Ausgabe 2 >2023

2 | 2023 Esslinger Gesundheitsmagazin 9 Muskeln und Knochen ab. Man wird wackelig auf den Beinen und schränkt, aus Unsicherheit, die Bewegung auf ein Mindestmaß ein. Gangunsicherheiten verfestigen sich, es droht ein Verlust an Alltagskompetenz und Selbstständigkeit. Um solche gesundheitlichen Kettenreaktionen zu vermeiden, setzt man am Klinikum Esslingen an zwei Stellschrauben an: Unfallchirurg Professor Richter und sein Team wenden möglichst schonende OP-Verfahren an, bei denen der „reparierte“ Knochen bald nach der OP wieder voll belastbar ist. Zusätzlich bekommen die Patientinnen und Patienten therapeutische Unterstützung: „Je früher wir mobilisieren und mit rehabilitativen Maßnahmen wie Ergotherapie, Physiotherapie oder aktivierender Pflege beginnen, desto besser“, so Altersmedizinerin Dr. Wortha-Weiß. Geriatrisches Frührehabilitatives Komplexprogramm Am Klinikum Esslingen nehmen viele frisch Operierte, die älter als 80 sind, an einem Geriatrischen Frührehabilitativen Komplexprogramm teil. Bei jüngeren Patientinnen und Patienten wird individuell geprüft, ob die Behandlung notwendig ist. Zu Beginn der Therapie trifft sich ein Team von Fachleuten aus Neurologie und Geriatrie, Psychologie, Ergotherapie, Logopädie, Physiotherapie sowie speziell geschulten Pflegekräften und Sozialarbeiterinnen. „Gemeinsam schätzen wir bestehende Gesundheitsprobleme ein und legen individuelle Behandlungsziele und einen Behandlungsplan fest. Während der Behandlungsphase bespricht sich das Team regelmäßig“, so Dr. Wortha-Weiß. Das vierzehntägige Programm umfasst mehr als 20 Therapieeinheiten und beginnt möglichst zeitnah nach der Aufnahme ins Krankenhaus oder nach einer Operation. „Die Therapieeinheiten finden auch am Wochenende statt. Wir wollen die Zeit im Krankenhaus bestmöglich nutzen.“ Geriatrisches Screening schon in der Notaufnahme In der Notaufnahme des Klinikum Esslingen wird bei über 70-Jährigen automatisch ein sogenanntes „Geriatrisches Screening“ durchgeführt. „Wir fragen nach Vorerkrankungen, früheren Klinikaufenthalten und der Anzahl von Medikamenten, die jemand einnimmt. Außerdem klopfen wir ab, ob eine Kognitionsstörung vorliegt und ob jemand im Alltag auf Hilfe angewiesen ist“, berichtet Dr. Wortha-Weiß. So kann man bei der Behandlung von Anfang an die richtigen Weichen stellen. Der neue Chefarzt Seit August 2023 leitet Prof. Dr. Peter H. Richter die Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie am Klinikum Esslingen. Der Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie verfügt über die Zusatzbezeichnung Spezielle Unfallchirurgie. Eine breite und umfassende unfallchirurgische und orthopädische Expertise mit zusätzlichen Schwerpunkten in der Wirbelsäulen- und Beckenchirurgie sowie in der Alters- und Kindertraumatologie zeichnen ihn aus. Der erfahrene Chirurg hat lange Jahre an der Klinik für Unfallchirurgie der Universitätsklinik Ulm gewirkt, zunächst als klinischer Oberarzt und schließlich von 2020 bis 2022 als stellvertretender leitender Oberarzt. Anfang 2022 wurde er zum außerplanmäßigen Professor an der Universität Ulm ernannt. Zuletzt arbeitete Professor Richter an einem auf Endoprothetik spezialisierten Orthopädie- Zentrum in Augsburg. >>> Dabei reicht es oft nicht nur, den Knochenbruch zu versorgen: „Viele, die mit einer Fraktur zu uns ins Klinikum kommen, haben weitere, altersbedingte Probleme im Gepäck, wie zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder Demenz. Auch das müssen wir bei der Planung der OP und der Nachversorgung im Blick haben“, so Professor Richter. Ernährung im Blick Ebenfalls im Blick hat man in Esslingen die Ernährungssituation älterer Patientinnen und Patienten. „Eine Mangelernährung hat einen negativen Einfluss auf den Heilungsprozess nach einer OP. Die Betroffenen sind anfälliger für Infektionen und die Wundheilung funktioniert schlechter“, so Professor Richter. „Alte Menschen sind besonders oft von Mangelernährung betroffen. Im Alter lässt das Durst- und Hungergefühl nach.

RkJQdWJsaXNoZXIy NTQxOTA=