir jeden einzelnen Fall und entscheiden ganz individuell unter Beachtung der aktuellen Leitlinien, welche Therapie bei diesem Patienten angezeigt ist“, sagt Professor Dr. Ludger Staib, Facharzt für Allgemeinchirurgie und Viszeralchirurgie und der Leiter des Darmkrebszentrums. „Darmkrebs ist nicht das Thema für nur eine Disziplin. Für die Therapie brauchen wir das ganze Team.“ Welche Behandlungsmethoden dann zur Anwendung kommen, dafür gebe es bestimmte Leitlinien, von denen im Einzelfall aber immer auch abgewichen werden könne. „Kein Fall ist wie der andere, jeder Patient bringt andere Voraussetzungen mit.“ Individuelle Behandlung Jede achte Krebserkrankung trifft den Darm. „Der Trend geht in Richtung individuelle Behandlung“, sagt Professor Dr. Henning Wege. Der Chefarzt der Klinik für Allgemeine Innere Medizin, Onkologie / Hämatologie, Gastroenterologie und Infektiologie leitet das Cancer Center Esslingen und ist zudem stellvertretender Leiter des Darmkrebszentrums. „Wir verknüpfen verschiedene Therapieformen miteinander, um das optimale Behandlungsergebnis zu erzielen. Beim Enddarmkrebs beginnen wir normalerweise mit einer sogenannten neoadjuvanten Therapie“, erklärt Professor Wege. Das bedeutet, dass man zunächst den Tumor mit Bestrahlung und Chemotherapie verkleinert. Manchmal reicht das aus. Zumeist folgt jedoch anschließend eine chirurgische Entfernung des Tumorgewebes. nach der OP lange genug verheilen kann“, sagt Professor Staib. Nach etwa zwei Monaten wird der Ausgang dann wieder zurückverlegt, und die Patientin oder der Patient kann wieder ganz normal die Toilette benutzen. Robotik-OP ist die Weiterentwicklung der minimal-invasiven Chirurgie Für die chirurgischen Eingriffe gibt es drei verschiedene Methoden: eine herkömmliche offene OP mit großem Schnitt, minimalinvasive Eingriffe sowie minimalinvasive Operationen mit Hilfe von Robotik. Minimalinvasive Eingriffe und RobotikOPs sind möglicherweise am schonendsten, dies ist Gegenstand laufender Untersuchungen. Robotische und minimalinvasive Operationsverfahren werden, wenn möglich, bevorzugt angewandt. Das Klinikum Esslingen verfügt seit 2020 über einen innovativen Operationsroboter der amerikanischen Firma Asensus, an dem der Chirurg sitzend und mit guter 3-D-Übersicht den Eingriff am Darm vornehmen kann. Er kann die Kamera mit den Augen steuern, hat ein völlig zitterfreies Bild, und kann die Instrumente sehr präzise führen. Zudem fühlt er über ein „haptisches Feedback”, wie stark Zug und Druck am Gewebe sind. Ist die Behandlung abgeschlossen, müssen die Patientinnen und Patienten regelmäßig zur Nachsorge kommen. „Anfangs alle drei Monate, später werden die Abstände länger“, erklärt Professor Wege. Bei den Nachsorgeterminen wird mit Ultraschall oder einer Computertomografie geprüft, ob der Tumor wiedergekehrt ist (sogennanntes Rezidiv) und ob sich Absiedlungen (Fernmetastasen) gebildet haben. Nach einem festen Nachsorgeprogramm wird zusätzlich eine Darmspiegelung gemacht. Die HeilungsDurch die Vorschaltung der Bestrahlung kann der Tumor verkleinert werden. Somit vermeidet man, in Grenzbereichen den Schließmuskel entfernen zu müssen. Beim Dickdarmkrebs hingegen beginnt man normalerweise mit einem chirurgischen Eingriff, um den Tumor zu entfernen. Hier macht eine vorgeschaltete Chemotherapie oder Bestrahlung meistens keinen Sinn. Das entnommene Tumorgewebe wird dann von den Pathologen untersucht. „Man schaut sich die Ränder an, wie weit der Tumor ausfranst und wie sehr sich die Zellen bereits verändert haben“, sagt Professor Wege. Je nach Befund gibt es anschließend eine Chemotherapie und / oder (selten) Bestrahlungen, um nicht sichtbare Tumorzellen zu beseitigen. Für die Operationen ist Professor Staib mit seinem Team zuständig. „Oberstes Ziel ist die vollständige Entfernung des Tumors, das nennen wir Radikalität“, sagt der Experte. Das zweitwichtigste Ziel sei, möglichst die Kontinenz (Stuhlhaltefähigkeit) der / des Operierten zu erhalten. Das ist umso schwieriger, je näher der Tumor am Schließmuskel sitzt. „Manchmal lässt sich nicht vermeiden, dass der Schließmuskel beim Eingriff aus Gründen der Radikalität entfernt werden muss“, berichtet der ChefChirurg. „Dann legen wir dem Patienten einen künstlichen Darmausgang, den er unter Umständen sein Leben lang behält.“ Das Darmkrebszentrum stellt einen qualifizierten Stomatherapeuten zur Verfügung, der die Patientin oder den Patienten sowohl vor, als auch nach der Operation intensiv betreut und der, wenn notwendig, auch nach Hause kommt. Manche Patientinnen und Patienten erhalten vorübergehend einen künstlichen Darmausgang. „Als Schutz, damit die Darmnaht in der Nähe des Schließmuskels Professor Dr. Henning Wege >>> „ Darmkrebs ist nicht das Thema für nur eine Disziplin. Für die Therapie brauchen wir das ganze Team.” Dr. Marc Alexander Meinikheim

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