Ausgabe 2 >2025

2 | 2025 Esslinger Gesundheitsmagazin 11 werden, da sonst eine sogenannte spinale Ischämie droht. Dabei wird das Rückenmark nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt, weshalb es zu einer Querschnittslähmung kommen kann. Mit einem sogenannten zweiseitigen Vorgehen kann man das Rückenmark an eine Minderversorgung mit Sauerstoff „gewöhnen“. Dabei entstehen kleine Kollateralnetzwerke (Umgehungskreisläufe), die die Sauerstoffversorgung des Rückenmarks während des zweiten Eingriffs übernehmen. Also setzte Professor Demirel mit seinem Team dem Patienten in einer ersten OP Mitte Juni zunächst die Aorten-Prothese mit drei Stents für die beiden Eingeweidearterien und nur eine Nierenarterie und ließ den 4. Seitenarm für die andere Nierenarterie frei. „Der Eingriff war minimalinvasiv und verlief gut“, sagt Ullrich Kowald. Er hat auch schon andere Erfahrungen gemacht. Seine Aorta-OP vor zehn Jahren war eine offene Operation, bei der der Bauch aufgeschnitten wurde. „Die Erholungsphase danach dauerte deutlich länger“, berichtet der Plochinger. Zweite OP wird abgebrochen Nach dem ersten Eingriff gab es eine Karenzzeit, in der sich das Rückenmark an eine Reduktion der Sauerstoffversorgung gewöhnen konnte. Dann wurde die zweite OP angesetzt, um auch über den 4. Seitenarm einen Stent in die verbliebene Nierenarterie zu implantieren. Ziel war es, die Ausbuchtung der Aorta komplett vom Blutfluss abzukoppeln. Doch während des Eingriffs, der durch einen etwa 2 cm langen Schnitt in der Leistengegend erfolgte, stellten die Chirurgen fest, dass der Seitenarm der Spezialprothese offenbar fast komplett verschlossen war. Es gelang ihnen nicht, den Prothesenarm von der Leistenarterie aus mit einem Arbeitsdraht zu passieren, beziehungsweise zu sondieren. Der Eingriff wurde abgebrochen und die Operateure besprachen mit Ullrich Kowald einen notwendigen dritten Eingriff über die Armarterie. Erfolgreiche dritte OP Beim nächsten OP-Versuch gelang es dem Team um Professor Demirel, über die Armarterie mit einem speziellen Katheter „ Eine Prothese von der Stange gibt es nicht. Jeder Patient ist anders. Und wir müssen für jeden einzelnen die Prothese anpassen.” Kontakt Klinikum Esslingen Gefäßzentrum Prof. Dr. Serdar Demirel, FEBVS, MHBA Chefarzt der Klinik für Gefäß- und Endovaskularchirurgie Leiter des Gefäßzentrums Telefon Sekretariat: 0711 3130-2701 gefaesszentrum@klinikum-esslingen.de 3-D Rekonstruktion der Aorta vor der minimal- invasiven Therapie 3-D Rekonstruktion nach Abschluss der minimal- invasiven Therapie Prof. Dr. Serdar Demirel und Draht bis zur betroffenen Arterie durchzudringen und über den vierten Seitenarm der Spezialprothese den letzten Stent korrekt zu platzieren. Operationen dieser Art sind im Landkreis Esslingen erst seit kurzem möglich. Dafür braucht es ausgewiesene Experten wie Professor Demirel. Drei bis vier Stunden dauert ein solcher Eingriff, den der Spezialist gemeinsam mit zwei anderen Ärzten durchführt. Wichtig sei vor allem, dass für jede Patientin und jeden Patienten eine individuelle Lösung gefunden werde, betont der Chirurg. „Eine Prothese von der Stange gibt es nicht. Jeder Patient ist anders. Und wir müssen für jeden einzelnen die Prothese anpassen.“ Vorbildliches Personal Ullrich Kowald hat sich im Klinikum Esslingen sehr wohlgefühlt. „Nicht nur das Ärzteteam um Professor Demirel, auch die Pflegekräfte auf der Station, im OP, auf der Intensivstation und im Aufwachraum waren alle sehr freundlich und bemüht, dass es mir gut geht.“ Bereits zwei Tage nach dem letzten Eingriff konnte der 70-Jährige die Klinik verlassen. „Ich fühle mich sehr gut“, sagte er drei Tage nach dem Eingriff im Telefoninterview. „Wenn ich nicht Rentner wäre, würde ich nächste Woche wieder an meinem Arbeitsplatz stehen.“ ast

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