Ausgabe 2 >2025

8 Esslinger Gesundheitsmagazin 2 | 2025 Beides ist notwendig: Minimalinvasive OP und Schneiden Mittlerweile hat sich in Deutschland die Schlüsselloch-Chirurgie weitgehend durchgesetzt. Durchaus ein Erfolg, betont Professor Demirel. Doch die Folge sei, dass es nur noch wenige Expertinnen und Experten gebe, die auch die klassischen OP-Methoden beherrschten. Professor Demirel kann beides: Die minimalinvasiven Methoden genauso wie die traditionellen Schnitt-Operationen, die er während seiner universitären und klinisch-operativen Ausbildung an der Uniklinik Heidelberg erlernt hat. Zentrum für das ThoracicOutlet-Syndrom Eine besondere Form des Gefäßverschlusses ist das Thoracic-Outlet-Syndrom (TOS). „Es entsteht bei einer angeborenen Enge im Bereich des oberen Brustkorbes und betrifft häufig junge erwachsene Menschen.“ Dabei ist der Bereich zwischen dem Schlüsselbein und der 1. Rippe, wo die Gefäße zum Arm ziehen, zu eng. Diese Enge führt dazu, dass Blutgefäße eingeklemmt werden. Die Betroffenen haben zum Beispiel Taubheitsgefühle im >>> Arm und der Hand, insbesondere unter Belastung und bei Kopfüberarbeiten. Die Gefäßchirurgie am Klinikum Esslingen ist eine von wenigen Kliniken deutschlandweit, die das TOS-Syndrom regelmäßig behandelt und somit die entsprechende Expertise hat. „Unsere Patienten kommen deshalb nicht nur aus der Region, sondern auch aus verschiedenen anderen Bundesländern“, berichtet der Chirurg. Bei einer OP wird zunächst die überflüssige Rippe entfernt. Später müssen dann die verengten Blutgefäße behandelt werden und sollte die Arterie oder die Vene bereits dauerhaft geschädigt sein, ein entsprechender Eingriff oder ein Katheterverfahren vorgenommen werden. Aktuell behandelt Professor Demirel im Klinikum Esslingen einen 18-jährigen Leistungsschwimmer mit dem TOS-Syndrom. „Wegen des intensiven Trainings mit entsprechendem Muskelaufbau sind bei ihm die Symptome bereits früh aufgetreten. Er konnte seinen Sport nicht mehr schmerzfrei ausüben.“ Kürzlich hat Professor Demirel dem jungen Mann die Rippe entfernt. Weitere Untersuchungen und Behandlungen stehen an. Aber der Experte ist zuversichtlich, dass der Sportler „bald wieder trainieren kann.“ Aneurysmen präventiv operieren Ein weiterer Schwerpunkt der Esslinger Gefäßmedizin ist die Therapie von Aneurysmen. Ein Aneurysma ist eine Überdehnung der Aortenwand. An manchen Stellen leiert die Wand aus. Aneurysmen der Aorta können an verschiedenen Körperstellen auftreten. Viele befinden sich im Bauchraum, manche auch in der Brustschlagader. Solange das Aneurysma noch klein ist, ist das Risko für die Betroffenen gering. Sobald es eine gewisse Größe überschreitet, wird es jedoch zu einer tickenden Zeitbombe und kann jederzeit platzen. 5,5 Zentimeter bei Männern und 5 Zentimeter Durchmesser des Aneurysmas bei Frauen ist die Grenze. „Ab dieser Größe ist das Risko, dass das Aneurysma platzt größer, als die Gefahr für den Patienten bei einer Krankenhausbehandlung zu versterben“, erklärt Professor Demirel. Die Aneurysma-OP sei deshalb ein präventiver Eingriff. „Wenn ein Aneurysma erst einmal geplatzt ist, besteht fast keine Überlebenschance mehr“, sagt der Experte. 90 Prozent der Patientinnen und Patienten würden dann das Krankenhaus nicht mehr rechtzeitig erreichen. Das Gefährliche an Aneurysmen ist, dass sie zumeist unentdeckt bleiben und die Betroffenen davon nichts wissen oder spüren. „Oft wird erst bei einer Ultraschalluntersuchung oder einer CT/MRTUntersuchung wegen einer anderen Erkrankung das Aneurysma zufällig entdeckt“, erklärt Professor Demirel. „Fünf bis sieben Prozent aller Männer über 65 Jahre tragen ein Aneurysma unterschiedlichen Durchmessers in sich“, sagt der Chirurg. Erst kürzlich gelang dem Team um Professor Demirel ein bahnbrechender Eingriff: Einem Patienten mit einem Aneurysma, das sich über den Bauch- sowie den Brustbereich erstreckte, wurde als Ersatz für die komplette Aorta eine maßPatientinnen und Patienten mit sogenannten „offenen Beinen“, also nässenden Wunden, zumeist an den Beinen, die über Monate oder gar Jahre nicht heilen, werden mit einer speziellen Therapie behandelt.

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