Ausgabe 2 >2024

28 Esslinger Gesundheitsmagazin 2 | 2024 vermessen. „Mit der Elastographie, einer Art Mini-Ultraschall, können wir die Steifigkeit der Leber feststellen“, erklärt Professor Wege. Diese Untersuchungsmethode habe sich aus der Käseherstellung entwickelt. „Man hat eine Methode gesucht, den Reifegrad des Camembert zu prüfen, ohne diesen anzustechen“, erklärt Professor Wege. Diese Methode hat man dann auf die Leberuntersuchung übertragen. „Ist die Leber noch weich, ist es gut. Ist sie sehr hart, bedeutet das, dass sie vernarbt ist, also eine Leberfibrose vorliegt.“ In diesem Fall müssen die Patientinnen und Patienten regelmäßig zu weiteren Untersuchungen kommen, um, rechtzeitig zu erkennen, ob eine Leberzirrhose droht. Auch eine Leberzirrhose bedeute nicht automatisch eine schlechte Prognose, sagt der Chefarzt. Aber sie führe dazu, dass die Betroffenen sich schlapp fühlen, weil das Organ nicht mehr so gut arbeitet. Sie können an Gelbsucht erkranken und der Bauch schwillt an. Zudem ist das Risiko, an Leberkrebs zu erkranken, deutlich erhöht. Hepatitis B oder C als Ursache für eine Fettleber Bei jüngeren Patientinnen und Patienten, die weder Übergewicht noch Bluthochdruck haben oder an einer Stoffwechselerkrankung leiden, machen die Ärztinnen und Ärzte bei erhöhten Leberwerten eine ausführliche Untersuchung, um die Ursache für die Fettleber zu finden. Stellt sich eine Hepatitis B oder C heraus, lassen sich diese Erkrankungen laut Professor Wege mittlerweile sehr gut medikamentös behandeln. Bei einer Zöliakie, also einer Glutenunverträglichkeit, müssen die Betroffenen lebenslang auf eine strenge Diät achten. Nicht jeder, der übergewichtig ist, hat eine Fettleber. Und nicht jeder, der eine Fettleber hat, entwickele daraus eine Leberfibrose, stellt Professor Wege klar. „Das betrifft etwa zehn bis 20 Prozent der Menschen mit einer Fettleber.“ Und wer frühzeitig anfange, gegenzusteuern, könne seine Leberwerte verbessern. Auch seltene Erkrankungen werden behandelt Zuständig sind Professor Wege und sein Team aber nicht nur für Patientinnen und Patienten mit einer Fettleber. Auch eher seltene Lebererkrankungen behandeln sie. Knapp 200 Personen stellen sich pro Jahr wegen Krankheiten wie › einer primär biliären Cholangitis – dabei entzünden sich die kleinen Gallenwege der Leber, unbehandelt kann das zu Leberzirrhose führen, › vernarbende Cholangitis, wenn die Gallenwege vernarben oder › einer autoimmunen Hepatitis, wenn das Immunsystem die Leberzellen attackiert, in der Ambulanz der Klinik vor. Diese Krankheiten treten zumeist bereits im jüngeren und mittleren Alter auf. „Sie sind so komplex, dass sie von Spezialisten behandelt werden müssen“, sagt Professor Wege. Deshalb richtet das Klinikum Esslingen für diese Patientinnen und Patienten ab Oktober eine eigene Sprechstunde ein. Eine weitere, eher seltene Erkrankung, ist die Eisenspeicherkrankheit. „Die Leber reguliert den Eisenhaushalt des Körpers“, erklärt der Mediziner. „Bei der Eisenspeicherkrankheit fehlen aber die Sensoren, die messen, wieviel Eisen vorhanden ist.“ Der Experte empfiehlt allen Patientinnen und Patienten mit unklaren Leberwerten dies von Spezialisten abklären zu lassen. Denn: „Die Leber leidet stumm. Sie gibt sehr lange keine Signale, wenn es ihr nicht gutgeht.“ Doch mit den modernen Untersuchungsmethoden lassen sich Erkrankungen wie die Fettleber gut diagnostizieren. Dann können rechtzeitig Therapiemaßnahmen anlaufen. gwn >>> „ Ohne Leber können wir nicht leben. Nach maximal drei Tagen würden Menschen bei einem vollständigen Leberversagen sterben.” Die Leber hat viele Funktionen. Besonders wichtig: Sie siebt Giftstoffe aus dem Körper. Kontakt Klinikum Esslingen Klinik für Allgemeine Innere Medizin, Onkologie/ Hämatologie, Gastroenterologie und Infektiologie Professor Dr. Henning Wege, Chefarzt Telefon 0711 3103-2452 Anmeldung zur Lebersprechstunde mit Überweisung des Arztes und den Laborwerten: leberzentrum@klinikum-esslingen.de

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