Ausgabe 2 >2025

2 | 2025 Esslinger Gesundheitsmagazin 21 Stolz hinzu: „Das Behandlungsteam ist das Großartigste, was wir in den letzten Jahren geschaffen haben.“ Mehr und jüngere Patienten „Was uns sehr besorgt, ist, dass die Fallzahlen steigen und immer mehr jüngere Kinder betroffen sind“, berichtet Dr. Joas. Studien bestätigen den Anstieg von Depressionen, Angst- und Essstörungen, vor allem bei Mädchen. Jungs zeigen oft eher aggressives Verhalten oder Hyperaktivität. Ein Grund dafür ist laut Dr. Joas die CoronaKrise: „Die Pandemie hat alles, was zuvor schon da war, wie ein Brennglas sichtbar gemacht. Für Kinder waren die Einschränkungen wesentlich gravierender als für uns Erwachsene.“ Die Kinder konnten viele Erfahrungen nicht machen wie Schulausflüge, Schullandheimbesuche, Vereinssport, soziale Kontakte pflegen. Auch das Einsamkeitsgefühl der Kinder habe zugenommen. Schulverweigerung als Warnsignal Ein großes Problem ist der sogenannte Schulabsentismus: Immer mehr Kinder verweigern den Schulbesuch. „Das ist ein wichtiges Warnsignal. Eltern und Kinder sollten früh Hilfe suchen, bevor sich eine psychische Erkrankung manifestiert oder chronifiziert“, mahnt Dr. Joas. Die Klinik will deshalb die Zusammenarbeit zwischen Schule, Klinik, Jugendhilfe und sozialen Diensten weiter verbessern – auch durch aufsuchende Angebote zuhause. Lange Wartelisten und innovative Lösungen Derzeit stehen über 200 Kinder und Jugendliche auf der Warteliste für eine Behandlung am Klinikum Esslingen „Deshalb haben wir die SchulabsentismusSprechstunde in der PIA eingerichtet, wo wir Erstberatungen anbieten und passende Maßnahmen anstoßen“, berichtet Dr. Joas. Sehr erfolgreich sei auch die Multi-Familien-Therapie (MFT), bei der betroffene Familien in der Gruppe Erfahrungen austauschen können. StäB: Therapie zuhause Zeigt sich in der PIA, dass dies nicht genügt, bietet das Klinikum Esslingen eine weitere innovative Therapie an: die Stationsäquivalente Behandlung, kurz StäB. Dabei werden Kinder und Jugendliche mit psychischen Erkrankungen zuhause im vertrauten Umfeld behandelt. „Das bedeutet: Jemand aus unserem siebenköpfigen StÄB-Team kommt täglich, auch an Wochenenden und Feiertagen, in die Familien“, erläutert Dr. Joas. Diese intensive Betreuung erlaubt es, den Alltag mitzuerleben. „Die Kinder führen ihr Leben weiter, wir sehen Ressourcen und unterstützen, wenn es schwierig wird.“ Voraussetzung ist, dass die Familien maximal 30 Minuten entfernt vom Klinikum wohnen. Die KJP Esslingen war bundesweit die zweite Klinik, die dieses Angebot entwickelt hat“, so Dr. Joas. Mitarbeitende anderer Kliniken kommen ins Klinikum Esslingen zur Hospitation. Nachsorge im Versorgungsnetz „Wir sind für den gesamten Landkreis Esslingen mit 540.000 Einwohnern zuständig“, erklärt der Chefarzt. „Sehr wichtig für eine gute Versorgung ist unser großes Netzwerk, das uns hilft, gute Übergänge vom stationären Aufenthalt zurück ins häusliche Umfeld zu ermöglichen.“ Diese werden durch Belastungserprobungen an Wochenenden und eine ambulante Nachbetreuung in der PIA begleitet. Es besteht ein enger Austausch und eine gute Zusammenarbeit mit den Kooperationspartnern im Landkreis wie Kinderärzten, niedergelassenen Therapeuten und Kinder- und Jugendpsychiatern, Jugendhilfe, Beratungsstellen und Schulpsychologen. Je früher, desto besser „Je früher wir mit der Behandlung beginnen, desto besser unsere Therapieerfolge“, so Dr. Joas. Daher rät er Eltern: „Achten Sie auf kleine Veränderungen, die auf seelische Probleme hinweisen: Rückzug, Leistungsabfall, veränderte Freundschaften oder starke Stimmungsschwankungen. Jugendliche verhalten sich oft widersprüchlich: ‚Lass mich in Ruhe‘ und gleichzeitig ‚Keiner kümmert sich um mich‘. Verlassen Sie sich auf Ihr Gespür und kommen Sie lieber früher als zu spät.“ ast Kontakt Klinikum Esslingen Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie Dr. Gunter Joas Chefarzt Telefon 0711 3103-3201 kjpp@klinikum-esslingen.de PIA Klinikum Esslingen Telefon 0711 3103-3290 „ Was uns sehr besorgt, ist, dass die Fallzahlen steigen und immer mehr jüngere Kinder betroffen sind.” In Einzel- und Gruppentherapien behandeln Dr. Joas und sein Team Kinder, die zum Beispiel an Depressionen, Angst- und Essstörungen leiden oder den Schulbesuch verweigern.

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