2 | 2025 Esslinger Gesundheitsmagazin 19 Dr. Gunter Joas Je nach Schwere und Situation bietet das Klinikum Esslingen verschiedene Angebote an: ambulante Betreuung in der Psychiatrischen Institutsambulanz (PIA), teilstationäre Therapie in der Tagesklinik, vollstationäre Behandlung auf den Stationen oder die innovative stationsäquivalente Behandlung (StäB) – bei der das Team die jungen Patienten zuhause im Familienalltag behandelt. Erster Anlaufpunkt: Die Psychiatrische Institutsambulanz (PIA) In der Regel ist die PIA die erste Anlaufstation für Eltern, wenn sie in Sorge um ihr Kind sind. „Eltern bemerken oft als Erste, wenn ihr Kind sich verändert: Rückzug, Leistungsabfall, Ängste, Aggressionen oder Probleme in Schule und Freundeskreis können Hinweise sein. Dann sollten sie nicht lange zögern und früh Hilfe holen. Eltern haben da meist ein feines Gespür“, erläutert der Chefarzt. „Selbstverständlich können sich Jugendliche, die in seelischen Notlagen sind, auch direkt an uns wenden. Kinder- und Jugendpsychiatrie bedeutet nicht ‚die letzte Chance’, sondern kann ein ‚erster Schritt’ sein, sich von alten Verhaltensweisen zu trennen und etwas Neues – wahrscheinlich Besseres – auszuprobieren.“ Das interdisziplinäre Team bietet eine umfassende Diagnostik und individuelle Beratung an: „Wir prüfen, ob eine ambulante Therapie ausreicht, oder ob eine tagesklinische oder stationäre Behandlung notwendig ist.“ Dabei arbeitet die PIA eng mit Jugendhilfe, Schulen und Therapeuten zusammen. „Wichtig ist uns, dass die Kinder und Jugendlichen in alle Entscheidungen eingebunden werden und der Aufnahme zustimmen.“ Auch nach einem Klinikaufenthalt bietet die PIA eine Nachbetreuung an, um den Wiedereinstieg ins alltägliche Leben zu erleichtern. Tagesklinik: vertrauter Alltag und Struktur Elf Plätze umfasst die Tagesklinik am Klinikum Esslingen. Hier werden Kinder und Jugendliche tagsüber behandelt, leben ihren Alltag und abends können sie nach Hause gehen. Es gibt einen offenen Küchenbereich, Sofaecken, ein Atelier für Kunsttherapie und ein Zimmer mit vielen Instrumenten für die Musiktherapie. Die Töpferwerkstatt sorgt für ein kreatives Umfeld. „Der Tag beginnt mit einem gemeinsamen Frühstück und der Morgenrunde. Nach der Klinikschule, dem Mittagessen und den Hausaufgaben finden unsere Einzel- und Gruppentherapien, Kreativ- und Bewegungstherapien statt“, erzählt Dr. Joas. Klinikschule als fester Bestandteil Um den Anschluss an die Heimatschule nicht zu verlieren, gibt es am Klinikum eine eigene Schule für Kranke. Die Lehrerinnen und Lehrer unterrichten in Kleingruppen und orientieren sich am Stoff der Heimatschule. „Die Schule ist ein fester Teil des Tagesablaufs“, erklärt Dr. Joas. „Die enge Zusammenarbeit zwischen Klinikschule und Heimatschule sorgt dafür, dass die Schüler keinen Lernstoff verpassen, motiviert bleiben und die Wiedereingliederung nach der Therapie gut bewältigen.“ >>> „ Eltern bemerken oft als Erste, wenn ihr Kind sich verändert: Rückzug, Leistungsabfall, Ängste, Aggressionen oder Probleme in Schule und Freundeskreis können Hinweise sein.”
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