2 | 2024 Esslinger Gesundheitsmagazin 29 Herr Dr. Meinikheim, welche Lebererkrankungen behandeln Sie? Die gleichen wie auch das Klinikum Esslingen: Patientinnen und Patienten mit einer Fettleber, Leberfibrosen, Leberzirrhosen oder Leberkrebs. Auch unklare Raumforderungen der Leber werden untersucht und weiter abgeklärt. Darüber hinaus behandeln wir in der Praxis akute und chronische Hepatitis-Erkrankte, darunter auch häufig jüngere Menschen. Wann kommen die Menschen zu Ihnen? Es gibt akute und chronische Formen der Hepatitis. Bei einer akuten Erkrankung haben die Leute manchmal eine Gelbsucht und fühlen sich schlapp. Eine chronische Hepatitis bleibt oft Jahre oder Jahrzehnte unentdeckt, weil die Betroffenen keine Symptome haben. Seit drei Jahren gehört zur Blutuntersuchung beim zweijährlichen Check-up ab 35 beim Hausarzt als Kassenleistung auch ein Screening auf Hepatitis B und C. Seither haben wir mehr Patientinnen und Patienten. Warum muss eine Hepatitis-Erkrankung behandelt werden, wenn sie symptomlos verläuft? Weil sie zu schweren Leberschäden wie Leberzirrhose bis hin zum Leberkrebs führen kann. Dabei sind vor allem die Formen B und C gut behandelbar. Hepatitis C können wir mittlerweile zu 99 Prozent komplett heilen, die Variante B mit gut verträglichen Medikamenten sehr gut in Schach halten. In Deutschland wird seit fast 30 Jahren gegen Hepatitis B geimpft, gleich nach der Geburt. Sorgen bereiten uns erkrankte, ungeimpfte Menschen, die es nicht wissen und das Virus verbreiten könnten. Welche anderen Hepatitisformen gibt es noch? Hepatitis A ist eine typische Reisekrankheit. Sie zieht man sich durch eine Schmierinfektion zu. Zu 99 Prozent heilt sie von alleine aus. Viele Menschen haben dagegen Antikörper im Blut. Das zeigt, dass sie mal eine Virusinfektion durchgemacht haben, ohne es zu bemerken. Hepatitis E kann man sich bei einer Reise in Südostasien holen oder auch beim Verzehr von nicht durchgebratenen Wildschwein- oder Hirschfleisch. Hepatitis D tritt nur selten auf und nur in Kombination mit der B-Variante. Sie ist schwieriger zu behandeln. Wie steckt man sich an? Bei Hepatitis B und C zumeist über Nadeln beim Tätowierer, Piercing oder durch Drogenkonsum. Früher waren auch die Bluter häufig betroffen. Das war aber vor 1989. Erst damals wurde die Variante C überhaupt entdeckt. Auch durch Speichel und Tränenflüssigkeiten kann der Virus übertragen werden. Bei der Geburt von einer Mutter, mit einer chronischen Hepatitis kann es zu einer Übertragung kommen. Wie verbreitet sind Hepatitis-Infektionen? Weltweit sind 350 Millionen Menschen mit der Variante B infiziert. Besonders verbreitet ist der Virus in südlichen Ländern, Afrika, Asien und Südamerika und China. Die Zahl der HepatitisC-Infizierten schätzt man weltweit auf 170 Millionen Menschen. In Deutschland haben wir etwa 400.000 bis 500.000 Fälle. Leider wissen die meisten nichts davon. Wie gesagt: Unentdeckt kann dies zu schweren Lebererkrankungen und zum Tode führen. Aber wir können es gut behandeln, wenn wir die Krankheit rechtzeitig erkennen. Deshalb sollte jede Patientin und jeder Patient die Möglichkeit des Screenings bei ihrer bzw. seiner Hausarztpraxis auf Hepatitis B und C in Anspruch nehmen. Das Gespräch führte Gerlinde Wicke-Naber Experten-Interview: Hepatitis ist gut behandelbar Kontakt Dr. Marc Alexander Meinikheim Niedergelassener Facharzt für Innere Medizin / Gastroenterologie Plochinger Straße 81, 73730 Esslingen Telefon 0711 314242 Anlaufstelle für Menschen mit Lebererkrankungen ist nicht nur das Klinikum Esslingen. Auch Internisten, Gastroenterologen und Hepatologen sind spezialisiert für Erkrankungen der Leber. Dr. Marc Alexander Meinikheim betreibt eine Praxis in Esslingen und berichtet aus seinem Alltag.
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