20 Esslinger Gesundheitsmagazin 2 | 2025 >>> „Nach Schule und Hausaufgaben führen wir regelmäßige Eltern- und Familiengespräche.“ Auch tiergestützte Therapien, zum Beispiel mit Hunden, gehören zum Behandlungsspektrum. „Unser Stationshund bringt Heiterkeit und Entspanntheit auf Station für die Kinder und Jugendlichen, die einen sehr strukturierten Alltag haben. Er spürt zum Beispiel, wenn jemand eine Angstattacke hat.“ Reittherapie setzen die Therapeutinnen und Therapeuten bei der Einzeltherapie ein, zum Beispiel bei Kontakt- oder Angststörungen. Um die sozialen Kompetenzen zu fördern, das Selbstbewusstsein und die Selbstwirksamkeit der Kinder und Jugendlichen zu stärken, gibt es spezielle erlebnispädagogische Angebote wie therapeutisches Bogenschießen, Klettern oder Kanufahren. Stationäre Behandlung: Lebensgemeinschaft auf Zeit Ist die Behandlung in der Tagesklinik nicht ausreichend, stehen den Kindern und Jugendlichen 36 Betten auf den vier Stationen zur Verfügung. „Wir arbeiten mit dem sogenannten milieutherapeutischen Ansatz“, erklärt Dr. Joas. „Dabei bilden Patienten, Pflegekräfte, Psychologen, Ärzte und alle anderen des Behandlungsteams eine Lebensgemeinschaft auf Zeit.“ Dies gibt den Kindern und Jugendlichen Struktur, aktiviert und motiviert sie und sie fühlen sich eingebunden. Gemeinsam erarbeiten sie Regeln oder planen den Tages- und Wochenablauf. „Sie können den Stationsalltag aktiv mitgestalten, was ihre Autonomie, Kommunikationsfähigkeit und ihre sozialen Kompetenzen fördert.“ Auch für sie gibt es nach der Schule Einzel- und Gruppentherapien, Erlebnispädagogik sowie Kreativ- und Bewegungstherapien mit Sport und Schwimmen. „Besonders beliebt ist unsere Dachterrasse: dort können Jugendliche Basketball und Fußball spielen, Jüngere auf dem Spielplatz mit der Wasserbahn spielen, andere in den Hochbeeten gärtnern oder einfach zur Ruhe kommen. Wir ermöglichen den Kindern und Jugendlichen so viel Normalität wie möglich. Es wird gemeinsam gespielt und gekocht. Das Leben in der Gemeinschaft hilft, den Alltag zu bewältigen, stärkt den Einzelnen in der Gruppe und fördert situationsübergreifendes Lernen“, sagt der Psychiater. Die Familien werden durch regelmäßige Eltern- und Familiengespräche in die Behandlung miteinbezogen. „Wenn möglich, dürfen die Kinder und Jugendlichen an den Wochenenden nach Hause, um ihre Belastbarkeit im häuslichen Rahmen zu erproben“, so Dr. Joas. Denn es sei wichtig, gute Übergänge zu schaffen. Die Kinder müssen nach der Therapie, wieder gut in ihr Leben zurückfinden. Krisenmanagement rund um die Uhr „Jede Nacht kommen drei bis vier Kinder zu uns mit akuten psychiatrischen Krisen, oft suizidale Notfälle“, berichtet Dr. Joas. „Diese Krisen entstehen meist durch belastende Lebenssituationen, etwa Trennungen oder Liebeskummer. Wir bieten hier schnelle Hilfe und Notfallplätze.“ Die Kinder bleiben meist zwei bis drei Tage, um sich zu stabilisieren, bevor weitere Therapieschritte geplant werden. Die Notfallplätze sind bewusst in den Stationsbetrieb integriert, damit die Betroffenen nicht stigmatisiert werden“, so Dr. Joas. „Etwa 60 Prozent der Kinder und Jugendlichen, die wir stationär betreuen, hatten den Erstkontakt durch einen Notfall.“ Wertschätzung und ein starkes Team „Transparenz und Wertschätzung werden bei uns während des gesamten Behandlungszeitraums großgeschrieben: mit den Kindern, Jugendlichen und ihren Familien und untereinander im Team.“ Diese Haltung tragen alle: von den Ärztinnen, Psychologinnen, Kunst- und Bewegungstherapeutinnen bis zu den Heilerziehungspflegerinnen und psychiatrisch geschulten Kinderkrankenschwestern und -pflegern. „Zu dieser Atmosphäre trägt die Reinigungskraft genauso bei wie ich als Chefarzt“, sagt Dr. Joas und fügt nicht ohne Kunsttherapie im Atelier oder in der Töpferwerkstatt, Musik- und Bewegungstherapien und Erlebnispädagogik gehören zum Angebot.
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